Sieben Kandidaten für Bach-Erbe

Sieben Kandidaten für Bach-Erbe
Sieben Kandidaten für Bach-Erbe

Thomas Bach tritt 2025 ab, folgt auf den Herrn der Ringe nun die erste Präsidentin in der Geschichte des IOC? Kirsty Coventry, 41, zweimalige Schwimm-Olympiasiegerin und Mitglied in Bachs allmächtiger Exekutive, hat zumindest beste Verbindungen in den Führungszirkel des Internationalen Olympischen Komitees; aber sie hat auch einflussreiche Gegner: Unter anderem versucht Sebastian Coe, Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes, die Leitung im Weltsport zu übernehmen. Im kommenden März fällt die Entscheidung.

Neben Coventry und Coe (67) haben fünf weitere Kandidaten ihre Bewerbungen beim IOC eingereicht: Die drei Weltverbandspräsidenten David Lappartient aus Frankreich (51/Radsport), Morinari Watanabe aus Japan (65/Turnen) und Johan Eliasch aus Schweden (62/Ski) treten zur Wahl bei der Session in Athen vom 18. bis 21. März an. Dazu: Prinz Faisal al-Hussein (60) aus dem jordanischen Königshaus und der spanische IOC-Vizepräsident Juan Antonio Samaranch (64).

Die Bach-Jahre an der Spitze des IOC enden am 24. Juni nach einer Übergangszeit. Coventry könnte seinen Kurs der Machtkonzentration fortsetzen, sie steht Bach sehr nahe. Wie der Fecht-Olympiasieger von 1976 kam sie über die Athletenkommission ins IOC - 2013 war das, in dem Jahr, als Bach zum Präsidenten gewählt wurde. Der Jurist aus Würzburg beförderte sie nach Ablauf ihrer Amtszeit zum individuellen Mitglied und holte sie in die Exekutive.

So viel Unterstützung von höchster Stelle wie die Frau aus Simbabwe bekam Sebastian Coe nie unter den Ringen - und doch glaubt der Lord, der zweimal Gold über 1500 m gewann und erfolgreich die Sommerspiele 2012 in London organisierte, an seine Chance im IOC. Dabei gilt Coe als Anti-Bach, sein Weg in der Russland-Frage und bei der Bezahlung olympischer Athleten hat den Graben zwischen ihm und seinem früheren Wegbegleiter aus Deutschland noch tiefer werden lassen.

Ob Coe seinen Weg im heutigen IOC, das Bach geformt hat, durchsetzen kann, erscheint fraglich. 111 Mitglieder hat die Organisation, 70 Prozent davon sind unter Bach in den exklusiven Kreis gekommen. Eine Mehrheit muss überzeugt werden - allerdings nur hinter den Kulissen. Öffentliche Wahlkampfauftritte schließt die Charta bis zur Vollversammlung im März aus. Im Januar präsentieren alle Kandidaten sich und ihr Programm via Videoschalte den IOC-Mitgliedern.

Coes Bewerbung steht noch unter Vorbehalt. Er darf nicht gleichzeitig das IOC und World Athletics anführen, muss den Vorsitz im Weltverband daher aufgeben. Ohne den erlischt aber auch seine IOC-Mitgliedschaft, ohne die er auch kein Präsident werden kann. Eine vertrackte Lage, vor der Wahl muss die Session einer Änderung seines Status und der Ausweitung seines Alterslimits zustimmen. Das gilt auch für Watanabe, Eliasch und Lappartient. Alle Kriterien erfüllt nur Coventry.

Wer auch immer die Macht übernimmt, der Deutsche Olympische Sportbund wird eng mit ihm zusammenarbeiten müssen. Der neue Präsident oder die neue Präsidentin ist für die Vergabe der Olympischen Spiele ab 2036 verantwortlich, für die sich auch der DOSB in Stellung gebracht hat. Thomas Bach steht dann nicht mehr in der ersten Reihe. Er widerstand der Versuchung, die mögliche Änderung der Charta zu veranlassen, um selbst weitere Jahre das IOC zu führen. 2025 bekommt der Herr der Ringe einen Nachfolger - oder eine Nachfolgerin?