Streit um neuen Haushalt - Wirtschaftsweise Grimm zählt Ampel-Koalition an: „Dann muss man Verantwortung abgeben“

Die "Wirtschaftsweise" Veronika Grimm<span class="copyright">Bernd von Jutrczenka/dpa</span>
Die "Wirtschaftsweise" Veronika GrimmBernd von Jutrczenka/dpa

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm warnt die Bundesregierung eindringlich davor, erneut einen Haushalt auf den Weg zu bringen, der im Verdacht steht, verfassungswidrig zu sein. Dabei bringt die Ökonomin der Technischen Universität Nürnberg ein Ende der Ampel-Koalition ins Spiel.

An Bundeskanzler Olaf Scholz gerichtet sagte sie Bild am Sonntag: Wenn man es nicht schaffe, die Schuldenbremse zu reformieren, „dann muss man als guter Demokrat den Ehrgeiz haben, die Regeln einzuhalten. Oder die Verantwortung abgeben.“

Grimm: Ampel darf keinen „angreifbaren Haushalt aufstellen“

Die Ampel dürfe keinen „angreifbaren Haushalt aufstellen“, so Grimm weiter. Würden erneut Klagen gegen einen Ampel-Haushalt vor dem Bundesverfassungsgericht Erfolg haben, brächte dies die Regierung in Verruf. Es dürfe nicht zur Gewohnheit werden, „die Gesetzeslage zu ignorieren, nur weil man die aktuellen Regeln für unbequem oder nicht richtig hält“. Sonst müsse man Mehrheiten organisieren, um die Schuldenbremse anzupassen.

Laut Grimm wäre ein Aufweichen der Schuldenbremse nicht zielführend: „Der zusätzliche Spielraum wäre im Nullkommanichts aufgebraucht und die Diskussionen gingen von vorn los.“ Grimm warnt: „Wenn man ehrlich ist: Es geht nicht um 5 Milliarden hin oder her. Es muss darum gehen, strukturell umzusteuern, um das Land für zukünftige Herausforderungen zu wappnen: Der Verteidigungshaushalt muss steigen, ebenso wie die Ausgaben für Bildung in den Länderhaushalten. Und das alles, ohne die Schuldentragfähigkeit zu verlieren.“

CSU warnt vor „Manipulationsversuchen des Kanzleramtes“

Sebastian Brehm, Finanz- und Haushaltsexperte der CSU, warnt vor neuen Haushalts-Tricks der Bundesregierung: „Nach meinen Informationen laufen im Kanzleramt Vorbereitungen, um mit neuen Tricks die bereits bis zum rechtlich möglichen Anschlag ausgeschöpfte Schuldenspirale noch weiter zu drehen. Offenbar will man der Autobahngesellschaft durch Scheineinahmen etwa aus der Lkw-Maut die Möglichkeit zu eigener unbegrenzter Schuldenaufnahme verschaffen.“ Die Regierung wolle damit die tatsächliche Höhe der Staatsverschuldung verschleiern. Finanzminister Christian Lindner (FDP) müsse „die Manipulationsversuche des Kanzleramtes stoppen“.