Steuer-Profi verrät: Diese Steuertricks sorgen sofort für mehr netto auf Ihrem Konto
Haben Sie jemals während einer Gehaltsverhandlung auf die Möglichkeit von steuerfreien Gehaltsextras hingewiesen? Fabian Walter, ein Experte für Steuern, erklärt, warum dies sinnvoll sein kann und warum sich eine Gehaltserhöhung trotz der Steuerprogression immer noch lohnt.
Ab welchem Einkommensniveau ist es nicht mehr sinnvoll, eine Gehaltserhöhung aufgrund der Steuerprogression anzustreben?
Auch wenn man in den Spitzensteuersatz von 42 Prozent rutscht, ab einem zu versteuerndem Einkommen von 66.761 Euro Brutto im Jahr 2024, lohnt sich eine Gehaltserhöhung trotz Steuerprogression immer. Denn selbst wenn man die Schwelle von 42 % überschreitet, zahlt man nicht auf alles 42 %.
Selbst bei einem zu versteuernden Einkommen von 66.761 Euro zahlt man insgesamt nur 26 Prozent Einkommensteuer. Dies liegt daran, dass man trotzdem auf die ersten Progressionsstufen den günstigeren Steuersatz behält und nur ab diesem Betrag die 42 Prozent zahlt. Daher kann man sich entspannt über die Gehaltserhöhung freuen.
Welche steuerfreien Zusatzleistungen können Arbeitnehmer erhalten und wie beeinflussen sie das Nettoeinkommen?
Steuer- und abgabenfreie Gehaltsextras kommen brutto = netto beim Arbeitnehmer an. Ein paar Beispiele:
50 Euro monatliche Sachbezüge
60 Euro Geschenke zu besonderen persönlichen Anlässen
Geschenke bei Betriebsveranstaltungen
Geschenke mit Pauschalversteuerung
Betriebliche Altersversorgung
Erholungsbeihilfe für den Urlaub
Mitarbeiterbeteiligungen
Essensgutscheine
Fahrrad und E-Bike
Firmenwagen / Garagenstellplatz
Fahrtkostenzuschüsse / Job Ticket
Gesundheitsförderungen wie zertifizierte Rückentrainings
Kinderbetreuung von nicht schulpflichtigen Kindern
Geld für die Kurzfristige Betreuung für Kinder unter 14 / pflegebedürftige Angehörige
600 Euro für die Unterstützung in Notsituationen
Personalrabatte bis 1.080 Euro pro Jahr
PC, Notebook, Smartphone & Tablet
Erstattung von Telefon- & Internetkosten
Finanzielle Hilfe beim Umzug
Vergünstigte Vermietung einer Wohnung
Verpflegungsmehraufwendungen bei Reisen / in der Berufsschule
Sonntags-, Feiertags- und Nachtzuschläge
Was sind Sachbezüge und wie werden sie steuerlich berücksichtigt?
Der Arbeitnehmer kann vom Arbeitgeber steuerfrei 50 Euro in Form von Sachbezügen als zusätzliches Gehalt erhalten. Es ist wichtig zu beachten, dass Sachbezüge keine Geldleistungen sein dürfen. Ein Beispiel für Sachbezüge sind Tankgutscheine, die nicht in bar ausgezahlt werden können.
In der Praxis stellen Arbeitgeber oft wiederaufladbare Debitkarten zur Verfügung, die es den Arbeitnehmern ermöglichen, Waren wie Lebensmittel im Supermarkt zu beziehen. Auch hier besteht keine Möglichkeit zur Barauszahlung.
Der Arbeitgeber kann sogar bis zu 10.000 Euro an Sachbezügen zusätzlich zum regulären Arbeitslohn zur Verfügung stellen. Für den Arbeitnehmer sind diese Bezüge steuerfrei, der Arbeitgeber muss jedoch einen Pauschalsteuersatz von 30 Prozent darauf entrichten. Zusätzlich fallen der Solidaritätszuschlag und eine pauschale Kirchensteuer an, was zu einer Gesamtbelastung von 33,75 Prozent führt.
Sofern der Arbeitgeber die Steuern übernimmt, können Geschenke bis zu einem Wert von 10.000 Euro pro Jahr und Empfänger gewährt werden. Wenn die Mitarbeiter mit ihrem Jahresgehalt die Beitragsbemessungsgrenze nicht überschreiten, müssen neben der pauschalen Lohnsteuer auch Sozialversicherungsabgaben entrichtet werden.
Welche steuerlichen Vergünstigungen gibt es im Bereich der Kinderbetreuung, Mobilität und für den Fall von Notlagen?
Kindergartenzuschüsse für nicht schulpflichtige Kinder, die vom Arbeitgeber zusätzlich zum Gehalt gezahlt werden, sind von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen befreit.
Der Arbeitgeber darf maximal die tatsächlichen Kosten für den Kindergarten erstatten. Dies gilt auch für Betriebskindergärten, Schulkindergärten, Kindertagesstätten, Kinderkrippen, Tages- oder Wochenmütter sowie Ganztagspflegestellen.
Der Arbeitgeber muss den Originalbeleg zusammen mit den anderen Lohnunterlagen aufbewahren. Als Arbeitnehmer ist es notwendig, diese Unterlagen, wie beispielsweise die Rechnung des Kindergartens, dem Arbeitgeber zur Verfügung zu stellen.
In finanziellen Notlagen kann der Arbeitgeber mit steuerfreien Beihilfen unterstützen. Solche Notlagen können beispielsweise Vermögensverluste durch höhere Gewalt (Hochwasser, Brand usw.) oder der Tod eines Familienmitglieds sein. Die Steuerbefreiung gilt sowohl für Geld- als auch Sachleistungen. Solche Unterstützungsleistungen für Arbeitnehmer sind bis zu 600 Euro pro Kalenderjahr steuerfrei. Ebenfalls steuerfrei sind Jobtickets wie das Deutschlandticket oder vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellte Fahrräder.
Wie kann ich meinen Arbeitgeber dazu bringen, steuerfreie Zusatzleistungen zu gewähren? Welche Argumente sind besonders überzeugend?
Um Gehaltsextras steuerfrei zu erhalten, müssen sie in den meisten Fällen zusätzlich zum Gehalt gezahlt werden.
Es ist wichtig zu beachten, dass regelmäßige Gehaltserhöhungen normal sind, um zumindest die Inflation auszugleichen. Wenn die Inflation beispielsweise bei vier Prozent pro Jahr liegt, benötigt man jedes Jahr mindestens eine Gehaltserhöhung von vier Prozent, um sein Lebensstandard zu halten. Wenn die Gehaltserhöhung geringer ausfällt, kann man sich weniger leisten als im Vorjahr.
Die Argumentation mit der Inflation ist jedoch taktisch nicht so klug, da die Inflation auch den Arbeitgeber betrifft. Er muss ebenfalls mehr für Waren und Dienstleistungen bezahlen.
Meiner Meinung nach ist es sinnvoller, zu betonen, dass diese steuerfreien Gehaltsextras auch sozialversicherungsfrei sind.
Wenn der Arbeitgeber zum Beispiel dem Arbeitnehmer monatlich 50 Euro mehr zahlt, müsste er zusätzlich die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung leisten. Bei einem steuerfreien Sachbezug von 50 Euro entfallen diese Kosten jedoch. In diesem Fall belaufen sich seine Ausgaben nur auf 50 Euro.
Darüber hinaus wäre es für den Arbeitgeber wesentlich kostspieliger, wenn der Mitarbeiter aufgrund der Gehaltserhöhung kündigt und er einen neuen Mitarbeiter einstellen müsste. Dieser müsste wieder eingearbeitet werden, was in der Regel deutlich teurer ist als eine Gehaltserhöhung.
Auf diese Weise kann man dem Arbeitgeber rational erklären, warum man eine Gehaltserhöhung benötigt.
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