Zoff um gefährliche WM-Strecke
Bei der Rad-WM in Zürich hat ein bestimmter Streckenabschnitt große Diskussionen ausgelöst. Nach den Zeitfahrrennen am Wochenende äußerten gleich mehrere Profis scharfe Kritik an der Abfahrt vom Pfannenstiel hinunter zum Zürichsee.
Im Mittelpunkt der Beschwerden standen das steile Gefälle, der Straßenbelag und die eingeschränkte Sicht auf der Schwabachstraße. „Man stürzt sich fast blind in ein schwarzes Loch, weil dort die Bäume kaum Licht durchlassen“, wird die Belgierin Lotte Kopecky, die das Frauen-Rennen auf Platz fünf beendete, vom Schweizer Blick zitiert.
„Über dem Limit“: Rad-Stars kritisieren Streckenverlauf
Der italienische Europameister Edoardo Affini, der im Zeitfahren Bronze holte, wurde noch deutlicher: „Das war über dem Limit. Ganz ehrlich, der Belag ist schlecht. Ich verstehe nicht, warum man keine bessere Straße finden konnte, um zum See zu gelangen.“
Auch die Schweizerin Elena Hartmann teilte diese Ansicht: „Der Belag ist schlecht“. Zwar gebe es kaum Kurven, doch die Strecke sei extrem steil, führte sie aus. Tatsächlich rasten die schnellsten Fahrer mit über 90 km/h Richtung Zürichsee.
Olivier Senn, der sportliche Leiter der Rad-WM, reagierte gelassen auf die kritischen Stimmen aus dem Fahrerlager. „Jeder konnte den Kurs vorher abfahren, viele Nationalteams waren schon vor Wochen hier und haben Videos gedreht. Klar, das ist kein Billard-Teppich dort, aber es gab keine Alternativen“, stellte der Verantwortliche klar.
Kanton lehnte alternative Route ab
Laut Blick lehnte der Kanton Zürich eine alternative, weniger gefährliche Route ab, da diese den Fährverkehr auf dem See eingeschränkt hätte. Außerdem habe sich die betroffene Gemeinde gegen eine umfassende Erneuerung der Straße entschieden.
„Jetzt hat es einige Wellen drinnen. Immerhin konnten wir die Löcher, die es vorher hatte, ausbessern – dafür haben wir die Hälfte der Kosten übernommen“, erklärte Senn. Da es am Sonntag weder bei den Frauen noch bei den Männern Stürze auf der umstrittenen Passage gab, dürften sich die Organisatoren in ihrer Entscheidung bestätigt fühlen.
Dass der australische Rad-Star Jay Vine am Sonntag blutüberströmt über die Ziellinie fuhr, hatte ebenfalls nichts mit dem umstrittenen Streckenabschnitt zu tun. Der Pechvogel, der durch seinen Sturz wohl eine Medaille verpasste, kam erst nach der kritisierten Abfahrt zu Fall und zog sich dabei eine tiefe Schnittwunde über dem Auge zu.