Schlägt jetzt schon Nübels Stunde?
Die Verletzung von Marc-André ter Stegen ist ein Schock für den FC Barcelona und die deutsche Nationalmannschaft gleichermaßen. Aufgrund eines kompletten Risses der Patellasehne im rechten Knie wird ter Stegen monatelang ausfallen.
Und nun stellt sich umgehend die Frage: Wer ersetzt die neue Nummer eins im Tor des DFB-Teams? Schlägt jetzt schon die Stunde von Alexander Nübel? Oder kommt es gar bei Manuel Neuer zum Rücktritt vom Rücktritt? SPORT1 beleuchtet die Optionen für Bundestrainer Julian Nagelsmann.
MANUEL NEUER:
Nach der EM erklärte der fünfmalige Welttorhüter seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Es sei für ihn „ein klarer Cut und eine bewusste Entscheidung“, bekräftigte Neuer Ende August in einem kicker-Interview. Zugleich ließ er auf die Frage nach der Endgültigkeit seiner Entscheidung ein Hintertürchen offen. Man solle „so etwas nie ausschließen, und das werde ich auch nicht tun“.
Rein aus sportlicher Sicht stellt sich die Frage nach Neuers Eignung nicht. Schließlich performt der 38-Jährige beim FC Bayern noch immer Woche für Woche auf höchstem Niveau – auch wenn er zuletzt aufgrund leichter Verletzungsprobleme pausieren musste.
Eine Rückholaktion ist aktuell beim DFB offenbar kein Thema. Zunächst sicherten die Verantwortlichen dem verletzten ter Stegen jegliche Unterstützung zu. Für Bundestrainer Nagelsmann war die Verletzung „ein großer Schock“ und er ergänzte: „Wir werden auf seinem Weg zurück immer für ihn da sein!“
Hinzu kommt, dass eine – wenn auch zeitlich begrenzte – Rückkehr Neuers ins DFB-Tor den soeben eingeleiteten Umbruch nur wieder verzögern würde. Zumal Nagelsmann ja auch noch weitere Kandidaten zur Auswahl hat, deren Stunde nun schlagen könnte.
ALEXANDER NÜBEL:
Vor der EM schnupperte der mögliche Neuer-Erbe beim FC Bayern nach seiner starken Saison mit dem VfB Stuttgart erstmals A-Team-Luft beim DFB. In dieser Saison darf sich der frühere U21-Nationaltorhüter mit den Schwaben in der Champions League beweisen, zeigte auf großer Bühne gegen Real Madrid jedoch noch die eine oder andere Unsicherheit.
Sollte Nübel nun in den nächsten Nations-League-Spielen in Bosnien-Herzegowina (11. Oktober) und gegen die Niederlande (14. Oktober) erstmals beim DFB-Team zwischen den Pfosten stehen, wäre das auch ein Fingerzeig für die Zukunft.
Mit seinen 27 Jahren ist Nübel momentan unter den übrigen ernsthaften Ter-Stegen-Vertretern der jüngste. Aufgrund seiner Perspektive und seines sportlichen Momentums hat Nübel jedenfalls beste Chancen.
OLIVER BAUMANN:
Der 34-Jährige war die Nummer drei bei der EM. Die Erfahrung von 465 Bundesligaspielen sowie 24 Partien im Europapokal weisen ihn auf dem Papier als logischen Vertreter ter Stegens aus. Doch seine Form qualifiziert ihn eher nicht für diese Aufgabe. Mit der TSG Hoffenheim legte Baumann einen krachenden Fehlstart hin, in den ersten vier Ligaspielen kassierte er elf Gegentore.
Daher spricht vieles dafür, dass Baumann sich auch weiterhin mit der Rolle des Ersatzmanns zufrieden geben muss. Seinen Rekord mit den meisten DFB-Nominierungen ohne Länderspiel dürfte er damit weiter ausbauen. Bislang zählte er 25-mal zum DFB-Kader, blieb aber jeweils ohne Einsatz.
KEVIN TRAPP:
Der Frankfurter kam immerhin schon neunmal im Nationaltrikot zum Einsatz und stand letztmals bei den peinlichen Niederlagen gegen die Türkei und Österreich im November 2023 zwischen den Pfosten.
Mit einer schwachen Rückrunde brachte sich der 34-Jährige selbst um das EM-Ticket - und auch von der Verletzung von ter Stegen wird er erstmal nicht profitieren: Wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel wird Trapp selbst noch einige Wochen fehlen.
BERND LENO:
Noch so ein „ewiger“ Backup. Wie Trapp hat Leno auch schon neun Länderspiele in seiner Vita. Letztmals berufen wurde der 32-Jährige allerdings im März 2024. Sein letztes Länderspiel bestritt er vor über drei Jahren gegen Liechtenstein.
Zwar ist er beim FC Fulham in der Premier League eine verlässliche Nummer eins, doch die erste Wahl für das DFB-Tor ist Leno eher weniger.
STEFAN ORTEGA:
Als Vertreter von Ederson im Tor von Manchester City sorgte der Ex-Bielefelder in der Vorsaison für positive Schlagzeilen. Mittlerweile ist sein Stammplatz bei den Citizens jedoch wieder die Bank. Daher ist es nahezu ausgeschlossen, dass Ortega – trotz seiner Fähigkeiten – nun zur zwischenzeitlichen Nummer eins im DFB-Tor wird.
NOAH ATUBOLU:
Der U21-Nationaltorhüter ist seit der vergangenen Saison Stammkeeper beim SC Freiburg. Nach dem einen oder anderen Wackler hat sich der 22-Jährige mittlerweile stabilisiert. Allerdings verpasste er aufgrund einer Blinddarm-OP einen Großteil der Vorbereitung und hat nun erst zwei Ligaspiele absolviert.
Der frühere DFB-Torwarttrainer Andreas Köpke forderte im August im SPORT1-Interview, „es müssen mehrere junge Keeper aufgebaut werden. Noah Atubolu vom SC Freiburg ist ein Name, der mir da einfällt. Die Zeit läuft.“ Doch dass Atubolus Stunde jetzt schon schlägt, gilt als unwahrscheinlich, auch wenn er in der Zukunft ein Thema werden könnte.