Die nächste Red-Bull-Revolution läuft
Der Vuelta-Erfolg von Primoz Roglic und die Stärke von Emporkömmling Florian Lipowitz sollen erst der Anfang gewesen sein. Red Bull mit Teammanager Ralph Denk hat große Ambitionen, nach dem Einstieg beim seit 2018 mit einer Pro-Lizenz ausgestatteten Team BORA-hansgrohe eine neue Radsport-Ära zu prägen. Die nächste Etablierung eines Teams im Spitzensport des österreichischen Konzerns hat begonnen.
Mit Red Bulls Finanzkraft wären genügend Mittel vorhanden, um eine Abwerbeoffensive zu starten und den Weg nach oben zu beschleunigen. So wird Remco Evenepoel, der Vuelta-Gesamtsieger von 2022 und zweifache Olympiasieger von Paris seit längerer Zeit als potenzieller Star-Neuzugang bei Red Bull-Bora-Hansgrohe gehandelt.
Mit dem nun viermaligen Vuelta-Sieger Roglic, der auch schon den Giro d‘Italia gewann und bei der Tour de France aufs Podium fuhr und Shootingstar Lipowitz sind bereits Weltklasse-Fahrer vorhanden.
„In ihm schlummert noch viel Potenzial“
Roglics Edelhelfer Lipowitz, der mit seinem „stattlichem Oberkörper“ laut Boss Denk ausreichend Zeit bekommen solle, um in Ruhe reifen zu können, weckt mit seinen für alle überraschenden Leistungen Hoffnungen auf goldene Radsportzeiten des bayrisch-österreichischen Teams.
„Ich denke, er hat in diesen drei Wochen viel von Primoz gelernt. Primoz hat einige Dinge sehr klar und direkt angesprochen, als es mal Abstimmungsprobleme am Berg gab“, so Denk nach dem Abschluss der dreiwöchigen Spanien-Rundfahrt weiter. „In ihm schlummert noch viel Potenzial“
Leistungen wie jene vom Ex-Biathleten Lipowitz, der erst vor vier Jahren in den Radsport einstieg, werden bei den Bossen wohlwollend registriert. Dabei will sich der Konzern aus Österreich auch bei diesem sportlichen Großprojekt treu bleiben und vor allem die Juwelen der Sportart für sich gewinnen. Hierfür wurde ein neues U23-Continental-Team ins Leben gerufen, das ab 2025 junge Talente fördern und auf größere Herausforderungen vorbereiten soll.
Große Möglichkeiten durch RB-Netzwerk
In der Formel 1 genoss mittlerweile die Mehrheit der Stammfahrer die Ausbildung in der sogenannten „Red Bull Driver Academy“, das NLZ in Salzburg setzt Maßstäbe in der Eishockeyausbildung und auch im Fußball sicherte man sich über Kooperationen früh Rohdiamanten wie Bayerns Konrad Laimer, Liverpool-Star Dominik Szoboszlai oder Leipzigs Benjamin Sesko.
Derartige Strategien sollen durch den Red-Bull-Einstieg auch für den Radsport zugänglich gemacht werden, wo sich zuletzt lediglich ein Mitarbeiter um das gesamte Scouting des Teams, das vor dem RB-Einstieg in sechs Jahren Erstklassigkeit lediglich einen Grand-Tour-Gesamtsieg erringen konnte: Jai Hindley gewann 2022 den Giro-d‘Italia.
Beim OMR-Podcast gab Ralph Denk im Frühjahr Einblick in die neue Radsportstrategie nach dem RB-Deal, für den viele Kontrahenten ihn beneiden würden. Dabei kamen auch überraschende Gedankenspiele zutage. So sei das gezielte Scouting nach physiologisch überragenden Athleten, die zum Beispiel vermehrt im kenianischen Hochgebirge anzutreffen seien, eine echte Option.
Ist das Gute ganz nah?
Doch vielleicht muss gar nicht so weit in der Ferne gesucht werden, wenn das Gute mit der neuen Tour-Hoffnung Lipowitz vielleicht so nah ist. Fest steht jedenfalls: Die Kombination aus der Entwicklung junger Fahrer und strategischen Transfers soll Red Bull-Bora-hansgrohe schon bald an die Spitze führen und zum Ende der Dominanz von Jumbo-Visma und UAE Team Emirates führen.
Die Konkurrenz dürfte gewarnt sein. Denn bereits in anderen Sportarten dauerte die Verdrängung und Etablierung von Red Bull deutlich kürzer als von vielen Experten vorhergesagt.