Spülmaschine lohnt sich nicht? Die 10 größten Umweltschutzmythen!

Wer hätte das gedacht? Moderne Spülmaschinen sind viel effizienter als der Abwasch mit der Hand! (Bild: ddp)
Wer hätte das gedacht? Moderne Spülmaschinen sind viel effizienter als der Abwasch mit der Hand! (Bild: ddp)

Bio ist besser als konventionell, Papiertüten umweltschonender als Plastik und Bio-Diesel sticht den normaler Kraftstoff? Hier erklärt Dr. Bernhard Bauske, Referent für das Thema Meeresmüll beim WWF, was der Umwelt wirklich hilft und worauf Sie besser verzichten sollten.

  1. Regional ist besser als importiert

Für viele Verbraucher scheint die Sache klar zu sein: Natürlich ist es besser, einen Apfel aus regionalem Anbau zu kaufen anstatt einen, der aus Neuseeland hierher verschifft wurde. Doch das ist nur partiell richtig. Fakt ist: Werden Obst und Gemüse nach der Ernte monatelang im Kühlhaus gelagert, wird dabei mehr Energie verbraucht als beim Übersee-Transport. Der reine Klima-Fußabdruck ist hier also schlechter.

Dr. Bernhard Bauske, Referent für das Thema Meeresmüll beim WWF, fügt im Interview mit Yahoo! Deutschland aber an: „Für Bio-Produkte werden keine Pestizide eingesetzt. Und was die Artenvielfalt betrifft, spielt die biologische Landwirtschaft eine bedeutende positive Rolle. Am besten ist es also, regional erzeugte Bioäpfel zu kaufen.“ Denn nur wenn die Ware regional erzeugt wurde, fallen auch Absurditäten wie die in Plastik eingeschweißte Biogurke weg. Denn: „Das Plastik wird vor allem für Waren verwendet, die länger transportiert werden.“

Noch ein wichtiger Punkt, den viele oft nicht bedenken: „Beim Einkaufen spielt der Weg eine signifikante Rolle im Hinblick auf die Öko-Bilanz.“ Wer also erst kilometerweit mit dem Auto bis zum nächsten Bio-Markt oder Bauernhof fährt, schadet der Umwelt im Zweifel mehr, als wenn er zu Fuß oder mit dem Rad den nächsten Supermarkt ansteuert.

  1. Papiertüten sind besser als Plastiktüten

„Die Umweltbilanz von Einweg-Papiertaschen und Einweg-Kunststofftaschen ist in etwa gleichwertig“, sagt der Experte. „Wenn ich diese Taschen mehrfach nutze, verbessere ich natürlich auch die Ökobilanz.“ Weshalb eine Plastiktüte, die öfter genutzt wird, einen Vorteil gegenüber einer Papiertüte hat, die nach dem Einkauf weggeworfen wird oder schneller kaputt geht.

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„Am günstigsten ist es, grundsätzlich Mehrwegtaschen- und Beutel für den Einkauf zu verwenden. Derartige Taschen sollten aber möglichst dauerhaft verwendet werden, denn ich muss zum Beispiel einen Baumwollbeutel etliche Dutzend Male nutzen, bis die Umweltbilanz besser als die von Einwegtaschen wird.“

  1. Wasser sparen ist ein Plus für die Umwelt

Daran kann man zumindest zweifeln wenn man weiß, dass die Wasserversorger große Mengen an Trinkwasser durch die Rohre jagen, weil diese sonst nicht mehr ausreichend gespült würden. Rückstände würden zurückbleiben, zu Fäulnis, Korrosion und üblen Gerüchen führen.

„In der Tat ist der Wasserverbrauch in Deutschland gesunken und unsere Leitungs- und Kanalisationssysteme sind in der Vergangenheit anders dimensioniert worden“, sagt der Experte. Und trotzdem meint er: „Generell müssen Rohre sowieso ab und an gereinigt werden und Wassersparen ist ausdrücklich erwünscht. Denn so entnimmt der Mensch weniger Wasser, das der Natur dann zur Verfügung steht.“ Diese Situation lässt sich seiner Meinung nach nur beheben, alte Rohre im Rahmen der vorgesehenen Erneuerung den neuen Gegebenheiten angepasst werden und durch neue, schmalere, ausgetauscht würden.

  1. Recycling ist ein wichtiger Beitrag für die Umwelt

Der Experte betont, dass getrennte Abfälle und Wertstoffe nicht, wie häufig behauptet, einfach zusammengeworfen würden. „Altpapier kommt zur Altpapieraufbereitung, Biomüll in das Kompostwerk, Verpackungsabfälle in die Sortieranlage und der Restmüll aus der grauen Tonne in die Müllverbrennung.“

Recycling ist und bleibt eine tolle Sache. (Bild: ddp)
Recycling ist und bleibt eine tolle Sache. (Bild: ddp)

Und trotzdem ist es wichtig, auf einige Sachen zu achten, zum Beispiel: „Joghurtbecher etwa sollten zwar ausgelöffelt sein, aber nicht extra gespült werden.“ Denn das ist nicht notwendig und verbraucht unnötig viel Energie. Dinge wie Musik-oder Videokassetten und Plastiknetze, in die etwa Weihnachtsbäume gehüllt werden, gehören in den Restmüll und nicht in die Gelbe Tonne. „Die Magnetbänder aus den Kassetten oder die Netze verfangen sich in den Maschinen der Sortieranlagen, was den Betrieb erheblich stört.“

  1. Glasflaschen sind besser als Plastikflaschen

Das ist nicht unbedingt richtig. „Mehrweg-Glasflaschen werden zwar häufiger benutzt, bis 50 Mal, aber dafür sind Mehrwegflaschen aus Plastik leichter und verbrauchen beim Transport weniger Energie.“ In der Öko-Bilanz stehen sie sich in etwa gleichwertig gegenüber, solange es sich wirklich um Mehrwegflaschen handelt.

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„Leider sind Mehrwegflaschen im Regal nicht sofort zu erkennen, daher sollte man gezielt auf das grün-blaue Logo für Mehrwegflaschen achten“, rät der Experte. Wie bei Obst und Gemüse gilt auch hier: „Regionale Produkte müssen nicht so weit transportiert werden und sind deshalb am umweltschonendsten.“

  1. Energiesparlampen schonen die Umwelt

Nicht alle Energiesparlampen sind gleich, weswegen Dr. Bauske rät: „Ich würde immer die jetzt für viele Anwendungen verfügbaren LED-Lampen vorziehen.“ Sie halten lange, enthalten im Gegensatz zu anderen Kompaktleuchtstofflampen aber nicht die geringen Mengen an Quecksilber. Wichtig ist, dass kaputte Lampen an geeigneten Sammelstellen abgegeben werden müssen und nicht etwa im Hausmüll entsorgt werden. Und: „Wenn Sie noch alte Glühfadenlampen haben, tauschen Sie sie erst aus, wenn sie kaputt sind.“

Für Bio-Treibstoffe wird Regenwald abgeholzt. Nicht der einzige Nachteil der vermeintlich grünen Alternative. (Bild: ddp)
Für Bio-Treibstoffe wird Regenwald abgeholzt. Nicht der einzige Nachteil der vermeintlich grünen Alternative. (Bild: ddp)
  1. Bio-Treibstoffe kommen der Umwelt zugute

Das kann man so nicht stehen lassen. Denn ein Teil des Biotreibstoffs wird aus Rohstoffen wie Zuckerrohr, Soja und Palmöl hergestellt, für deren Anbau auch Regenwälder extra abgeholzt werden. Aber es gibt auch andere Folgen. „Studien zeigen, dass sich weltweit betrachtet mit steigendem Biokraftstoffverbrauch in Zukunft auch die Nahrungsmittelkonkurrenz erhöhen kann“, sagt Dr. Bauske. Wo Raps oder andere für Biotreibstoffe genutzte Agrarpflanzen angebaut werden, können eben keine Nahrungsmittel angebaut werden.

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Eine Lösung wäre laut Experten, Flächen eher für Solaranlagen zu nutzen: Denn hier lässt sich pro Hektar mehr Energie für Elektroautos erzeugen als mit Biotreibstoffen. Zudem lassen sich Solaranlagen auch dort installieren, wo keine landwirtschaftliche Nutzung möglich ist.

  1. Per Hand spülen und Duschen statt Baden sparen Wasser

„Moderne Spülmaschinen sind viel effizienter, als der Abwasch mit der Hand“, sagt der Experte. Rund 30 Liter warmes Wasser fallen beim Abwasch an, der Geschirrspüler unterbietet das mit dem richtigen Programm um die Hälfte. Für einmal Baden fallen etwa 160 Liter warmes Wasser an. So viel fließt ohne Sparkopf in etwa acht Minuten durch die Dusche. Der Durchschnittsdeutsche duscht aber elf Minuten und verbraucht damit deutlich mehr Wasser.

Moderne Handtrockner dürfen bedenkenlos genutzt werden. Von alten Modellen (siehe Bild) sollte man dann aber doch lieber die Finger lassen. (Bild: ddp)
Moderne Handtrockner dürfen bedenkenlos genutzt werden. Von alten Modellen (siehe Bild) sollte man dann aber doch lieber die Finger lassen. (Bild: ddp)
  1. Hände weg vom Händetrockner

Die Annahme, Händetrockner würden viel Energie verbrauchen, ist ein Mythos. „Laut Umweltbundesamt sind sowohl Warmlufthändetrockner als auch Trockner mit Stoffhandtuchrollen und Papierhandtücher aus recycletem Papier ökologisch unbedenklich.“ Hochgeschwindigkeitstrockner, so genannte Jetstreams, schneiden sogar am besten ab.

  1. In Zukunft kann man ruhig wieder mehr Plastik verwenden – schließlich gibt es Würmer und Bakterien, die das zersetzen können

Die Entdeckung von Organismen, die Plastik zersetzen können, gilt vielen als Sensation. Eine Lösung für die Plastikproblematik sind sie aber nicht, wie Dr. Bauske betont: „Um die plastikfressenden Organismen in Aktion treten zu lassen, muss das Plastik erst einmal eingesammelt werden. Wenn Plastikmüll aber schon mal eingesammelt wird, kann dieser auch recycelt oder zumindest verbrannt und die daraus entstehende Energie genutzt werden. Letzteres ist nicht möglich, wenn Mikroben Kunststoff ‚verzehren‘ und die enthaltene Energie selbst für ihren Stoffwechsel nutzen.“ Würde man die Organismen gezielt in der offenen Umwelt aussetzen, damit sie sich dort vermehren und das Plastik „auffressen“, würde die Gefahr bestehen, dass diese Organismen nicht zwischen „erwünschtem“ und „unerwünschtem“ Kunststoff unterscheiden. „Die Folgen kann sich jeder selbst ausmalen.“

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