Straßenrad-WM: Flucht zurück in den Sattel

Nazir Jaser bei der Einweihung der neuen Bahn im Berliner Velodrom: Dort trainiert er im KED-Stevens-Team und bereitet sich auf das WM-Einzelzeitfahren vor.

Berlin.  Nazir Jaser schnieft ein wenig vor sich hin, als er vom Rad steigt. Die Trainingseinheit des Syrers im Berliner Velodrom hatte Trainer Dieter Stein vom KED-Stevens-Team bewusst kurz gehalten. Die Anweisung danach: Schnell raus aus der verschwitzten Trainingskleidung, um der Erkältung nicht noch mehr Zündstoff zu liefern. Denn dem 28-Jährigen stehen wichtige Tage bevor. Am Mittwoch wird er für seine Heimat Syrien beim Einzelzeitfahren der Straßenrad-WM in Bergen/Norwegen (16.-24.09.) an den Start gehen. Erscheint auf den ersten Blick gar nicht so besonders. Hört man allerdings die Geschichte, die Nazir Jaser zu erzählen hat, wird schnell deutlich, dass nichts von dem selbstverständlich ist.

Nazir Jaser wurde im Frühjahr 2015 syrischer Meister im Straßenrennen und im Einzelzeitfahren. Im gleichen Jahr machte er sich gemeinsam mit vier Landsleuten über die Türkei und Griechenland auf den Weg nach Deutschland. Vom gefeierten Radprofi zum Flüchtling innerhalb weniger Monate – kein leichtes Schicksal. Doch für seinen Traum vom Radsport nahm der in Aleppo geborene Syrer die Flucht zu Fuß und per Schlauchboot in Kauf. Im November 2015 in Berlin angekommen, stellte sich die Frage, wie und vor allem wo man schnellstmöglich wieder in die Pedale treten kann? Jaser hat da eine einfache Erklärung: "Wir haben bei Google gesucht und das Velodrom gefunden, und dann sind wir hingegangen." Wie man das heutzutage eben so macht.

Nur sieben Jahre zur Schule gegangen

Erst mit 17 kam Nazir Jaser zum Ra...

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