UNO warnt vor Krankheitsausbrüchen in Überschwemmungsgebieten in Libyen
Gut eine Woche nach den schweren Überschwemmungen in Libyen mit tausenden Toten warnen die Vereinten Nationen vor dem Ausbruch von Krankheiten. Vor allem verunreinigtes Wasser und mangelnde Sanitäreinrichtungen bereiteten massive Probleme, erklärte am Montag die UN-Unterstützungsmission für das nordafrikanische Land. Es drohe "eine zweite verheerende Krise". Bei einem Verkehrsunfall wurden derweil fünf griechische Rettungskräfte getötet, die vor Ort helfen wollten.
Vor allem die Menschen in der besonders betroffenen Stadt Darna, wo rund 30.000 der 100.000 Einwohner durch die Katastrophe obdachlos geworden sind, bräuchten dringend mehr Hilfe, erklärte die UN-Unterstützungsmission für Libyen (UNSMIL). Den Menschen drohten unter anderem Cholera, Durchfall, Dehydrierung und Unterernährung. Um dies zu verhindern, müssten unbedingt sauberes Wasser und Nahrungsmittel bereitgestellt sowie die Grundversorgung gesichert werden.
Teams verschiedener UN-Organisationen sind den Angaben zufolge seit Tagen vor Ort, um dringend notwendige Hilfe zu leisten. So habe das Kinderhilfswerk (Unicef) medizinische Grundversorgungs-Päckchen verteilt, die für 15.000 Menschen drei Monate lang reichen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihrerseits habe 28 Tonnen Medikamente und medizinische Geräte eingeflogen.
Die Hilfe wird dringend benötigt, viele Menschen haben durch die Überschwemmungen alles verloren. "Ich hatte mein Haus verlassen und nichts außer meiner Brille und meinem Handy mitgenommen", berichtete Abdel Moneim am Montag vor seinem zerstörten Haus in Darna. Neben seinem Haus hätten eigentlich drei weitere Wohnblöcke gestanden, sagte der 73-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. "Heute gibt es hier nichts mehr. Nur noch blanke Erde. Es ist, als wäre hier nie gebaut worden."
Das Sturmtief "Daniel" hatte am 10. September heftige Überschwemmungen im Osten Libyens angerichtet. Die Küstenstadt Darna wurde besonders schwer getroffen, da dort zwei Flussdämme brachen. Die Wucht, mit der die Wassermassen durch ein ausgetrocknetes Flussbett schossen, war mit der eines Tsunamis vergleichbar. Mehr als 3000 Menschen wurden nach offiziellen Angaben getötet, die tatsächliche Opferzahl dürfte laut Experten deutlich höher liegen.
Auch am Montag durchsuchten Einsatzkräfte noch die Trümmer nach möglichen Opfern oder auch Überlebenden. Allerdings gibt es kaum noch Hoffnung, dass von den tausenden vermissten Menschen welche gerettet werden können. Die Helfer konzentrieren sich inzwischen auf die Versorgung der Überlebenden.
Dabei ist inzwischen auch internationale Hilfe angelaufen, mehrere Länder sind direkt mit Einsatzkräften vor Ort. Diese kommen unter anderem aus Griechenland, das am Montag den Tod von fünf Mitgliedern seines Hilfsteams betrauerte. Bei ihnen handelte es sich um drei Armeeangehörige und zwei Übersetzer aus dem Außenministerium, teilte die Regierung in Athen mit. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sprach von einer "Tragödie" und fügte auf Facebook hinzu: "Unser ganzes Land trauert."
Ein Bus der griechischen Helfer war nach libyschen Angaben am Sonntag während der Fahrt von Bengasi nach Darna mit einem Auto kollidiert. In dem Bus saßen demnach 19 griechische Einsatzkräfte, neben den Todesopfern seien mehrere weitere Insassen lebensgefährlich verletzt worden. Getötet wurden zudem auch drei Mitglieder der libyschen Familie, die in dem Pkw saß. Zwei weitere Auto-Insassen wurden schwer verletzt.
jes/mhe