Plötzlich unersetzbar
Ein ganzes Jahr lang galt Sergio Ramos bei Paris Saint Germain als absoluter Fehleinkauf.
In der Saison 2021/22 bestritt der spanische Superstar lediglich 13 Partien in allen Wettbewerben. Hartnäckige Schmerzen in den Waden verhinderten seine Integration.
Im Spätsommer 2022 ist der ehemalige Madrilene aus der Startelf von Coach Christophe Galtier nicht mehr wegzudenken. In der französischen Hauptstadt gilt Ramos momentan als gefühlter Neuzugang und überzeugt regelmäßig mit guten Leistungen. (DATEN: Die Tabelle der Ligue 1)
Zusammen mit Marquinhos und Presnel Kimpembe bildet er eine homogene Dreierkette. Doch wie kam es zur 180-Grad-Wende beim einstigen Problemprofi?
In diesem Sommer nutzte er seine sechs Wochen Urlaub voll aus, um zusammen mit seinen Fitness-Trainern an der Kondition zu arbeiten. Ramos‘ festes Ziel: es noch einmal seinen zahlreichen Kritiker zu zeigen.
Ramos schlichtet zwischen Mbappe und Neymar
Auch der frühere Real-Star hat einen großen Anteil am hervorragenden Saisonstart der Pariser (Supercup-Titel und 17:3 Torbilanz nach drei Ligue1-Spielen). „Ramos überrascht uns alle“, freut sich Ex-PSG-Innenverteidiger Alain Roche, heute Experte bei Canal+ Sport, bei SPORT1:
„Seine letzte Saison war zum Vergessen, die meisten hatten ihn bereits abgeschrieben und waren überzeugt, dass er bei PSG nie mehr richtig Fuß fassen würde. Seit diesem Sommer ist er aber wieder der Alte. In dieser bestechenden Form ist er nach wie vor total konkurrenzfähig und er wird auch dem Team durch seine langjährige Erfahrung und seine Leader-Qualitäten guttun.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Ligue 1)
Auch wenn der Brasilianer Marquinhos die Kapitänsbinde trägt, hat Ramos‘ Wort in der Kabine Gewicht. Bei der Auseinandersetzung zwischen Neymar und Kylian Mbappé bei der Ligue1-Partie gegen Montpellier (5:2) am 13. August, als beide heftig um die Elfmeterausführung stritten, schnappte sich Ramos beide Spieler und ergriff das Wort, um für sofortige Ruhe zu sorgen.
Die beiden Superstars hörten ihm aufmerksam zu, ähnlich wie Schülern ihrem gestrengen Lehrer. „Ramos tut der Mannschaft wahnsinnig gut“, findet Roche. „Er hat eine natürliche Autorität und jeder Spieler hört ihm aufmerksam zu. Wenn es in der Champions-League-K.o.-Runde darauf ankommt, starke Nerven zu zeigen, wird er für die Mannschaft wahnsinnig wichtig werden.“
Skriniar-Transfer gescheitert: Ramos profitiert
Dass sich Ramos so stark präsentieren würde, davon konnte der neue Coach Christophe Galtier bei seinem Amtsantritt Anfang Juli nicht ausgehen.
Als der 180-malige spanische Nationalspieler am Camp des Loges zum Trainingsauftakt erschien, wurde er zum Gespräch mit Galtier und Sport-Direktor Luis Campos gebeten. Die beiden teilten ihm mit, dass sie auf der Suche nach einem neuen Weltklasseverteidiger seien und dass er deutlich mehr Konkurrenz bekommen würde.
Lange galt Inters Abwehrrecke Milan Skriniar als oberste Priorität, doch der Transfer hat sich inzwischen so gut wie zerschlagen. In dieser aktuellen Form muss Ramos aber ohnehin keinen Neuzugang fürchten.
„In der Kabine gehört Sergio zu den absoluten Leadern. Egal ob er spielt oder nicht, dank ihm arbeiten wir noch härter an uns und wir wollen noch mehr erreichen“, sagt Galtier nun. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Ligue 1)
Wie es scheint, ist Sergio Ramos trotz seiner 36 Jahren noch lange nicht fertig. Wird der PSG-Star in der nächsten Zeit von Verletzungen verschont, darf er sogar von einer Rückkehr in die spanische Nationalmannschaft bei der WM in Katar träumen.