Stoff aus Kartoffeln und Nudeln - Experten bei überraschendem neuen Diät-Mittel skeptisch - was dahintersteckt

Kartoffeln sind ein Grundnahrungsmittel in vielen Küchen, doch ihre Auswirkungen auf das langfristige Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind noch unklar.<span class="copyright">Getty Images/SimpleImages</span>
Kartoffeln sind ein Grundnahrungsmittel in vielen Küchen, doch ihre Auswirkungen auf das langfristige Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind noch unklar.Getty Images/SimpleImages

Eine neue Studie will einen Abnehm-Trick gefunden haben. Ein Nährstoff, der etwa in Kartoffeln und Nudeln vorkommt, soll dabei helfen, Gewicht zu verlieren.

Spezialstoff in Kartoffeln: Was ist resistente Stärke?

Bei resistenter Stärke handelt es sich um einen Ballaststoff, der vor allem in stärkehaltigen Lebensmitteln auftritt. Spannend: Sein Anteil nimmt zu, wenn zum Beispiel Kartoffeln und Nudeln nach dem Kochen abkühlen und am nächsten Tag wieder erwärmt werden. Denn im Vergleich zu gewöhnlicher Stärke kann sie im Dünndarm nicht verdaut werden. Stattdessen gelangt sie unverdaut in den Dickdarm und wird dort nach und nach durch aktive Bakterien abgebaut. Das stärkt die Darmflora und wirkt sich positiv auf die Verdauung aus.

Die resistente Stärke verhindert außerdem, dass der Blutzuckerspiegel beim Verzehr von kohlenhydratreichen Lebensmitteln wie Kartoffeln, Nudeln oder weißem Reis zu stark ansteigt. Der Körper setzt dann weniger Insulin frei und verhindert somit auch Heißhungerattacken.

Und einen weiteren Effekt diskutieren Wissenschaftler schon länger, wie Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung FOCUS online erklärt: Nach dem Abkühlen haben stärkehaltige Lebensmittel weniger Kalorien als direkt nach dem Kochen. Das liegt daran, dass der Körper sie durch die resistente Stärke nicht vollständig zur Energiegewinnung nutzen kann.

Wie groß der Kalorien-Unterschied im Gegensatz zu einmalig erhitzten Lebensmitteln ist, lässt sich allerdings nicht genau sagen. Die Expertin erklärt: „Aktuell wird viel zu den Auswirkungen resistenter Stärke geforscht, exakte Daten zur Kalorien-Ersparnis gibt es aber noch nicht. Ersten Studien zufolge sparen Sie zwischen zehn und zwanzig Prozent an Kalorien ein.“

Neue Studie: Resistente Stärke hilft beim Abnehmen

Genauer untersuchen wollten diese Thematik nun chinesische und deutsche Wissenschaftler. Sie haben in einer Studie analysiert, wie sich resistente Stärke (RS) als Nahrungsergänzungsmittel auf Fettleibigkeit und den Stoffwechsel auswirkt. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachjournal „Nature Metabolism“.

Sie kamen zu folgendem Schluss: Nahmen die 37 überwichtigen Teilnehmern über einen Zeitraum von acht Wochen täglich 40 Gramm resistente Stärke auf, dann:

  • reduzierte sich das Gewicht im Durchschnitt um 2,8 Kilogramm

  • verbesserte sich die Insulinempfindlichkeit und

  • veränderte sich die Struktur des Darms sowie des Stoffwechsels.

Stoppte die RS-Einnahme, gingen diese Effekte allerdings wieder zurück.

Ist die Kartoffel ein neues Abnehm-Mittel?

Bedeutet das, dass sich resistente Stärke als praktisches Abnehm-Mittel eignet? Siegfried Ussar vom Institut für Diabetesforschung des Helmholtz-Zentrums München äußert sich skeptisch. Dass Ballaststofffe wie resistente Stärke einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben, sei bereits bekannt.

Neu an der Studie sei die Identifizierung von einzelnen Bakterien, welche sich positiv auf die Gewichtsregulation auswirken. „Der Haupteffekt der Gewichtsreduktion scheint über eine Reduktion der Fettaufnahme in den Körper zu erfolgen. Dies ist ein seit Jahren bestehendes, wenn auch nicht sehr effektives, Mittel zur Gewichtsreduktion“, betont er.

Auch hält er die Probanden-Größe von nur 37 für zu klein, um daraus allgemeingültige Schlüsse zu zeihen. Erklärt aber: „Wie die Autoren selbst schreiben, stellt die Studie jedoch einen interessanten Startpunkt für weiterführende größere, und vor allem ethnisch diversere Studien dar."

Und, es gibt ein weiteres Problem: „Die von den Autoren verwendeten 40 Gramm RS pro Tag sind sicherlich nicht natürlich über die Nahrung aufzunehmen, da hierfür deutlich mehr als ein Kilogramm Reis, Kartoffeln oder Möhren pro Tag konsumiert werden müsste.“ Die Menge könnte man aber als Nahrungsergänzungsmittel in Form eines Shakes oder ähnlichem zu sich nehmen. Wie hoch die Menge an RS tatsächlich sein muss, um einen Effekt zu erzielen, ist jedoch noch unklar.