Die stille Bedrohung: Das West-Nil-Virus in Europa

Die stille Bedrohung: Das West-Nil-Virus in Europa

Antonios Mutter war bis zu diesem Sommer gesund, als ein einziger Mückenstich ihr zum Verhängnis wurde. Nach einem Krankenhausaufenthalt von nur zehn Tagen verstarb sie an den Folgen einer Infektion mit dem West-Nil-Virus. Ihr Sohn Antonio beschreibt die dramatische Verschlechterung ihres Zustands: "Sie hatte starke Kopfschmerzen, erbrach sich und begann wirres Zeug zu reden. Jeden Tag wurde es schlimmer." Solche schweren Verläufe der Krankheit sind selten, doch das Virus breitet sich in Europa immer weiter aus.

Das Virus auf dem Vormarsch in Europa

Obwohl das West-Nil-Virus in den meisten Fällen keine oder nur leichte Symptome verursacht, können schwerwiegende Folgen nicht ausgeschlossen werden. Laut Jordi Figuerola vom CSIC-Forschungszentrum in Spanien verlaufen 80 Prozent der Infektionen symptomlos.

Doch warum das Virus bei manchen Menschen, selbst ohne Vorerkrankungen, tödlich endet, ist noch nicht vollständig geklärt. Europa ist zunehmend betroffen: In Griechenland wurden bereits 25 Todesfälle registriert, Italien verzeichnete 13 und Spanien sieben. Besonders in Andalusien, in der Nähe des Guadalquivir-Flusses, breitet sich die Angst vor der Mücke und dem Virus aus.

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Der Weg zum Impfstoff

In Orten wie La Puebla del Río, wo die Mücke früher nur eine lästige Begleiterin des Sommers war, ist sie nun eine tödliche Gefahr. Anwohner haben Plattformen gegründet und fordern stärkere Maßnahmen sowie einen Impfstoff. Dieser wird derzeit in Barcelona von den IrsiCaixa-Labors entwickelt, unterstützt von der EU mit mehr als fünf Millionen Euro.

Jorge Carrillo, einer der führenden Forscher, erklärt, dass der Impfstoff sowohl die Infektion als auch die Entwicklung der Krankheit verhindern soll, besonders bei Risikogruppen. Wenn alles gut geht, könnte der Impfstoff in drei bis acht Jahren verfügbar sein.