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Stadtarchiv-Einsturz: Mängel vertuscht – Hauptangeklagter womöglich prozessunfähig

Die Anklagebank leert sich. Einer der sieben Beschuldigten ist verstorben.

Langwierige Ermittlungen, komplexe Beweislage, schwierige rechtliche Thematik: Und nun leert sich auch noch die Anklagebank in einem etwaigen Strafprozess zur Einsturzursache des Stadtarchivs. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, ist inzwischen einer der Angeklagten gestorben, ein zweiter soll aufgrund einer schweren Krankheit nicht mehr verhandlungsfähig sein. Damit müssen sich womöglich nur noch fünf der ursprünglich sieben Angeklagten vor dem Kölner Landgericht verantworten. Bei den beiden Beschuldigten handelt es sich um wichtige Protagonisten in der Affäre um den Pfusch am Bau der Nord-Süd-Stadtbahn, der möglichen Schlamperei beim Abschnitt am Gleiswechselbauwerk 30 Meter unter dem Waidmarkt. Wie ein Sprecher des Landgerichts bestätigte, ist mittlerweile einer der beiden angeklagten Poliere der Arbeitsgemeinschaft (Arge) der Bauunternehmen des Mammut-Projekts gestorben. Die Staatsanwaltschaft warf dem 56-Jährigen Tiefbaufachmann vor, die Blechfugen der Schlitzwand in der Baugrube unter dem Waidmarkt nicht ausreichend überprüft zu haben. Sonst hätte ihm bereits vier Jahre vor der Katastrophe auffallen müssen, dass sein Kollege Rolf K. und ein ebenfalls angeklagter Baggerführer im Bereich der Lamelle 10 und 11 der Schlitzwand schwer gepfuscht hatten. Durch diese „Fehlstellen“, konstatieren die Ankläger, drangen am 3. März 2009 riesige Wasser- und Boden-Massen in die Baugrube ein, zugleich erodierte in der Umgebung der Untergrund, so dass neben dem Stadtarchiv auch Häuser in der Nachbarschaft einstürzten und dabei zwei Menschen ums Leben kamen. Mutmaßlicher Hauptschuldiger ist womöglich prozessunfähig Der mutmaßliche Hauptschuldige an der Katastrophe soll nach Informationen aus Justizkreisen schwer erkrankt sein. Rolf K, der damalige Polier, ist womöglich prozessunfähig. Der heute 63-Jährige soll den Schwindel um die Lamelle in 30 Metern Tiefe initiiert haben. Als sein Baggerfahrer bei Aushubarbeiten Fugenbleche durchgerissen hatte, soll Rolf K. die Panne vertuscht haben. Im Tagesprotokoll vermerkte er einzig, auf ein „massives Hindernis aus Stahl“ gestoßen zu sein. Wohlweislich habe er laut Anklage auch verschwiegen, dass der Baggerführer etwas später auf einen Steinblock gestoßen war, der in die Lamellenwand 11 hineinragte und nicht entfernt werden konnte. Somit klaffte im Schlitz des Fugenblechs ein Riesenbrocken heraus. Um diese Mängel zu kaschieren, soll Rolf K. falsche Messprotokolle angefertigt haben. Damit der Schwindel nicht auffiel, manipulierte der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft auch die Eisenkörbe, die in die Schlitze eingelassen wurden, um sie dann mit Beton zu füllen. Eisenbewehrungen wurden manipuliert Dabei kam ihm das Glück zur Hilfe, dass weder die Bauaufsicht der Kölner Verkehrs-Betriebe noch seine Kollegen die Körbe ernsthaft kontrollierten. Wäre dies geschehen, hätte leicht erkannt werden können, dass an den Eisenbewehrungen herumgepfuscht worden war, damit sie in die falsch ausgehobenen Erdschlitze passten. Letztlich, so folgern die Ankläger, hätten Rolf K. und der Baggerführer „die technische Ursache für den Einsturz des Stadtarchivs und seiner Nachbargebäude gesetzt.“ Bis heute bestreiten sowohl die Angeklagten als auch die am Kölner U-Bahn-Bau beteiligten Firmen die Vorwürfe. Nach ihrer Ansicht ist die tatsächliche Einsturzursache immer noch nicht geklärt. Einer, der sicher zur Aufklärung beitragen könnte, ist der ehemalige Polier Rolf K.. Sollte die zuständige große Strafkammer die Anklage zulassen und den Prozess im Januar 2018 beginnen, könnte es die Urteilsfindung erschweren, wenn die Schlüsselfigur der Archiv-Katastrophe fehlen würde....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta