Der fast vergessene Weltklasse-Keeper
Die Milan-Stars hatten keine Chance, dabei waren die Elfmeter von Theo Hernández und Tammy Abraham durchaus platziert geschossen. Aber David de Geas blitzschnelle Reflexe waren einfach besser.
Zunächst tauchte der Keeper der AC Florenz kurz vor der Pause in die von ihm aus gesehen linke Ecke ab und verhinderte den Einschlag, dann fischte der Spanier kurz nach der Pause auch den nächsten Strafstoß aus seinem rechten Eck.
Für die Gazzetta dello Sport waren höhere Mächte im Spiel. „Er hypnotisierte sowohl Theo Hernandez als auch Abraham“, schrieb die Sportzeitung und betitelte de Gea als „ein Monster im Elfmeterschießen“.
De Gea wird in Florenz zum Elferkiller
Dabei war de Gea schon vieles in seiner Karriere - nur der Ruf eines Elferkillers eilte dem mittlerweile 33-Jährigen eigentlich nicht voraus. In seinen zwölf Jahren bei Manchester United parierte de Gea von 38 Strafstößen in der Premier League nur fünf.
Nimmt man seinen gehaltenen Versuch im Elfmeterschießen in der Conference-League-Quali gegen Puskas Akademia hinzu, hat er in den wenigen Wochen seit seiner Ankunft in Italien schon drei Elferparaden vorzuweisen.
Beim spektakulären 2:1-Erfolg gegen Milan leitete de Gea zudem mit einem weiten Ball das Siegtor von Albert Gudmundsson ein. Doch vor allem wegen der gehaltenen Strafstöße war der ehemalige spanische Nationaltorhüter hinterher der gefeierte Held.
Die Lobeshymnen waren ihm fast etwas unangenehm. „Es war ein unglaublicher Abend. Wir arbeiten seit Monaten wirklich hart, ich möchte lieber darüber sprechen als über die gehaltenen Elfmeter. Wir wollten die Fans glücklich machen“, sagte de Gea bei DAZN.
De Gea schafft historisches Kunststück
Dass ein Torhüter in einem Serie-A-Spiel gleich zwei Elfmeter pariert, war zuletzt vor über acht Jahren der Fall. Der frühere Lazio-Keeper Federico Marchetti schaffte dieses Kunststück am 8. Mai 2016 gegen Carpi.
Für de Gea war es am Sonntagabend im Artemio Franchi eine unerwartete Sternstunde. Nach seinem Aus bei Manchester United im Sommer 2023 war der Spanier über ein Jahr vereinslos, ehe er im Spätsommer bei der Fiorentina unterschrieb und begeistert empfangen wurde. Sein Vertrag läuft zunächst bis Saisonende, beinhaltet zudem eine Option auf ein weiteres Jahr.
Dass er in der Zwischenzeit nichts verlernt hat, bewies er mit seinen Elferparaden gegen Milan eindrucksvoll. „De Gea war nie weg“, schrieb die Marca.
In seiner Heimat wurde sein Comeback ebenfalls interessiert verfolgt. Die Lobeshymnen klangen überall ähnlich. Für die AS war de Gea schlicht „spektakulär“ - und die Sport rief den „Held gegen Milan“ aus.
Teamkollegen feiern „Legende“ de Gea
Mit einem Posting in den Sozialen Medien ließ de Gea durchblicken, dass ihm seine Glanztaten doch einiges bedeuten. „Begonnen in Spanien, geformt in Manchester, jetzt liebe ich es in Italien“, schrieb de Gea.
Seine Teamkollegen antworteten auf sein Instagram-Posting ebenfalls mit Huldigungen. Für Außenverteidiger Dodo war er ein „Phänomen“, Mittelfeldspieler Yacine Adli bezeichnete ihn schlicht als „Legende“.
Es scheint, als habe de Gea in der Toskana sein Glück vorerst gefunden. 2011 verließ der gebürtige Madrilene seinen Jugendklub Atlético, um bei Manchester United das schwere Erbe von Edwin van der Sar anzutreten.
Trotz anfänglicher Schwierigkeiten etablierte sich de Gea bei den Red Devils als Stammkeeper, gewann unter anderem 2013 den bis heute letzten Meistertitel mit dem englischen Rekordmeister.
Auch Bayern dachte wohl über de Gea nach
Für Wirbel sorgte sein in den letzten Minuten des Transferfensters geplatzter Wechsel zu Real Madrid 2015. De Gea blieb letztlich in Manchester und stand in insgesamt 545 Pflichtspielen im United-Tor - ein nach wie vor gültiger Klub-Rekord für ausländische Spieler.
Nachdem sich 2023 die Wege von de Gea und United getrennt hatten, soll zwischenzeitlich auch der FC Bayern während der langen Verletzung von Manuel Neuer über eine Verpflichtung nachgedacht haben. Am Ende holten die Münchner dann aber Daniel Peretz.
Und de Gea pausierte weiterhin, begleitet von Gerüchten um ein Karriereende. Ein Wechsel nach Saudi-Arabien war für ihn keine Option, er wollte sich noch einmal auf hohem Niveau als Nummer eins beweisen. Und diesen Beweis hat de Gea bereits in wenigen Wochen in Florenz erbracht.