Die nächste Tragödie um einen Helden der WM 1990

Die nächste Tragödie um einen Helden der WM 1990
Die nächste Tragödie um einen Helden der WM 1990

Die Nachricht von Salvatore Schillacis Tod hat in ganz Italien große Trauer und Bestürzung ausgelöst.

Die Schlagzeilen gehören fast nur dem Mann, der seine Tore mit weit aufgerissenen Augen und Mund feierte und seine Landsleute in einen unvergesslichen WM-Rausch schoss - und nun ebenso früh verstorben ist wie im Februar Andreas Brehme, der Held des deutschen Triumphs von 1990, beim selben Turnier, das auch Schillaci zur Legende machte.

Mit Brehme, Weltmeister-Teamchef Franz Beckenbauer und nun Schillaci sind vier Jahre nach dem Tod von Diego Maradona nun innerhalb eines Jahres drei weitere prägende Persönlichkeiten der WM 1990 verstorben - wobei die Geschichte von Schillaci eine spezielle ist.

Baggio: „Brüder Italiens für immer“

Wenn es auch im Fußball einen One-Hit-Wonder geben würde, dann wäre Schillaci das perfekte Beispiel dafür. Der Stern des Mittelstürmers ging bei der Italiens Heim-WM 1990 genau so rasend schnell auf, wie er anschließend wieder verglühte.

In jenen vier Wochen im Frühsommer war der Angreifer aber der unumstrittene Hauptdarsteller. Die „Notti Magiche“, die magischen Nächte, von denen Rockröhre Gianna Nannini in diesem Sommer sang, wurden aus Sicht der Gastgeber fast ausschließlich von Schillaci inszeniert.

Damit stahl er den eigentlichen Stars, wie Gianluca Vialli oder Roberto Baggio die Show. Jener Baggio war am Mittwoch einer der Ersten, die sich von ihrem früheren Mitspieler verabschiedeten.

„Hallo mein lieber Freund, wieder einmal hast du mich überrascht“, schreibt Baggio auf Instagram. „Die magischen Nächte, die wir zusammen erlebt haben, werden für immer in meinem Herzen verankert bleiben. Brüder Italiens für immer.“

Sechs Treffer gelangen dem damaligen Juventus-Stürmer in jenen Wochen. Er führte Italien damit auf Platz 3, während die DFB-Elf unter dem ebenfalls in diesem Jahr verstorbenen Teamchef Franz Beckenbauer Weltmeister wurde. An das, was Schillaci damals vollbracht hatte, konnte er jedoch nie anknüpfen.

Der aus einfachen Verhältnissen stammende Sizilianer wurde nach dem Turnier zwar weiterhin für die Squadra Azzurra berufen, doch der Zauber der WM war verflogen. Ein einziges Törchen gelang Schillaci ein Jahr später noch, dann trudelte seine Karriere in der Nationalmannschaft langsam aus.

Trotz Torflaute blieb Schillaci eine Ikone in Italien

Dass die magischen Nächte tatsächlich eine Art Zauber versprüht haben mussten, wird auch bei einem Blick in Schillacis Vereinsbilanz deutlich. Einzig in der Saison vor der WM 1990 traf Totò, wie er liebevoll genannt wurde, für Juventus Turin zweistellig.

„Es gibt Spieler, die spielen 20 Jahre, und schaffen nicht das, was ich erreicht habe. Es war nur ein Sommer, na und? Es gibt Schlimmeres im Leben“, sagte Schillaci einst. Trotz seiner Torflaute nach dem WM-Rausch blieb der in Palermo geboren Stürmer in den Herzen der Italiener.

„Die Einfachheit, die Bescheidenheit und die Tatsache, dass ich aus dem Nichts kam und plötzlich jemand war - all das hat dazu geführt, dass mich selbst Leute liebten, die vorher gar nicht wussten, wer ich war“, sagte Schillaci einmal im 11Freunde-Interview: „Und natürlich die Tore - der Ruhm kommt im Fußball immer über Tore.“

Interessanterweise fand Schillaci auf seiner letzten Station bei Jubilo Iwata, wohin er als erster Italiener in der japanischen J-League gewechselt war, doch noch seinen Torriecher wieder und erzielte in 78 Spielen 56 Tore. Kein Wunder, dass auch der japanische Klub sich in die Trauerbekundungen einreihte.

„Salvatore Schillaci hatte nicht nur auf Jubilo, sondern auch auf die japanischen Stürmer einen großen Einfluss“, schrieb der Klub. „Von Spielern und Fans gleichermaßen unter dem Spitznamen Totò geliebt, bleibt er als Jubilo-Legende tief in der Geschichte des Vereins verankert. Wir werden uns nicht wiedersehen, aber was Schillaci bei Jubilo hinterlassen hat, wird für immer in unseren Herzen weiterleben.“

Am Mittwoch verstarb Schillaci nach einem Krebsleiden im Alter von 59 Jahren. Und nicht nur Italien weint.