Start ab 2026 - Drei Ideen zur neuen Aktien-Rente: Eine hat die größten Chancen - und Risiken

Betrifft alle Generationen: die Rentenlücke im Blick behalten.<span class="copyright">imago images/Westend61</span>
Betrifft alle Generationen: die Rentenlücke im Blick behalten.imago images/Westend61

Ab 2026 sollen Arbeitnehmer wählen können, ob sie in eine Riester-Rente, einen staatlichen Aktienfonds einzahlen oder ihre Rente lieber zusätzlich frei am Kapitalmarkt anlegen. FOCUS online erklärt, was sich genau ändert.

  • Im Video: Renten-Reform ist beschlossen: Das ändert sich jetzt für Rentner und Angestellte

Millionen Babyboomer werden in den nächsten Jahren in Rente gehen. Das könnte zum Problem werden, weil sie dann nicht mehr in die Rentenkasse einzahlen, sondern Geld aus ihr beziehen. Angesichts dieser Entwicklung will Bundesfinanzminister Christian Lindner Maßnahmen zur Anpassung des Rentensystems umsetzen. Ein wichtiger Punkt wird der Aufbau eines Kapitalstocks von 200 Milliarden Euro für die Rente sein. Denn langfristig reichen die verbleibenden Beitragssteigerungen wegen des Wegfalls der geburtenstarken Jahrgänge nicht aus, um das Rentenniveau zu sichern.

Nach dem Gesetzentwurf, den das Bundesfinanzministerium erarbeitet und jetzt in die Ressortabstimmung gegeben hat, sollen Beschäftigte wählen können, ob sie die Riester-Rente oder eine Aktienrente staatlich fördern lassen.

Die Aktienrente soll dann ab 2026 starten.

So sieht die Aktienrente der Bundesregierung aus

Beschäftigte haben künftig die Wahl zwischen verschiedenen Modellen der Altersvorsorge. Zum einen können sie weiterhin das klassische Riester-Depot nutzen, bei dem sie im Ruhestand eine Rückzahlung von 100 Prozent ihrer eingezahlten Beiträge – zuzüglich Zinsen – erhalten.

Alternativ steht ein neues staatliches Renten-Depot zur Verfügung. Hierbei wird die klassische Rentenversicherung mit einer Investition in einen Staatsfonds kombiniert. Bei Renteneintritt erhalten die Beschäftigten mindestens 80 Prozent ihrer eingezahlten Beiträge zurück. Die restlichen 20 Prozent unterliegen einem höheren Risiko, bieten jedoch gleichzeitig die Möglichkeit auf eine höhere Rendite.

Zusätzlich soll es, laut der „Bild“-Zeitung, eine dritte Option geben: ein selbstverwaltetes Depot mit höherem Risiko. Es soll „Lindner-Depot“ heißen. Hier können die Beschäftigten frei entscheiden, in welche Aktien, Wertpapiere oder ETFs sie investieren möchten. Sie sind damit nicht an das Staatsdepot gebunden. Gleichzeitig erhöht sich das Risiko, wodurch jedoch auch höhere Renditen möglich sind.

Staat fördert das „Lindner-Depot“ mit 20 Prozent!

Wer sich für die risikoreichere Aktienrente entscheidet, erhält eine staatliche Förderung von 20 Prozent. Wer also 1000 Euro in Aktien anlegt, erhält 200 Euro staatliche Förderung. Allerdings gibt es eine Obergrenze. Mehr als 600 Euro Förderung pro Jahr gibt es nicht. Das entspricht einer Aktienanlage von 3000 Euro pro Jahr.

Beschäftigte mit Kindern profitieren von einer deutlich höheren staatlichen Förderung: Pro Jahr und Kind erhalten sie 25 Prozent Zuschuss. Das bedeutet bei einer Einzahlung von 1000 Euro eine Förderung von 250 Euro pro Kind. Allerdings gibt es auch hier eine Obergrenze: Die Förderung ist auf maximal 300 Euro pro Kind und Jahr begrenzt.

Wichtig: Das Geld muss bis zum Renteneintritt im Depot verbleiben. Eine frühzeitige Auszahlung ist nicht möglich.

Kann ich meine Rente jetzt schon an der Börse handeln?

Ja und Nein. Für das staatliche Renten-Depot gilt: Der bestehende Staatsfonds steht nicht für öffentliche Investitionen zur Verfügung. Der Zugang zu solchen staatlichen oder zweckgebundenen Fonds ist in der Regel auf bestimmte Institutionen oder Zwecke beschränkt und steht privaten Anlegern nicht zur Verfügung.

Aber ... Arbeitnehmer können ihre Altersvorsorge schon heute an der Börse anlegen. Aktien eignen sich grundsätzlich besonders gut für die Altersvorsorge, da sie aufgrund ihres langen Anlagehorizonts Schwankungen am Kapitalmarkt gut ausgleichen können. Mit einem weltweit anlegenden ETF zum Beispiel ließen sich in der Vergangenheit durchschnittlich sieben bis neun Prozent Rendite pro Jahr erzielen.

Wie sicher ist die Rente an der Börse?

Finanzmärkte sind immer volatil und spekulativ – deshalb sahen vor allem die Grünen die Pläne zunächst skeptisch. Der Grünen-Rentenexperte Markus Kurth verwies im Sommer auf den bereits existierenden Staatsfonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (Kenfo). Das Kürzel steht für den Staatsfonds, der die Rückstellungen der AKW-Betreiber anlegt, um mit den Erträgen die Entsorgung der radioaktiven Abfälle zu finanzieren. Dieser Fonds hatte 2022 einen Verlust von 12,2 Prozent eingefahren. Und das Generationenkapital soll nun durch den Kenfo angelegt werden.

So etwas kann man aus Sicht vieler Sozialverbände bei der Rente nicht riskieren. „Die gesetzliche Rentenversicherung ist denkbar ungeeignet, um damit an der Börse zu spekulieren“, warnt etwa Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes.

Bei Verlusten der Rentenkasse müssten der Bund und die Beitragszahler einspringen. Das würde automatisch zu Beitragserhöhungen führen und ein Milliardenloch in die Haushaltsplanung reißen. Damit die Rente sicher bleibt und das Rentenniveau nicht sinkt, soll eine Niveausicherungsklausel im Rentenrecht bis 2039 weiter gelten. Eigentlich läuft diese Klausel 2025 aus.