Streit zwischen Lindner und Scholz - „Ich habe doch gerade was Dramatisches gesagt“: Neue Details aus den Minuten vor dem Ampel-Aus
Immer mehr Details aus den letzten Minuten vor dem Ampel-Bruch kommen ans Licht. So legte Olaf Scholz ein Gegenpapier zu Lindners Entwurf vor. Robert Habeck nannte es offenbar „hingerotzt“. Und dann kam es zum letzten Showdown.
Die letzten Stunden der FDP in der Ampel-Koalition - sie waren ein wahrer Krimi. Immer wieder kommen neue Details dazu ans Licht, wie sich der Streit zwischen Kanzler Olaf Scholz und seinem Finanzminister Christian Lindner abspielte. Wie der „Spiegel“ nun berichtet, legte Scholz am Mittwochnachmittag noch ein Gegenentwurf zu Lindners Wirtschaftspapier auf den Tisch. Der Titel: „Agenda für Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze“.
Habeck nennt neues Scholz-Papier bei Koalitionsausschuss „hingerotzt“
Doch dieses Papier soll eilig zusammengeschnitzt worden sein. Vizekanzler Robert Habeck soll es gegenüber FDP-Vertretern sogar „hingerotzt“ genannt haben, so der „Spiegel“. Scholz will mehr Ukraine-Hilfen, neue Subventionen für Unternehmen und die Automobilindustrie.
Lindner will die nicht. Er will auch keiner Notlage zustimmen, die die Schuldenbremse außer Kraft setzt. Als Scholz den sogenannten „Überschreitensbeschluss“ am Abend wieder auf die Tagesordnung bringt, reicht es Lindner. Er berichtet den Teilnehmern des Koalitionsausschusses von einem vertraulichen Abendessen am vorherigen Sonntag. Er bringt Neuwahlen ins Spiel.
„Christian, ich habe hier doch gerade etwas Dramatisches gesagt“
Anschließend, so beschreibt es der „Spiegel“, sprechen Justizminister Buschmann und FDP-Fraktionschef Dürr über etwas anderes. Als hätte niemand von Neuwahlen gesprochen. Lindner geht dazwischen und sagt zu Dürr: „Christian, ich habe hier doch gerade etwas Dramatisches gesagt.“ Daraufhin soll es am Tisch zu Gelächter gekommen sein.
Lindner lacht nicht. Er fragt den Kanzler, ob er entlassen werde, wenn er nicht tue, was Scholz verlangt. Scholz sagt knapp: „Der Worte sind genug gewechselt, jetzt will ich Taten sehen.“
Als Scholz ihn entlässt, sagt Lindner bloß: „Okay“
Die Runde trennt sich. Die „Bild“-Zeitung erfährt von dem Neuwahl-Vorschlag. Scholz hat die Faxen dicke und entlässt Lindner. Wie mehrere Medien zitieren, sagt Scholz: „Ich möchte nicht mehr, dass du meinem Kabinett angehörst, und werde morgen dem Bundespräsidenten mitteilen, dass du entlassen wirst.“ Dann sagt er laut „Frankfurter Allgemeine Zeitung“: „So. Doof.“ Lindner sammelt sich und sagt: „Okay.“
Es ist das Ende der Ampel. Danach beginnt die öffentliche Schlammschlacht.