Südkorea probt bei erster Zivilschutzübung seit sechs Jahren für den Ernstfall
Mit einem landesweiten Luftalarm ist in Südkorea am Mittwoch die erste Zivilschutzübung seit sechs Jahren gestartet. Die 20-minütige Übung habe um 14.00 Uhr (Ortszeit, 07.00 Uhr MESZ) begonnen und diene der "Vorbereitung auf eine schnelle Evakuierung im Falle eines Luftangriffs, wie einer Provokation durch nordkoreanische Raketen", teilte das Innenministerium mit. In der Hauptstadt Seoul wurden Autos gestoppt und Passanten angewiesen, die teils unterirdischen Schutzräume aufzusuchen.
In Regionen nahe der Grenze zu Nordkorea weitete die Regierung die Übung auf den Fall von biologischen, chemischen oder atomaren Angriffen aus. Dort wurde den Menschen unter anderem vorgeführt, wie sie im Ernstfall Gasmasken aufsetzen und Notrationen nutzen müssten.
Die Teilnahme an der Schutzübung war für die Südkoreaner nicht verpflichtend. Mehrere Einwohner sagten allerdings, dass dadurch ein Bewusstsein für die Sicherheitslage auf der koreanischen Halbinsel geschaffen werde. "Sollten nordkoreanische Soldaten plötzlich einmarschieren, könnte ein Durcheinander zu mehr Opfern führen", sagte Barista Ahn Tae-hong der Nachrichtenagentur AFP. "Deshalb müssen wir uns gut vorbereiten."
Die südkoreanische Zeitung "Chosun Ilbo" bezeichnete die Wiederaufnahme der zivilen Schutzübungen angesichts möglicher Naturkatastrophen und einer zunehmenden nuklearen Bedrohung aus Nordkorea als "dringend geboten".
Die Zivilschutzübungen waren 1969 nach einem Überfall nordkoreanischer Kommandotruppen auf den Präsidentenpalast in Seoul ins Leben gerufen worden. Seit 2017 wurden sie jedoch ausgesetzt - zunächst, weil sich die Beziehungen zwischen Seoul und Pjöngjang entspannten, zum anderen aufgrund der Corona-Pandemie.
Ende Mai hatte die südkoreanische Regierung nach dem Abschuss einer nordkoreanischen Rakete versehentlich in der Hauptstadt Seoul Evakuierungsalarm ausgelöst, was zu Panik und Verwirrung geführt hatte.
lt/se