Real gegen deutsche Teams: Weißes Ballett und schwarze Tage
Der VfB Stuttgart trifft am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) in der Champions League auswärts erstmals auf Real Madrid. 15 deutsche Klubs bekamen es im Europapokal bereits mit den Königlichen zu tun. Der SID erinnert an elf Spiele, die Geschichte schrieben.
18. Mai 1960: Real Madrid - Eintracht Frankfurt 7:3
Kaum jemand gab einen Pfifferling auf die Eintracht, vielleicht die allerkühnsten unter den genau 127.621 gezählten Zuschauern in Glasgow glaubten an eine Sensation - und doch verkauften sich die Hessen weitaus teurer, als es das schiere Ergebnis berichten will. Real aber, das damals wahrlich ein Weißes Ballett war, gewann das Landesmeister-Finale letztlich vor allem dank der brutalen Brillanz der Weltstars Ferenc Puskas (vier Treffer) und Alfredo di Stefano (drei).
14. April 1976: Bayern München - Real Madrid 2:0
Mittlerweile ist Bayern - Real ein Dauerbrenner, einst war es eine Seltenheit: In den Halbfinals des Landesmeister-Cups 1975/76 trafen beide Großklubs zum ersten und bis 1987 einzigen Mal aufeinander. Nach dem 0:0 im Hinspiel siegten Beckenbauers Bayern gegen Real mit Günter Netzer und Paul Breitner durch zwei Müller-Tore - es war quasi die Geburt der "bestia negra", Reals Nemesis.
23. April 1980: Hamburger SV - Real Madrid 5:1
Real kassierte einige fiese Schlappen gegen deutsche Teams, die nicht FC Bayern hießen, und diese im Halbfinal-Rückspiel des Landesmeister-Pokals war eine der übelsten: Manfred Kaltz und Horst Hrubesch trafen jeweils doppelt gegen die Madrilenen, in deren Mittelfeld Ulli Stielike unter- und der legendäre Schnurrbart-Träger Vicente del Bosque mit Rot duschen ging.
17. März 1981: 1. FC Kaiserslautern - Real Madrid 5:0
Zugegeben: Real steckte Anfang der Achtziger in einer tiefen Schaffenskrise, verstrahlte wenig Glanz - dem Untergang in Hamburg vom Vorjahr folgte somit folgerichtig ein weiteres Waterloo. Das soll aber das größte Europapokal-Spiel in Lauterns Geschichte nicht schmälern. Angeführt vom überragenden Doppel-Torschützen Friedhelm Funkel überrannte der FCK Stielikes Madrilenen, die sich grundfrustriert noch drei Rote Karten einhandelten. Bei Lautern wirbelten damals der junge Andi Brehme, Lutz Eigendorf und Reiner Geye - drei, denen kein langes Leben vergönnt war.
27. November 1985: Borussia Mönchengladbach - Real Madrid 5:1
Ein bisschen viel Pech hatte die Borussia stets bei ihren allergrößten Siegen. Das 7:1 gegen Inter Mailand war 1971 wenig wert: Büchse, Boninsegna - der Rest ist bekannt. Und auch vom 5:1 gegen Real im Düsseldorfer Rheinstadion, das die völlig entfesselte Rahn-Criens-Mill-Offensive herbeizauberte, konnten die Fohlen nicht lange zehren - das 0:4 im Achtelfinal-Rückspiel des UEFA-Cups im Bernabeu war ein eiskalter Stich ins Herz. Den verpasste Real später auch dem 1. FC Köln im Finale (0:2/5:1).
8. April 1987: Bayern München - Real Madrid 4:1
So viel Hass war sonst nur von den wilden Weltpokalspielen zwischen Europäern und Südamerikanern in den Siebzigern bekannt: Das Halbfinal-Hinspiel des Landesmeister-Pokals ähnelte mehr der Schlacht auf dem Amselfeld als Spitzenfußball. Auf Bayerns Dominanz reagierte Real einigermaßen unentspannt, Erzrohling Juanito trat in der 39. Minute auf den am Boden liegenden Doppeltorschützen Lothar Matthäus ein, der hernach dem Spanier Tötungsabsicht unterstellt haben soll. Der Mordversuch brachte Juanito Rot und fünf Jahre Europapokalsperre ein.
1. April 1998: Real Madrid - Borussia Dortmund 2:1
Weil ein Tor fiel, konnten lange keine Tore fallen: Der Zusammenbruch eines Gestänges im Bernabeu schrieb deutsche TV-Geschichte, da Marcel Reif und Günther Jauch über die 76-minütige Unterbrechung loriotesk hinwegkommentieren. Eher humorlos gewann schließlich Real das Halbfinal-Hinspiel der Champions League durch Treffer von Morientes und Karembeu.
15. Mai 2002: Bayer Leverkusen - Real Madrid 1:2
Leverkusens Traum vom Henkelpott zerschellte an schierem Genie: Der Siegtreffer von Zinedine Zidane im Champions-League-Finale von Glasgow war ein Gemälde von Louvre-Rang, volley, von der Strafraumgrenze, in den Knick - "Zizou" als Essenz, formvollendet.
6. April 2016: VfL Wolfsburg - Real Madrid 2:0
Ja, doch: DER VfL Wolfsburg. Im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League ließen Schürrle, Draxler, Dante und Naldo unter Trainer Dieter Hecking den haushohen Favoriten mit dem BBC-Sturm (Benzema, Bale, Cristiano Ronaldo) verflucht alt aussehen. Klingt heute wie ein Riss in der Matrix, den Real allerdings mit dem 3:0 im Rückspiel korrigierte.
18. April 2017: Real Madrid - Bayern München 4:2 n.V.
Das epischste Real-Bayern-Duell der Moderne. Die Münchner kämpften sich im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League mit einem 2:1 in die Verlängerung, in Unterzahl (Gelb-Rot für Arturo Vidal/84.) ging ihnen aber die Puste aus. Cristiano Ronaldo überragte mit drei Treffern.
1. Juni 2024: Borussia Dortmund - Real Madrid 0:2
Ins Champions-League-Finale von Wembley ging der BVB als klarer Außenseiter und war lange die bessere Mannschaft - mit dem schlechteren Ende: Im letzten großen Klubspiel von Toni Kroos trafen Dani Carvajal und Vinicius spät wie eiskalt.