ROUNDUP: EU hält Scheitern des G20-Gipfels für möglich

NEU DELHI (dpa-AFX) -Der diesjährige G20-Gipfel der führenden Industrie- und Schwellenländer könnte nach Einschätzung der EU ohne gemeinsame Abschlusserklärung enden. Es sei schwierig vorherzusagen, ob es möglich sein werde, sich zu verständigen, sagte EU-Ratspräsident Charles Michel am Freitag vor dem Beginn des Spitzentreffens in der indischen Hauptstadt Neu Delhi an diesem Samstag.

Ein Grund sei, dass es für einige Staaten in diesem Jahr schwieriger zu sein scheine, einer klaren Verurteilung Russlands für den Angriffskrieg gegen die Ukraine zuzustimmen, so Michel.

Als weitere Beispiele für strittige Themen nannte er den Kampf gegen den Klimawandel, Pläne für eine Reform der internationalen Finanzarchitektur sowie die Unterstützung für Entwicklungsländer. "All diese Themen sind schwierige Themen mit unterschiedlichen Blickwinkeln, unterschiedlichen Sensibilitäten und unterschiedlichen Schwerpunkten", sagte er.

"Russland greift die Ukraine weiterhin an, tötet die Menschen und zerstört ihre Städte", sagte Michel. Deshalb werde die EU die Ukraine weiterhin unterstützen und Druck auf Russland ausüben. Der Krieg des Kremls treffe zudem auch das Leben in anderen Regionen der Welt.

Mehr als 250 Millionen Menschen seien weltweit mit akuter Ernährungsunsicherheit konfrontiert. Indem der Kreml bewusst ukrainische Häfen für den Getreideexport angreife, nehme er ihnen das Essen, das sie dringend bräuchten. Das russische Angebot, Afrika eine Million Tonnen Getreide zur Verfügung zu stellen, sei "absolut zynisch".

Nach Angaben Michels setzt sich die EU unter anderem dafür ein, dass sich die G20 geschlossen hinter das Ziel stellen, spätestens 2025 den Scheitelpunkt globaler Treibhausgasemissionen zu erreichen. Dies würde bedeuten, dass sie ab 2026 dann sinken müssten. "Der Klimawandel verschont niemanden. Die globale Erwärmung wird jeden von uns treffen", warnte Michel.

Als positiv wertete er, dass in diesem Jahr vermutlich erstmals das internationale Ziel erreicht werden kann, insgesamt 100 Milliarden US-Dollar für den Kampf gegen den Klimawandel in Entwicklungsländern aufzubringen. Ursprünglich hatten die Industriestaaten zugesagt, dieses Ziel bereits ab 2020 zu erreichen. Mit dem Geld sollen Emissionen reduziert und Projekte zur Anpassung an den Klimawandel finanziert werden.

Zur G20 gehören - neben der EU - 19 der stärksten Volkswirtschaften der Erde. Sie ist ein zentrales Forum für die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit, beschäftigt sich inzwischen aber auch mit vielen anderen globalen Themen von der Terrorbekämpfung über den Klimaschutz bis hin zu Kriegen.