Kommission will Stopp von Experimenten zur Abschwächung von Sonneneinstrahlung

Ein Gremium aus Vertretern internationaler Organisationen und ehemaligen Politikern hat einen vorläufigen Stopp von Experimenten mit technischen Methoden zur Abschwächung der Sonneneinstrahlung gefordert. (JUAN BARRETO)
Ein Gremium aus Vertretern internationaler Organisationen und ehemaligen Politikern hat einen vorläufigen Stopp von Experimenten mit technischen Methoden zur Abschwächung der Sonneneinstrahlung gefordert. (JUAN BARRETO)

Ein Gremium aus Vertretern internationaler Organisationen und ehemaligen Politikern hat einen vorläufigen Stopp von Experimenten mit technischen Methoden zur Abschwächung der Sonneneinstrahlung gefordert. Zwar solle die Forschung zum sogenannten solaren Strahlungsmanagement (SRM) vorangetrieben werden, erklärte die Climate Overshoot Commission am Donnerstag. Dies müsse jedoch unter internationaler Aufsicht und strengen Umweltschutzregeln geschehen.

Das SRM hat eine Verlangsamung der Erderwärmung zum Ziel. Die Abschwächung der Sonneneinstrahlung kann dabei unter anderem mit der Einleitung von Aerosolen in die Stratosphäre erreicht werden.

"Wir brauchen ein Moratorium", erklärte Kommissionsmitglied Laurence Tubiana von der European Climate Foundation. "Wir kennen die Risiken, das ist kein Allheilmittel." Bislang gibt es keine formelle globale Regelung für die Entwicklung oder den Einsatz solcher Technologien.

Da es ungeachtet des Klimawandels und der Erderwärmung nicht gelungen ist, die Treibhausgasemissionen in ausreichendem Maße zu reduzieren, gibt es Stimmen, die SRM als eine Lösung ansehen. Vor einigen Jahren wurde sogenanntes Solar Geoengineering noch weitgehend als unnötig riskant angesehen.

Zu den Methoden zur Veränderung der Sonneneinstrahlung gehört die Aufhellung von Wolken über den Meeren, indem diese mit Salzpartikeln aus dem Ozean angereichert werden. Zudem könnten riesige Spiegel im Weltall platziert werden, um das Sonnenlicht von der Erde wegzureflektieren. Die Technik mit dem größten Potenzial besteht darin, Aerosole in die Stratosphäre zu leiten, um das Sonnenlicht zurück ins All zu reflektieren.

Bereits seit langer Zeit ist bekannt, dass das Einbringen einer großen Menge reflektierender Partikel in die Stratosphäre den Planeten abkühlen könnte. Die Natur hat es vorgemacht: Partikel des 1991 ausgebrochenen Vulkans Pinatubo auf den Philippinen senkten die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde für mehr als ein Jahr.

Kritiker warnen jedoch vor möglichen unerwünschten Nebenwirkungen. Eine herbeigeführte Abschwächung der Strahlungskraft der Sonne würde möglicherweise die Monsunregenfälle in Südasien und Westafrika unterbrechen. Das wiederum würde Ernten zerstören, die für Millionen Menschen von großer Bedeutung sind.

Fachleute sorgen sich aber auch um den sogenannten Abbruchschock. Dieser könnte eintreten, wenn die Anreicherung der Atmosphäre mit sonnenlichtabweisenden Partikeln plötzlich eingestellt würde. Dadurch könnte sich die Erdoberfläche schnell aufheizen.

Das Klima hat sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts bereits um fast 1,2 Grad Celsius erwärmt, was die Intensität, Häufigkeit und Dauer von Hitzewellen, Dürren und Stürmen erhöhte.

Das 2015 geschlossene Pariser Klimaabkommen sieht vor, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad zu begrenzen. Im Jahr 2018 kam der Weltklimarat IPCC zu dem Ergebnis, dass die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43 Prozent sinken müssten, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

mhe/ju