Der unvermutete Mailänder Held

Der unvermutete Mailänder Held
Der unvermutete Mailänder Held

Es ist Sonntagabend und San Siro bebt: Das „Derbi della Madonnina“ zwischen Inter Mailand und AC Mailand steht an. Keine Frage: Auf dieses Duell hat sich ganz Mailand gefreut - und es bietet am Ende einen unvermuteten Helden.

In der 89. Minute steht es in der spannenden und umkämpften Partie 1:1, als sich Matteo Gabbia nach einem Freistoß von Tijjani Reijnders in die Höhe schraubt, zum 2:1-Siegtreffer einnetzt und die Fans der Rossoneri explodieren lässt.

Ein waschechter Mailänder

Ein neuer Derby-Held ist geboren - und es ist einer, der überraschender kaum sein könnte. In seiner gesamten Profikarriere hatte Gabbia noch keinen einzigen Treffer erzielt.

Der Innenverteidiger ist ein waschechter Mailänder, wuchs im Speckgürtel der italienischen Metropole auf und kickte schon in der Jugend für den Traditionsverein. Dementsprechend fiel auch seine Reaktion aus: „Das ist einer der besten Tage meines Lebens“, jubelte der 24-Jährige nach der Partie überschwänglich.

Dank seines Treffers konnten die Rot-Schwarzen das erste Mal nach sechs schmerzhaften Niederlagen am Stück wieder gegen Inter gewinnen. Gleichzeitig endet damit eine auch für Gabbia persönliche schwierige Phase. Denn bisher stand seine Zeit bei den Profis des siebenmaligen Champions-League-Gewinners unter keinem guten Stern.

Eine Leih-Odyssee beginnt

Nachdem der Innenverteidiger 2017 den Sprung von der U19 in die Profimannschaft der Rossoneri geschafft hatte, begann eine wahre Leih-Odyssee für Gabbia. Bereits ein Jahr nach dem Aufstieg in die erste Mannschaft wurde er 2018 für eine Saison an Lucchese 1905, einem Verein der Serie C, verliehen.

Bei dem Drittligisten aus der Toskana verlief seine Zeit nicht wirklich erfolgreich, er stieg am Ende sogar in die vierte Liga ab. Gabbia kehrte wieder zurück in die Heimat, kam bis in den folgenden vier Saisons in Mailand jedoch nicht über den Status eines Ergänzungsspielers hinaus.

Folglich stand 2023 die nächste einjährige Leihe an, diesmal nach Spanien zum FC Villarreal. Doch diese endete früher als geplant. Schon Anfang dieses Jahres beorderte ihn Milan AC wegen akuten personellen Engpasses in der Verteidigung zurück nach Italien.

Als in Spanien gereifter Spieler überzeugte er auch die Mailänder Geschäftsführung, die sich zuvor bereits nach Verstärkung auf dem Transfermarkt umgesehen hatten.

Seine bis dato erfolgreichste Zeit, die am Sonntag mit dem Siegtor im Derby ihren aktuellen Höhepunkt fand, begann. Mit seinem Tor erlöste er nicht nur die Tifosi der Rossoneri, er sicherte auch seinem Coach Paulo Fonseca den Job. Dieser war nach einem schwachen Saisonstart jüngst immer mehr in Kritik geraten.

Gabbia lobt seinen Trainer

In der Stunde seines bisher größten Triumphs sicherte Gabbia Fonseca die volle Unterstützung zu: „Wir stehen immer zum Trainer, unabhängig davon, was draußen gesagt wird. Fonseca war nach dem Spiel gegen Liverpool (1:3-Niederlage, d. R.) sehr gut: Er hat das Spiel richtig vorbereitet, uns gezeigt, was schiefgelaufen ist, und uns die richtige Strategie vorgeschlagen.“

Gleichzeitig nahm er aber auch die Mannschaft in die Pflicht: „Dieser Sieg gibt uns viel Energie. Das muss die Norm für uns sein, auch wenn ein Spiel wie dieses viel ist, müssen wir so auftreten wie heute Abend. Wenn wir alles geben, können wir die Fans stolz machen.“

Dies nächste Möglichkeit bietet sich für die Rossoneri bereits am Freitag im Spiel gegen US Lecce. Dann kann Gabbia beweisen, dass er mehr ist als nur ein Derby-Held.