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Strafprozess gegen Top-Manager der Deutschen Bank beginnt

Der Co-Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen. Foto: Foto: Boris Roessler

Vor dem Landgericht München beginnt heute der Strafprozess gegen den Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, sowie vier ehemalige Top-Manager des Frankfurter Geldhauses.

Die Münchner Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, vor vier Jahren in einem Prozess um milliardenschwere Schadenersatzforderungen für die Pleite des Medienkonzerns Kirch nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Dadurch wollten sie aus Sicht der Ankläger erreichen, dass die Deutsche Bank nicht an Kirch zahlen muss. Die Staatsanwaltschaft sieht darin versuchten Prozessbetrug in einem besonders schweren Fall.

Fitschen und die anderen Angeklagten hatten die Vorwürfe zurückgewiesen. Vor Gericht will Fitschen seine Unschuld beweisen. «Ich habe die Zuversicht, dass sich das, was ich immer gesagt habe, vor Gericht validieren lässt. Nämlich, dass ich nicht verstehen kann, warum diese Anklage gegen mich erhoben wurde», sagte er am Montag in Frankfurt - wenige Stunden vor seiner Abreise nach München.

Das Münchner Landgericht stellt sich zum Prozessauftakt auf einen großen Zuschauerandrang ein. Für die 24 Presseplätze gingen bei Gericht 249 Anmeldungen ein. Zusätzlich stehen in dem Gerichtssaal 26 weitere Plätze zur Verfügung, für die interessierte Zuschauer sich anstellen müssen. Für den Prozess sind zunächst 16 Verhandlungstage bis September angesetzt.

Fitschen führt die Deutsche Bank seit Juni 2012 gemeinsam mit Anshu Jain und ist einer der wichtigsten Wirtschaftsbosse in Deutschland. Er hatte 2011 im Kirch-Prozess ausgesagt und dabei nach Auffassung der Staatsanwaltschaft zwar nicht vorsätzlich falsch ausgesagt, aber Angaben gemacht, die in sich nicht schlüssig gewesen seien. Damit wollte er aus Sicht der Anklage die gemeinsame Verteidigungsstrategie der beteiligten Manager stützen.

Vor Gericht stehen zudem Fitschens Vorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer, sowie der ehemalige Aufsichtsratschef der Bank, Clemens Börsig, und Ex-Vorstand Tessen von Heydebreck. Da die Manager in einem Strafprozess angeklagt sind, müssen sie persönlich erscheinen und können sich nicht von Anwälten vertreten lassen. Richter Peter Noll ordnete auch die Nebenbeteiligung der Deutschen Bank an.

Die 627 Seiten lange Anklage stützt sich auch auf Schriftstücke, die bei Durchsuchungen der Deutschen Bank sichergestellt wurden. Das Gesetz sieht für versuchten Betrug in einem besonders schweren Fall nach Angaben der Staatsanwaltschaft einen Strafrahmen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren vor.

Kirch hatte die Bank und deren Ex-Chef Breuer zeitlebens für die Pleite seines Medienkonzerns verantwortlich gemacht. Breuer hatte Anfang 2002 in einem TV-Interview Zweifel an Kirchs Kreditwürdigkeit geäußert. Wenige Wochen später meldete Kirch Insolvenz an. Es folgte eine Welle von Prozessen. Anfang 2014 einigte sich die Bank mit den Kirch-Erben auf einen Vergleich und zahlte 925 Millionen Euro.

Dennoch ermittelte die Staatsanwaltschaft in Sachen Prozessbetrug weiter. Weil die Bank letztlich doch zur Zahlung von Schadenersatz verurteilt wurde und die angebliche Strategie der Angeklagten in dem Schadenersatzprozess somit nicht aufging, lautet der Vorwurf nun versuchter Prozessbetrug.