Nordkoreas Machthaber Kim besucht Flugzeugfabrik im Osten Russlands
Bei seiner Russland-Reise hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un am Freitag eine Flugzeugfabrik im Fernen Osten des Landes besucht. In Komsomolsk am Amur besichtigte er die Produktion von russischen Kampfflugzeugen vom Typ Suchoi Su-35 und Su-57, wie es in einer Erklärung der russischen Regierung aus Moskau hieß. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte derweil angesichts von Mutmaßungen über bilaterale Waffengeschäfte, während Kims Russland-Besuch seien keinerlei schriftliche Vereinbarungen getroffen worden.
Dem Kreml zufolge wohnte Kim während des Rundgangs durch die Flugzeugfabrik auch einem Demonstrationsflug eines Kampfjets vom Typ Su-35 bei. Russland sehe "das Potenzial für eine Zusammenarbeit sowohl im Bereich des Flugzeugbaus als auch in anderen Branchen" mit Nordkorea, sagte der russische Vize-Ministerpräsident Denis Manturow, nachdem er Kim durch die Anlage begleitet hatte.
Dies sei "besonders wichtig für die Bewältigung der Aufgaben, vor denen unsere Länder stehen, um technologische Souveränität zu erlangen", sagte Manturow, der auch Industrie- und Handelsminister ist. Laut der Agentur Interfax stellt das Luftfahrtunternehmen in Komsomolsk "militärische und zivile Ausrüstung" her.
Die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti hatte zuvor Bilder von der Ankunft Kims in der wichtigen Industriestadt veröffentlicht, wo zur Begrüßung ein roter Teppich für ihn ausgerollt wurde. Laut Interfax wurde der nordkoreanische Präsident mit Blumen, Musik und einer Tanzgruppe feierlich empfangen.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Mittwoch Kims Besuch in der Fabrik in Komsomolsk am Amur angekündigt. Putin und Kim hatten sich am Mittwoch auf dem Weltraumbahnhof Wostotschny im Osten Russlands zu Gesprächen getroffen. Wie Kreml-Sprecher Peskow danach mitteilte, überreichten Putin und Kim einander jeweils ein Gewehr als Gastgeschenk.
Die Geste hatte aufgrund ihres Symbolcharakters die westlichen Befürchtungen hinsichtlich möglicher Waffenlieferungen verstärkt. Bereits zuvor hatte Washington davor gewarnt, dass die Gespräche zwischen Kim und Putin zu Waffenlieferungen Nordkoreas an Russland sowie zum Erwerb russischer Technologie für Pjöngjangs Atom- und Raketenprogramm führen könnten.
Nach Angaben des Kreml wurden jedoch während Kims Russland-Besuchs keinerlei schriftliche Vereinbarungen getroffen. Es seien "keine Abkommen unterzeichnet" worden, sagte Kreml-Sprecher Peskow am Freitag. Ihm zufolge gibt es auch keine Pläne, derartige Abkommen "zu unterzeichnen".
Putin hatte bei dem Treffen mit Kim die "künftige Stärkung der Zusammenarbeit" zwischen den beiden Ländern hervorgehoben. Zudem verwies er auf "Möglichkeiten" einer militärischen Zusammenarbeit trotz internationaler Sanktionen gegen Pjöngjang wegen seines Atomprogramms. Am Donnerstag bestätigte der Kreml dann, dass Putin die Einladung des nordkoreanischen Staatschefs zu einem Besuch in seinem Land "mit Freude" angenommen habe, ohne jedoch einen konkreten Reisetermin zu nennen.
Es wäre Putins zweite Reise nach Nordkorea: Kurz nach seinem Amtsantritt als russischer Präsident hatte er im Juli 2000 Kims Vater Kim Jong Il in Pjöngjang getroffen.
Peskow hatte erklärt, der Besuch Kims in Russland werde noch "einige Tage" andauern. Nach dem Besuch in Komsomolsk war Putin zufolge Kims Weiterfahrt nach Wladiwostok geplant, wo die russische Pazifikflotte ihm eine militärische "Demonstration" geben sollte. In der Großstadt sei auch ein Besuch Kims in der örtlichen Universität und in Einrichtungen der russischen Akademie der Wissenschaften geplant, sagte Putin.
Seit Beginn seiner Invasion in der Ukraine im Februar vergangenen Jahres ist Russland im Westen weitgehend geächtet. Moskau bemüht sich seitdem verstärkt um den Schulterschluss mit anderen international isolierten Ländern wie Nordkorea.
Japans Kabinettschef Hirokazu Matsuno teilte indes mit, Regierungschef Fumio Kishida sei bereit, Kim "ohne Vorbedingungen" zu treffen. "Wir würden gerne hochrangige Gespräche unter direkter Kontrolle des Ministerpräsidenten führen, um so schnell wie möglich ein Gipfeltreffen zu erreichen", sagte Matsuno am Freitag.
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