Streit um illegal behandeltes Mineralwasser in Frankreich geht weiter

Der juristische Streit um illegal behandeltes Mineralwasser aus Frankreich geht in eine neue Runde: Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hat nach eigenen Angaben erneut Klage gegen Nestlé eingereicht. (JOEL SAGET)
Der juristische Streit um illegal behandeltes Mineralwasser aus Frankreich geht in eine neue Runde: Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hat nach eigenen Angaben erneut Klage gegen Nestlé eingereicht. (JOEL SAGET) (JOEL SAGET/AFP/AFP)

Der juristische Streit um illegal behandeltes Mineralwasser aus Frankreich geht in eine neue Runde: Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hat am Mittwoch nach eigenen Angaben erneut Klage gegen Nestlé und einen weiteren Hersteller von Mineralwasser eingereicht. Beide Unternehmen hätten verunreinigtes Mineralwasser mit illegalen Methoden behandelt und als "natürliches Mineralwasser" verkauft, erklärte Foodwatch. Dies sei "ein klarer Fall von Lebensmittelbetrug und Gesundheitsgefährdung".

Ein erstes Verfahren, in dem Nestlé eingeräumt hatte, das Mineralwasser auf unrechtmäßige Weise desinfiziert zu haben, war im Februar gegen eine Strafzahlung von zwei Millionen Euro eingestellt worden. Foodwatch warf Nestlé anschließend vor, die Affäre auf diese Weise unter den Teppich kehren zu wollen.

"Es kann nicht sein, dass ein Mega-Konzern wie Nestlé jahrzehntelang Verbraucher:innen mit illegal gefiltertem Wasser betrügt und dann einfach das Scheckbuch zückt, um sich freizukaufen", betonte Chris Methmann, Geschäftsführer von Foodwatch Deutschland. Die Organisation rechnete vor, dass das Unternehmen mit seinem Gewinn von 11,2 Milliarden Schweizer Franken (11,8 Milliarden Euro) im Jahr 2023 die Geldstrafe innerhalb von 99 Minuten erwirtschaftet hätte.

Die erneute Klage betrifft auch das Unternehmen Sources Alma, das das in Frankreich am häufigsten verkaufte Mineralwasser Cristaline herstellt. Die Verbraucherorganisation erklärte sich zur Zivilpartei, was die Einsetzung eines Untersuchungsrichters zur Folge hat. Foodwatch fordert zudem eine umfassende Untersuchung aller Wassermarken von Nestlé, da die erste Gerichtsentscheidung nur die Marken Vittel, Hépar und Contrex betraf.

Die Marke Perrier spielte in dem ersten Verfahren keine Rolle, geriet aber im April wegen nachgewiesener Fäkalbakterien in negative Schlagzeilen. Drei Millionen Flaschen Mineralwasser mussten vernichtet werden.

Die Verbraucherorganisation wirft den Unternehmen weitere illegale Praktiken vor, etwa den Zusatz von CO2 in Mineralwasser, das als Wasser "mit natürlicher Kohlensäure" verkauft wurden. In zwei weiteren Mineralquellen soll das Wasser mit Eisensulfat behandelt worden sein, um den Schadstoff Arsen herauszufiltern.

Nach einem Bericht des Investigativ-Magazins "Mediapart" waren die französischen Behörden über die zahlreiche Regelverstöße von Nestlé seit Jahren informiert.

Eine Untersuchungskommission hatte 2022 bestätigt, dass die illegale Behandlung von Quellwasser weit verbreitet ist. Der Bericht wurde allerdings nicht veröffentlicht. Im vergangenen Jahr änderte die französische Regierung diskret die Vorschriften und ermöglichte den Einsatz von Mikrofiltern.

Im Hintergrund steht die Bedrohung der Quellen durch die vom menschengemachten Klimawandel beförderte Trockenheit. Auch der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft bedroht die Quellen. US-Wissenschaftler wiesen kürzlich Mikroplastik in Flaschenwasser nach und äußerten die Vermutung, dass dies auch von den Mikrofiltern stammen könne.

kol/hcy