Studie: Feinstaub-Belastung fast überall zu hoch

Eine weltweite Untersuchung zeigt, dass die Atemluft fast überall mit Feinstaub belastet ist und über WHO-Empfehlungen liegt.

Die Atemluft ist fast überall mit Feinstaub belastet (Bild: Getty Images)
Die Atemluft ist fast überall mit Feinstaub belastet (Bild: Getty Images)

Fast überall auf der Welt atmen Menschen Luft ein, die mehr Feinstaub enthält, als es die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für unbedenklich hält. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die erstmals in globalem Maßstab Luftqualitäten verglichen und untersucht hat.

Feinstaub ist gefährlich

Feinstaub ist ein Sammelbegriff für kleinste Schwebestoffe, die vorübergehend in der Luft verbleiben und nicht sofort zu Boden fallen. Dazu zählen etwa Pollen oder Teilchen, die nach einer Verbrennung übrigbleiben. Unterteilt werden sie je nach Größe: Partikel, die kleiner als zehn Mikrometer im Durchmesser sind, werden etwa als PM10 bezeichnet – PM ist eine englische Abkürzung und steht für Particulate Matter.

Feinstaub ist gesundheitsschädlich. Die kleinen Schwebestoffe in der Luft können einerseits als „Transporter“ dienen und krankmachende Stoffe in die Atemwege von Menschen und Tieren eintragen.

Das Umweltbundesamt schreibt, dass Feinstaub aber auch selbst gefährlich ist, weil er Entzündungen und Stress in menschlichen Zellen auslösen kann. Hält die Belastung über einen längeren Zeitraum an, steigt unter anderem die Wahrscheinlichkeit für Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems. Asthma, Bronchitis, Bluthochdruck oder Gerinnungsstörungen sind mögliche Folgen. Vor allem PM2,5, also Partikel mit einer Größe von 2,5 Mikrometer und weniger, gelten als krankmachend. Einmal eingeatmet, können sie bis in die Bronchien und sogar bis in die Lungenbläschen vordringen.

Vier Tage im Jahr sind unbedenklich

Eine wissenschaftliche Untersuchung kam jetzt zu dem Ergebnis, dass fast überall auf der Welt die Konzentration ebendieser Partikel, der PM2,5, zu hoch ist. Veröffentlicht wurde die Studie im renommierten Fachblatt The Lancet. Darin heißt es, dass nur 0,18 Prozent der globalen Landfläche und nur 0,0001 Prozent der Weltbevölkerung einer PM2,5-Belastung ausgesetzt sind, die die WHO-Empfehlungen erfüllen.

Die WHO hat dabei folgenden Grenzwert eingeführt: Eine Region zeichnet sich durch gute Luftqualität aus, wenn pro Kubikmeter Luft weniger als 15 Mikrogramm Feinstaub gemessen werden. Übersteigt die Menge der Kleinstpartikel diesen Grenzwert, gilt die Atemluft als ungesund. Eine Person sollte, so die WHO, an nicht mehr als vier Tagen im Jahr einer solchen Belastung ausgesetzt sein.

Insgesamt: Belastung leicht rückgängig

Das ist in weiten Teilen der Welt kaum möglich. Auch wenn im Untersuchungszeitraum die Zahl der Tage mit erhöhter Feinstaub-Belastung etwas zurückging, so wurde die WHO-Empfehlung zuletzt noch an mehr als zwei Dritteln aller Tage überschritten.

Insgesamt lag die durchschnittlich gemessene Belastung mit PM2,5 bei 32.8 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Der Wert ist mehr als doppelt so hoch wie die WHO-Empfehlung.

Das liegt vor allem an den gemessenen Werten in Teilen Asiens – wo die Feinstaub-Belastung mitunter 90 Prozent der Zeit zu hoch war – aber auch an den Werten in Lateinamerika, Australien und Neuseeland. In diesen Weltregionen nahmen die Tage mit zu hoher Feinstaub-Belastung in den vergangenen 20 Jahren zu. Anders in Nordamerika und Europa: Dort ging der gemessene Anteil an Feinstaub in der Luft über die Zeit leicht zurück.

Bessere Strategien gegen Luftverschmutzung

Angeschaut haben sich die Forschenden die Jahre von 2000 bis 2019. Für ihre Studie haben sie erstmals Daten zur Luftqualität aus Satellitenüberwachungen und Bodenmessungen auf der ganzen Welt zusammengefügt.

Yuming Guo von der australischen Monash-Universität in Melbourne ist einer der Autor*innen der Studie. In einer begleitenden Pressemitteilung wird er wie folgt zitiert: „Die Studie soll ein tiefgreifendes Verständnis für die Luftverschmutzung und ihre Auswirkung auf die menschliche Gesundheit vermitteln.“ Er hoffe, dass politische Entscheidungsträger*innen in Zukunft bessere Strategien zur Verringerung der Luftverschmutzung entwickeln werden.

Luft in Deutschland in Ordnung

Für Deutschland gilt mit wenigen Ausnahmen, dass die Qualität der Atemluft nahe an der WHO-Empfehlung liegt. Das zeigt der „IQAir World Air Quality Report“.

Zuletzt wurde dieser für das Jahr 2021 herausgegeben. Dort liegen die meisten Regionen und Städte bei einer PM2,5-Konzentration um die zehn Mikrogramm pro Kubikmeter.

VIDEO: Luftverschmutzung: höchste Feinstaub-Werte auf dem Balkan und in Mitteleuropa