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Mangelnde Baustellenkontrolle: Das Versagen der KVB-Aufsicht beim Kölner Stadtarchiv

Der Prozess um die sechs Angeklagten kann wohl im Januar 2018 beginnen.

Unter den sieben Beschuldigten, die sich vor dem Landgericht wegen des Einsturzes des Stadtarchivs verantworten sollen, befinden sich nicht nur fünf Beschäftigte der Bauunternehmen, sondern auch zwei Mitarbeiter der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Die Staatsanwaltschaft wirft der Ingenieurin und ihrem Assistenten vor, die ihnen übertragene Aufsicht über den Bau der U-Bahn vernachlässigt zu haben. Nach Auffassung der Anklagebehörde ist das Unglück durch Pfusch der Baufirmen verursacht worden – begünstigt offenbar durch eine unzulängliche Kontrolle der KVB. Bauherr und Aufsicht Der von dem Verkehrsunternehmen mit einer Untersuchung beauftragte Rechtsanwalt Gero Walter hatte bereits im März 2010, ein Jahr nach dem Einsturz also, von Versäumnissen gesprochen. Nach seinen Erkenntnissen hätten Mitarbeiter der KVB beispielsweise den Einbau von Eisenteilen sowie Protokolle über Betonmengen nicht ausreichend kontrolliert. Warum durften die Verkehrs-Betriebe als Bauherr der Nord-Süd-Stadtbahn zugleich die Aufsicht führen? So widersinnig das sein mag – es war lange Zeit laut einer Bundesverordnung zum Bau von Straßenbahnen noch zulässig. Die Regelung brachte das für die Bauaufsicht zuständige Personal der KVB zwangsläufig in einen Interessenkonflikt. Denn ein Bauherr will sein Vorhaben so günstig und so schnell wie möglich verwirklichen; ein Baukontrolleur darf darauf jedoch keine Rücksicht nehmen, für ihn hat die Sicherheit im Vordergrund zu stehen. Als Folge des Archiveinsturzes setzte sich die Landesregierung im Bundesrat dafür ein, die Bauaufsicht strikt vom Bauherren zu trennen. Hoher Kostendruck Wegen erheblicher Kostensteigerungen stand das Milliardenvorhaben Nord-Süd-Stadtbahn frühzeitig unter Druck. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ haben Monteure einer Brunnenbaufirma in ihrer polizeilichen Vernehmung jedenfalls ausgesagt, es habe am Waidmarkt in der Zeit vor dem Unglück „faktisch“ keinerlei Kontrolle gegeben. „Wir sind an einer Aufklärung interessiert, auch wenn sie wehtut“, betont KVB-Chef Jürgen Fenske seinerzeit. Zu den Vorwürfen gegen zwei seiner Mitarbeiter will er nichts sagen. „Wir äußern uns nicht, solange es keine offizielle Bestätigung der Anklage durch das Gericht oder die Staatsanwaltschaft gibt“, ergänzt KVB-Sprecher Matthias Pesch. Die für die Aufsicht zuständigen Fachleute stammten ursprünglich vom städtischen Amt für Brücken und Stadtbahnbau. Die Mannschaft wechselte 2004 zur KVB, so auch die Ingenieurin und ihr Mitarbeiter, deren Namen sich auf der Liste der Beschuldigten befinden. Der Münchner Prüfingenieur Rolf Sennewald sollte die statischen Berechnungen für die Baugrube kontrollieren. Aus Kostengründen habe die KVB die Aufsicht damals nicht ihm übertragen, sondern eigene Leute beauftragt, sagte er der Polizei. „Mit keinem Wort“ sei er über die Probleme mit dem Grundwasser informiert worden – sonst wäre „ein sofortiger Baustopp veranlasst“ worden....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta