Staatssekretärin: Der Chebli-Effekt – Warum diese Frau so polarisiert

Sawsan Chebli polarisiert. Aber wie macht sie ihren Job als Staatssekretärin? Eine Geschichte von gegenseitiger Überforderung.

Berlin.  Der Pressetermin läuft nach Plan. Sawsan Chebli würde sagen: Die Geschichte hat den richtigen Spin. Das ist, bevor ihr zwei Mal der rote Aktendeckel aus der Hand rutscht, die Skripte auf den nassen Kudamm klatschen. Und das ist, bevor eine unplanmäßige Frage in die Geschichte platzt. Aber erst mal sind die Kameras da, die "Tagesschau", die Agenturen.

Der Chebli-Effekt

Es ist unerwartet kalt am Kudamm. Chebli – der beige Schal wallend, die pechschwarzen Haare offen – bedankt sich bei rund 60 Menschen, die zum Stolpersteine-Putzen gekommen sind. Menschen, die an Gott glauben, Menschen, die an Jahwe glauben, Menschen, die an Allah glauben. "Das ist ein superstarkes Zeichen, das wir hier setzen", sagt Chebli.

Chebli führt eine Gruppe in die Xantener Straße, liest das Schicksal von Else Weiß, Max Weiß und all den anderen vor. Sie wurden in das Haus mit der Nummer 5 einquartiert, zum Gleis 17 in Grunewald verschleppt, in Vernichtungslager gebracht, ermordet. Chebli deutet auf acht ermattete Stolpersteine im Kopfsteinpflaster, sagt Sätze wie diese: "Man muss sich das mal vorstellen: Die Nazis haben alle Menschen im Haus einfach getötet, sie wollten sie auslöschen. Aber solange wir die Erinnerung an sie wachhalten, wird das nicht gelingen." Polieren. Schweigen. Nach drei Stationen löst die Staatssekretärin die Putztruppe auf.

Dann setzt der Chebli-Effekt ein. Der Frühjahrsputz ist eine europaweite Aktion. In ganz Deutschland haben Bürger und Politiker Stolpersteine geschrubbt. Die Schlag...

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