Werth und Beerbaum kritisieren FN: "Großes, dickes Brett"
Dressurikone Isabell Werth und Springreiter Ludger Beerbaum haben wegen der aktuellen Finanzkrise deutliche Kritik an der Verbandsspitze der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) geübt. "Es gab Anfang des Jahres schon Veröffentlichungen, dass Warendorf ein Sanierungsfall sein soll. Das wurde ja dann vehement bestritten", sagte Paris-Olympiasiegerin Werth der ARD-Sportschau. Aber es habe sich bestätigt, dass die FN stark angeschlagen sei. "Das zeigt, dass da doch vieles sich schleichend entwickelt hat, offenbar auch an den Aufsichtsgremien vorbei."
Beerbaum, 1992 Olympiasieger, fordert umfassende Reformen: "Das ist ein großes, dickes Brett, was da gebohrt werden muss." Der 61-Jährige, einer der größten Pferde-Unternehmer Deutschlands, sieht unter anderem die Altersstruktur in der FN kritisch, viele Funktionäre seien "noch mal deutlich zehn Jahre älter als ich". Es müsse "dringend mal die Decke hochgenommen und gelüftet und alles komplett hinterfragt werden".
Klaus Roeser, innerhalb der FN für den Spitzensport zuständig, erklärte, dass man "in einer schwierigen Situation durchaus auch mal an das berühmte Tafelsilber gehen muss", dies sei "nicht ungewöhnlich". Die FN hatte Wertpapiere aus Rücklagen verkauft. "Aber wenn man das öfter in einem gewissen Zeitraum tut", so Roeser, "dann frage ich mich, ob da nicht deutlich früher hätte die rote Lampe angehen müssen. Also spätestens mal bei der zweiten Aktion und zu sagen, wie kann das sein? Wo stehen wir? Warum ist das so?"
Stark in der Kritik steht Sönke Lauterbach. Der FN-Generalsekretär habe sich in der Vergangenheit eine Machtposition erarbeitet, so Dressur-Chef Roeser, "und ich glaube, dass man ihm da, ich will nicht sagen blind, aber doch zumindest in einem sehr hohen Maße vertraut hat, was gewisse Aussagen anbetrifft". Im Zuge der Finanzkrise waren im Juli FN-Präsident Hans-Joachim Erbel und Finanzkurator Gerhard Ziegler zurückgetreten, Lauterbach hatte angekündigt, im September kommenden Jahres die FN zu verlassen. Die Staatsanwaltschaft Münster bestätigte der Sportschau, dass sie derzeit im Umfeld des Verbandes ermittle.