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Spring Break: Feiern bis das Virus kommt

Wer denkt, die “Corona-Partys” in deutschen Großstädten seien schon unverantwortlich, hat wohl noch keine Bilder vom US-amerikanischen Spring Break gesehen. Und mit der Ignoranz der jungen US-Amerikaner bricht jetzt ein echter Generationenkonflikt aus.

Trotz aller Warnungen lassen sich die US-Amerikaner kaum von den Stränden Floridas fern halten. (Bild: Mike Ehrmann/Getty Images)
Trotz aller Warnungen lassen sich die US-Amerikaner kaum von den Stränden Floridas fern halten. (Bild: Mike Ehrmann/Getty Images)

In Fernsehinterviews geben sich die zahlreichen Studenten völlig unbedarft. “Wenn ich Corona bekomme, dann ist das eben so,” gibt ein US-Student im Interview zu Protokoll. Eine andere Spring Breakerin ist hauptsächlich sauer, weil ihr die Pandemie den lange geplanten Urlaub versaut. Und so lange es geht, feiern sie deshalb weiter Partys rund um die Unis und tummeln sich an den Stränden Floridas, wie es Tradition für die Frühjahrsferien ist.

Dabei übersehen die jungen Amerikaner, dass ihr Verhalten eben nicht nur sie selbst, sondern zahlreiche Menschen um sie herum gefährdet. Denn es gibt für das Covid-19 kaum eine bessere Möglichkeit, sich in Windeseile durch das Land zu verbreiten, als große Menschenmassen, die zusammen feiern, tanzen und trinken. Und sich dann nach den Ferien wieder quer über die 50 US-Bundesstaaten verteilen.

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Miami Beach, normalerweise eines der Hauptzentren der Spring Break Feierei, ließ jetzt die Strände offiziell schließen. (Bild: Cliff Hawkins/Getty Images)
Miami Beach, normalerweise eines der Hauptzentren der Spring Break Feierei, ließ jetzt die Strände offiziell schließen. (Bild: Cliff Hawkins/Getty Images)

Doch dieses Risiko scheinen die jungen US-Amerikaner nicht zu sehen. Stattdessen verbreitet sich jetzt auf den sozialen Medien das Hashtag #BoomerRemover - und entfacht einen lange schwelenden Generationenkonflikt. Unter Boomer versteht man in den USA die Generation der jetzt zwischen 50 und 70 Jahre alten Amerikaner. Unter dem Hashtag #OKBoomer hatte sich vor Kurzem bereits die Spaltung zwischen den Generationen verdeutlicht.

Die Boomer werfen den Millennials oft vor, verweichlicht zu sein, keinen Humor zu haben und mit ihrer “political correctness” blind für die Lebensrealität zu agieren. Umgekehrt kamen in Zeiten von Klimawandel und “Fridays for Future”-Bewegung zahlreiche Vorwürfe der Jungen in Richtung der Alten. Sie hätten zu lange verantwortungslos gehandelt, würden jetzt die Augen verschließen und insgesamt einen Planeten und eine Gesellschaft zurück lassen, die sie selbst zwar nicht mehr, die jüngeren aber durchaus auszubaden hätten.

Im Zuge der Coronakrise kam nun das scherzhaft gemeinte #BoomerRemover, also grob übersetzt “Alten-Entferner”, auf. In dem Online-Trend entlädt sich auch die Wut auf eine Generation, die nicht auf die Sorgen und Ängste der Jungen hören wollte, als es um die überwältigenden Studienschulden ging und um den Wunsch nach einer universellen Krankenkasse für alle US-Amerikaner. Doch die Alten, die nun tatsächlich zu der Risikogruppe des Virus gehören, können über den Millennial-Humor nicht lachen.

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Denn schlimmer als der fragwürdige Wortwitz des Hashtags ist, dass sich die jungen Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit tatsächlich nicht einschränken lassen wollen und so zu den Hauptüberträgern des Covid-19 Virus werden.

Das Bewusstsein der jüngeren Generation für eine gesellschaftliche Mitverantwortung scheint sich momentan als eher gering zu erweisen. Perfiderweise gehören sie auch nicht zu den Gefährdeten der Pandemie. Aus Italien zeigen die Statistiken, dass die Todesrate bei den unter 30-jährigen nahezu bei Null liegt.

Auch dadurch erwächst das Gefühl einer Unverwundbarkeit. Doch bei den älteren Menschen oder durch Vorerkrankungen immungeschwächten Patienten sieht das deutlich anders aus. Die Ansteckungsrate bei den über 50-jährigen liegt bei rund 20 Prozent, auch die Todesfälle steigen bei älteren Patienten rapide an.

Fachleute stufen das Verhalten der Teenager und Studenten als unverantwortlich ein. Sie könnten durch das Ignorieren der sozialen Distanzierung zehntausende vermeidbare Todesfälle verursachen.