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Enges Rennen erwartet: Argentinier stimmen in Stichwahl über neuen Präsidenten ab

Die Menschen in Argentinien haben am Sonntag einen neuen Präsidenten gewählt. Umfragen zufolge dürfte die Stichwahl zwischen dem derzeitigen Wirtschaftsminister Sergio Massa und dem ultraliberalen Populisten Javier Milei ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden. (LUIS ROBAYO)
Die Menschen in Argentinien haben am Sonntag einen neuen Präsidenten gewählt. Umfragen zufolge dürfte die Stichwahl zwischen dem derzeitigen Wirtschaftsminister Sergio Massa und dem ultraliberalen Populisten Javier Milei ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden. (LUIS ROBAYO)

Inmitten der schweren Wirtschaftskrise in Argentinien haben die Menschen in dem südamerikanischen Land am Sonntag einen neuen Präsidenten gewählt. Umfragen zufolge dürfte die Stichwahl zwischen dem derzeitigen Wirtschaftsminister Sergio Massa und dem ultraliberalen Populisten Javier Milei ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden. Rund 36 Millionen Argentinier waren aufgerufen, bis zur Schließung der Wahllokale um 18.00 Uhr (22.00 Uhr MEZ) ihre Stimme abzugeben. Erste Ergebnisse werden drei Stunden später erwartet.

Der Wahlkampf war von aggressiven Tönen geprägt. Milei sorgte dabei mit populistischen Parolen für Furore. So erklärte der Politikneuling, der sich selbst als Anarchokapitalist bezeichnet, er wolle die Zentralbank abschaffen, die öffentlichen Ausgaben "mit der Kettensäge" kürzen und den argentinischen Peso durch den US-Dollar ersetzen. Die jährliche Inflation liegt derzeit bei 143 Prozent, die Armutsrate bei über 40 Prozent.

Der 51-jährige Massa, der bereits 2015 Kandidat war und sich während des Wahlkampfs von seiner Regierung distanziert hatte, war im ersten Wahlgang vor knapp einem Monat mit sieben Prozentpunkten Vorsprung vor Milei auf dem ersten Platz gelandet.

Milei sagte am Sonntag nach seiner Stimmabgabe in Buenos Aires, er hoffe, dass "die Zahlen so eindeutig sind, dass wir heute Abend einen gewählten Präsidenten haben werden". Massa gab seine Stimme in der nördlich von Buenos Aires gelegenen Stadt Tigre ab. "Warten wir das Ergebnis mit Ruhe, mit Hoffnung und vor allem mit Optimismus ab, dass die Zukunft Argentiniens besser und geeinter sein wird", sagte er. Er rief zugleich zur "Mäßigung" auf in einer Zeit, die einen "Wendepunkt für das Land" darstelle.

Kurz vor der Stichwahl waren nach übereinstimmenden Berichten insgesamt fünf Menschen wegen mutmaßlicher Drohungen gegen Massa festgenommen worden. Nach der Festnahme von drei Männern und einer Frau am Freitag wurde am Samstag nach Angaben von Sicherheitsminister Aníbal Fernández eine 18-Jährige in der nordargentinischen Stadt Salta festgenommen. Wie das Nachrichtenportal "Infobae" unter Berufung auf Justizkreise berichtete, soll sie im Online-Dienst Instagram dem 17-jährigen Sohn von Präsidentschaftskandidat Massa mit dem Tod gedroht haben.

Am Donnerstag hatte eine Bundesrichterin Ermittlungen eingeleitet und Personenschutz für Massas Familie angeordnet, nachdem in Online-Netzwerken eine Reihe von Drohnachrichten entdeckt worden war.

Argentinien steckt in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten, den neuen Präsidenten erwarten riesige Herausforderungen. Doch viele Argentinier trauen keinem der beiden Kandidaten zu, die Probleme in den Griff zu bekommen. Massa hat als Wirtschaftsminister eine dreistellige Inflationsrate und wachsende Armut mitzuverantworten.

Viele Wähler äußerten sich am Sonntag desillusioniert. "Was auch immer geschieht, wir sehen keine gute Zukunft", sagte der 36-jährige Wähler Mariano Delfino. "Es ist nicht wie bei anderen Wahlen, als ich mit Überzeugung gewählt habe, jetzt wähle ich ohne Überzeugung." Die 26-jährige Ärztin Maria Paz Ventura sagte, sie habe sich für "das kleinere Übel" entschieden und für Milei gestimmt.

bfi/oer