Stahlseil-Anschläge auf Bahnstrecken: Mutmaßlicher IS-Sympathisant festgenommen

Polizisten suchen am 31.10.2018 nach dem Fund des Stahlseils auf der ICE-Strecke zwischen Nürnberg und München die Schienen ab (Bild: dpa)
Polizisten suchen am 31.10.2018 nach dem Fund des Stahlseils auf der ICE-Strecke zwischen Nürnberg und München die Schienen ab (Bild: dpa)

Nach Anschlägen mit gespannten Stahlseilen auf Bahnstrecken in Bayern und Berlin hat die Polizei in Wien einen 42-jährigen Iraker unter Terrorverdacht festgenommen. Der Mann, der in Wien wohnt, sympathisiert offensichtlich mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), wie die Generalstaatsanwaltschaften in München und Berlin sowie der Polizeipräsident Berlin und das bayerische Landeskriminalamt am Mittwoch mitteilten.

Die Staatsanwaltschaft Wien erklärte, der Mann stehe im dringenden Verdacht, im Oktober und Dezember in Deutschland terroristische Anschläge auf Bahnstrecken durchgeführt zu haben. Nur aufgrund eines technischen Fehlers sei es nicht zur geplanten Tötung von Menschen gekommen. «In Tatortnähe aufgefundene Schriftstücke in arabischer Sprache sowie eine Flagge des sogenannten Islamischen Staates begründen einen terroristischen Tatverdacht», erklärte die Behörde. Der Beschuldigte zeige sich im Hinblick auf die Taten geständig, bestreite aber einen terroristischen Hintergrund.

Konkret geht es um zwei Fälle: Am 7. Oktober war auf der ICE-Strecke zwischen Nürnberg und München bei Allersberg ein Stahlseil zwischen den Oberleitungsmasten befestigt worden, zudem wurden mit Metallteilen verstärkte Holzkeile auf den Gleisen aufgebracht, um einen darüberfahrenden Zug zum Entgleisen zu bringen, wie die Ermittler mitteilten. Ein ICE hatte die Hindernisse überfahren, war aber nur leicht beschädigt worden.

Die Polizei Berlin hatte dann am 24. und 25. Dezember von einem vergleichbaren Eingriff an einer Bahnstrecke in Karlshorst berichtet, bei dem auch ein Oberleitungsschaden festgestellt worden war. Ein Zug war beschädigt worden, verletzt wurde niemand. Auch hier fanden Ermittler in Tatortnähe Schriftstücke in arabischer Sprache sowie eine Flagge des IS. Auf dieser Bahnstrecke fahren Regional- und EC-Züge.

Die Festnahme erfolgte bereits am Montag, aktuell wird der Mann in Wien auch von deutschen Ermittlern vernommen. Gegen ihn liegen Haftbefehle der Staatsanwaltschaft Wien wegen Verdachts der terroristischen Straftaten des versuchten Mordes und der schweren Sachbeschädigung, der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und dem Verbrechen der kriminellen Organisation vor. Auch das Amtsgericht München hat Haftbefehl erlassen, wegen des Verdachts des versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlichem Eingriff in den Bahnverkehr und versuchter Störung öffentlicher Betriebe.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußerte sich erleichtert über die Festnahme. Österreichische Spezialeinheiten hätten den Verdächtigen in enger Zusammenarbeit mit deutschen Ermittlern festgenommen. «Dank der hervorragenden internationalen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Österreich konnte damit der vermutlich hochgefährliche Täter aus dem Verkehr gezogen werden», erklärte er. Die Ermittlungen würden jetzt mit Hochdruck fortgeführt, um die Hintergründe aufzuklären. Das betreffe insbesondere einen möglichen Bezug der Taten zum Islamischen Staat und die Frage, ob es Hintermänner gegeben haben könnte.