Staatlich geförderte Altersvorsorge - Millionen-„Desaster“ bei Riester-Rente - doch es gibt eine Hoffnung

Wer mit der Riester-Rente fürs Alter spart, sollte den Vertrag im Zweifelsfall nicht kündigen, sonder stilllegen.<span class="copyright">Getty Images</span>
Wer mit der Riester-Rente fürs Alter spart, sollte den Vertrag im Zweifelsfall nicht kündigen, sonder stilllegen.Getty Images

Gut 20 Jahre nach der Einführung hat sich die zuvor gefeierte Riester-Rente als Flop entpuppt. Viele Riester-Sparer steigen vorzeitig aus den unrentablen Verträgen aus - ein großer Fehler, so das Verbraucherportal „Finanztip“. Die Experten erklären, was Sparer stattdessen machen sollten, und warum es einen Hoffnungsschimmer im Riester-„Desaster“ gibt.

„Riestern“ sollte Deutschlands Altersvorsorge auf eine weitere Säule stellen. Tatsächlich wurden seit der Einführung der privaten und staatlich geförderten Vorsorge vor gut zwei Jahrzehnten mehr als 20 Millionen Verträge abgeschlossen.

Wie das Verbraucherportal „Finanztip“ berichtet, existieren davon aber schon 4,6 Millionen Riester-Verträge nicht mehr. Dabei beruft sich das Portal auf exklusive Zahlen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS), des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) und der Deutschen Ren­ten­ver­siche­rung (DRV).

Ein großer Fehler durch die ehemaligen Riester-Sparer, betont das Portal. Denn einen solchen Vertrag zu kündigen, ist teuer, so „Finanztip“-Vorsorgeexperte Martin Klotz: „ Zum einen müssen sie alle erhaltenen Zulagen und Steuervorteile zurückzahlen.“ Das seien zuletzt durchschnittlich 1900 Euro je Vertrag gewesen. „Zum anderen behalten die Anbieter einen Teil des eingezahlten Geldes ohnehin, und zwar die Provisionen sowie die Verwaltungs- und Fondskosten“, ergänzt Klotz. Riester-Sparer verlieren durch die Kündigung also doppelt Kapital für ihren Ruhestand.

Stilllegen statt kündigen - so behalten Verbraucher die Zulagen

Daher empfehlen die Verbraucherprofis dringend, einen Riester-Vertrag nicht zu kündigen, sondern stillzulegen. Das sei bei den noch bestehenden 15,5 Millionen Verträgen bereits jeder vierte bis fünfte Vertrag, so „Finanztip“. „Bei schlechten Verträgen rechnet es sich eher, sie stillzulegen anstatt sie zu kündigen. Dann bleibt zumindest die staatliche Förderung erhalten, die Sparer sonst zurückzahlen müssten.“

Bei alten Verträgen, mit „relativ guten Konditionen“, sollten Verbraucher einfach weiter sparen. Der Neuabschluss einer Riester-Rente lohne sich indes nur für wenige Menschen, so die „Finanztip“-Experten. Das seien beispielsweise Geringverdiener-Eltern mit mehreren Kindern. In diesen Fällen lohnen sich die staatlichen Zulagen besonders. Für Sparer, die noch 10 bis 15 Jahre zur Rente haben, lohne sich ein Aktiensparplan via ETF eher.

„Nicht nur gescheitert, sondern ein Desaster”

Insgesamt fällt das Urteil der Experten über die Riester-Rente desaströs aus. „Mit Blick auf diese Zahlen ist die Riester-Rente nicht einfach nur gescheitert. Sie ist ein Desaster”, sagt Klotz. Denn mit dem „Riestern“ sollten Verbraucher privat vorsorgen können, um die zugleich gekürzten Renten zu kompensieren.

Dieses Ziel habe man nicht erreicht: „Nimmt man die gekündigten und die stillgelegten Verträge zusammen, erfüllen knapp die Hälfte aller abgeschlossenen Verträge diesen Zweck nicht.”

Die größten Profiteure des Systems seien indes die Anbieter der Verträge gewesen, die bis Ende 2022 1,8 Milliarden Euro aus den Staatskassen eingenommen hätten. „Die Anbieter durften Kosten und Provisionen sogar auf die staatlichen Zulagen berechnen. So wurde das Modell Riester-Rente zum Goldesel der Versicherer und Fondsgesellschaften“, erklärt „Finanztip“-Experte Klotz.

Die Riester-Sparer selbst wiederum bekommen nach jahrelangen Spar-Mühen kaum etwas. Bei drei Vierteln der Verträge, die bereits in der Auszahlungsphase sind, lag die monatliche Rente bei weniger als 100 Euro brutto. Nur rund jeder zehnte Riester-Sparer ließen sich einen Teil des Kapitals auf einen Schlag auszahlen. Dabei sei das noch die beste Option, möglichst früh an das Geld zu kommen.

Eine geplante Reform könnte Sparern helfen, ihr Geld zu retten

Es gibt aber einen Hoffnungsschimmer. Für 2025 visiert die Bundesregierung eine Reform der privaten Vorsorge an. Dadurch soll auch das „Riestern“ simpler und vor allem rentabler werden. Auch ein neues Aktiendepot für die Vorsorge ist geplant.

„Das neue Depot-Modell muss deutlich weniger kosten und auch für bisherige Riester-Sparer zugänglich sein. Das heißt, dass sie ihr angelegtes Geld kostengünstig und vor allem ohne explizite Zustimmung der bisherigen Anbieter auf das Altersvorsorge-Depot übertragen können“, fordert Vorsorgeexperte Klotz.

Denn das wäre eine Chance für alle bisherigen Sparer, ihr Kapital aus der „Riester-Falle“ zu retten.