Sahins Wunschspieler stellt keine Soforthilfe dar

Mit wahnsinnig vielen Vorschuss-Lorbeeren wechselte Maxi Beier Mitte August von Hoffenheim zum BVB. Der Transfer des 30-Millionen-Manns war die Reaktion der Dortmunder auf den Abgang von Niclas Füllkrug zu West Ham United. Es gab wohl kaum jemanden, der die Verpflichtung von Beier nicht guthieß – vor allem im Hinblick auf die Zukunft.

Doch mit den Spielminuten des 21-Jährigen sind bislang alle Seiten unzufrieden und wirft die Frage auf: Gibt es überhaupt Platz für Beier?

BVB-„Wunschspieler“ mit Startschwierigkeiten

In Hoffenheim überzeugte der Youngster auf ganzer Linie, reifte dort zum unverzichtbaren Stammspieler und zum vielversprechenden deutschen Nationalspieler. Mit der Empfehlung von 16 Toren (drei Vorlagen) in 33 Liga-Spielen kam der gebürtige Brandenburger im Sommer nach Dortmund. BVB-Trainer Nuri Sahin machte kein Geheimnis daraus, dass es sich bei Beier um seinen „Wunschspieler“ handle.

Doch die Zahlen in Dortmund zeigen bislang ein anderes Bild: 141 Spielminuten stand Beier in insgesamt sechs möglichen Partien auf dem Rasen - im Schnitt also nicht einmal 25 Minuten pro Pflichtspiel. Von Beginn an durfte er erst einmal ran: Doch gegen Bremen (0:0) erlebte er als Mittelstürmer ein Debüt zum Vergessen.

Aus dem Verein ist immer wieder zu hören, man wolle ihm Zeit geben. Doch der Integrationsprozess scheint nicht optimal zu laufen. Während Beier zum Saisonstart seine Minuten bekam, war der 21-Jährige in den beiden letzten Spielen, in Brügge (3:0) und bei der 1:5-Pleite gegen den VfB Stuttgart, nur Reservist. Eine Soforthilfe stellte der Ex-Hoffenheimer bislang noch nicht dar.

„Ich muss jede Woche Entscheidungen treffen, es können immer nur 16 Spieler eingesetzt werden“, erklärte Sahin.

BVB plant langfristig mit Beier

Beier gilt als atypischer Profi, der ein sehr normales und leises Leben führt. Der Youngster ist niemand, der gerne in der Öffentlichkeit steht. Interviews umgeht er, wenn möglich, immer. Beier hat nahezu nur Fußball im Kopf. Alles, was damit zu tun hat, interessiert ihn. Das Drumherum überhaupt nicht. SPORT1 weiß: Dass er in Dortmund nicht sofort uneingeschränkt gesetzt sein wird, war ihm von Anfang an klar. Allen Beteiligten ist bewusst, dass der Wechsel nicht kurz- sondern langfristig angelegt ist. Das zeigt auch die Vertragslaufzeit bis Sommer 2029.

„Wir haben Maxi nicht nur für die ersten Wochen verpflichtet, wir haben ihn für die nächsten Jahre verpflichtet, weil wir überzeugt von ihm sind“, meinte Sahin, der betonte, dass Beier aktuell „nicht viel“ fehle. Und dennoch: Wo soll Beier bei der prominent besetzten Offensive überhaupt seinen Platz finden?

Beier mit harter Konkurrenz

Beiers´ Konkurrenz ist enorm. In der Sturmspitze hat Serhou Guirassy derzeit klar die Nase vorne. Der Königstransfer der Dortmunder überzeugt als Zielspieler, auch wenn nach seiner langen Ausfallzeit noch nicht alles rund läuft.

Auch dort, wo sich Beier am wohlsten fühlt, nämlich um diese Neuner-Position herum, sind die Plätze heiß begehrt. In Hoffenheim glänzte Beier vor allem in einer Doppelspitze mit Wout Weghorst, wo er immer wieder tiefe Räume suchte oder über den linken Flügel kam. Doch die bevorzugte Grundordnung von Sahin sieht keine Doppelspitze vor.

Beier muss sich mit Spielern wie dem aufblühenden Karim Adeyemi, Vize-Kapitän Julian Brandt oder auch dem zuletzt so glänzend aufgelegten Jamie Gittens messen. Auch auf Sabitzer, der zuletzt immer auf der ungeliebten, rechten offensiven Seite zum Einsatz kam, wollte Sahin bislang nicht verzichten.

BVB-Rückschlag als Chance für Beier

Doch der letzte Dortmunder Auftritt gegen Stuttgart, als Beier nur Reservist war, könnten seine Chancen auf Einsatzminuten deutlich gesteigert haben. Gut möglich, dass Sahin am Freitag-Abend gegen Bochum (20:30 Uhr im LIVETICKER) einige Änderungen vornehmen wird. Denn gerade offensiv mangelte es gefühlt an allem: Kreativität, Flexibilität, Durchschlagskraft – Eigenschaften, die Beier mitbringt aber bislang noch nicht zeigen konnte.

Fakt ist: Egal ob mit oder ohne dem 30-Millionen-Mann in der Startelf: Von Panikmache sind sie in Dortmund in der Causa Beier weit entfernt. Denn nicht nur Sahin ist sich sicher: „Er wird für uns noch wichtig sein.“