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Das wird Star-Fotograf Terry Richardson vorgeworfen

Harvey Weinstein ein Einzelfall? Diese naive Hoffnung wird immer mehr zerschlagen. Denn Leute wie Star-Fotograf Terry Richardson scheinen nicht minder auf dem Kerbholz zu haben.

Müsste der entbrannte Sexskandal in Hollywood mit einem ebenso treffenden wie perfiden Begriff verschlagwortet werden, so laute besagter Begriff wohl "Offenes Geheimnis". Dass sich Harvey Weinstein (65) mit seiner Macht, bei Bedarf Karrieren mit einem Fingerschnippen zu zerstören, ein Hollywood überspannendes Schweigegelübde ergaunert hat - das ist nun auch abseits der (Alp-)Traumfabrik ans Licht gekommen. Ebenso wie die Tatsache, dass er fürwahr nicht das einzige schwarze Schaf ist. Auch um Star-Fotograf Terry Richardson (52) ranken sich schon seit Jahren explizite Vorwürfe in der Szene, die früh dem Status bloßer Gerüchte entwachsen schienen. Geschehen ist all die Jahre nichts - bis jetzt.

Die Schlagzeilen von gestern bis heute

Eine Zeitreise ins Jahr 2010. Die US-Seite "Jezebel" titelt mit der Überschrift: "Immer mehr Models erheben Vorwürfe gegen Modefotografen". Schon damals war Terry Richardson gemeint, ausschlaggebend damals war die Anschuldigung des dänischen Supermodels Rie Rasmussen (39): "Sie haben zu große Angst, um Nein zu sagen (...) und sind zu jung, um sich alleine dagegen aufzulehnen", fasste das Model damals jene Zwickmühle zusammen, mit der Richardson Nachwuchsmodels zu Dingen zwang, die sie sonst nie gemacht hätten.

Seinem Ruf als Star-Fotograf tat dies vor rund sieben Jahren keinen Abbruch. Richardson hatte sie alle vor der Linse, von Barack Obama (56) bis Miley Cyrus (24). Für letztere nahm er gar das berühmt-berüchtigte "Wrecking Ball"-Video auf, in dem Cyrus splitterfasernackt auf einer Abrissbirne schwang. Das sei nun einmal sein Stil, wurde der Fotograf laut "The Guardian" immer wieder von allen Seiten verteidigt.

Der Denkmantel der Kunst

Doch wo hört bloße Provokation auf - und wo beginnt sexuelle Belästigung? Richardson habe im Schutzmantel der Kunst immer heftigere Anweisungen an die blutjungen Models gestellt. Eine sollte für ihn ihren Tampon herausnehmen, wieder eine andere behauptete, der Fotograf habe sie an ihrem Po geleckt und wollte von ihr, dass sie seine Intimteile bei einem Fotoshoot drückt. Des Weiteren habe Richardson immer heftigere sexuelle Handlungen verlangt, auf einige Models habe er gar ejakuliert, berichtete zumindest die Seite "Slate" - im Jahr 2014.

Dass sich Richardson wenig bis gar keine Sorgen machte, für sein Verhalten belangt zu werden, zeigte sich aber noch viel früher, im Jahr 2007. Damals soll er ebenfalls laut "The Guardian" gesagt haben: "Es kommt nicht darauf an, wen du kennst, sondern darauf, wem du einen bläst. Und ich habe nicht umsonst ein Loch in meiner Hose." Eines, wie es scheint, das ihm sämtliche Auftraggeber in den vergangenen zehn Jahren partout nicht stopfen wollten.

Im Dunstkreis des Weinstein-Skandals

Ihren moralischen Kompass haben im Dunstkreis des Weinstein-Skandals nun aber doch alle gefunden, die die Vorwürfe zuvor noch geflissentlich zu ignorieren wussten. Modehäuser wie Valentino und Bulgari hätten nach den neusten Anschuldigungen nun die Reißleine gezogen und ihre Zusammenarbeit mit Richardson beendet, heißt es. Ob das ohne den Weinstein-Faktor auch der Fall gewesen wäre?

Foto(s): Everett Collection / Shutterstock.com