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"Völlig daneben": Kritik an Fan-Verbot wächst

Dass die Auswärtspremiere von Eintracht Frankfurt in der K.o.-Runde der Champions League ohne Fans der SGE stattfinden wird, steht seit Donnerstag offiziell fest.

Der Bundesligist geht zwar mit einer einstweiligen Verfügung im Schnellverfahren gegen den Ausschluss vor, glaubt aber selbst nicht an einen Erfolg.

Nicht nur im Umfeld des Klubs ruft die Entscheidung des italienischen Innenministeriums heftige Kritik hervor. Vor dem Europa-League-Duell gegen St. Gilloise wertete Union Berlins Präsident Dirk Zingler die Entscheidung als „katastrophal“.

Auch der renommierte Fanforscher Gunter A. Pilz bezeichnet den Erlass, beim Spiel in Neapel keine Karten an Gäste-Fans abzugeben, als „ärgerlich und völlig daneben“.

„Alles andere als nachvollziehbar“

Dabei kritisiert der Sportsoziologe im Gespräch mit SPORT1 vor allem den Zeitpunkt der Entscheidung: „Wenn man so etwas so kurzfristig macht, ist das alles andere als nachvollziehbar. Denn dass Frankfurt in Neapel spielt, wusste man ja schon lange.“

Das Rückspiel der Eintracht beim SSC Neapel wird am Mittwoch der kommenden Woche ausgetragen.

Als Hintergrund der Entscheidung vermutet der 78-Jährige auch eine neue Ausrichtung der italienischen Regierung. „Es ist vielleicht auch ein Zeichen der neuen rechtsorientierten Regierung in Italien, dass sie jetzt andere Saiten aufziehen, was Sicherheit anbelangt“, sagte er.

Die Befürchtung von Eintracht-Vorstand Philipp Reschke, dass diese Entscheidung im europäischen Fußball Schule machen und die Box der Pandora geöffnet werden könnte, teilt Pilz nicht.

„Das ist eine politische Entscheidung“

„Da hätte ich meine Zweifel. Denn das ist eine politische Entscheidung“, erklärte er: „In Deutschland wäre das so gar nicht möglich. Ich denke, das ist eher die Ausnahme. Ich würde das nicht so hoch hängen.“

Pilz glaubt aber, dass sich dennoch einige Eintracht-Fans auf den Weg in den Süden machen werden.

„Man weiß ja, die Fans von Frankfurt sind äußerst kreativ“, sagte er. Die italienischen Zöllner würden „ja nicht die Grenzen dicht machen, um zu prüfen, ob da jemand aus Frankfurt rüberfährt“.

Die Fans der Hessen dürften zwar nicht ins Stadion. Aber „man kann ja trotzdem anreisen und in Neapel Präsenz zeigen“.

Pilz: Bei Freiburg liegen die Dinge anders

Was den Fall SC Freiburg betrifft, hält sich Pilz‘ Verständnis für die Fans in Grenzen.

Viele Anhänger der Breisgauer sind bei Juventus Mitglied geworden, um an Karten für das Achtelfinal-Hinspiel der Europa League bei Juventus Turin zu kommen.

Diese Tickets hat Juventus nun storniert. Für Pilz eine nachvollziehbare Entscheidung. Denn: „Gerade aus Sicherheitsgründen gibt es ja die Blocktrennung. Wenn man jetzt schnell bei den Verein Mitglied wird und so an Karten kommt, muss man davon ausgehen, dass eine nicht unbeträchtliche Zahl an Freibug-Fans im Block von Juventus Turin ist.“

Dies sei nicht das wünschenswerte Szenario.