Studie: Schwarze Menschen sind am häufigsten von Diskriminierungen betroffen
Schwarze Menschen sind als Gruppe am häufigsten von Diskriminierungen in Deutschland betroffen. Dies geht aus dem ersten Bericht des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) hervor, der am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde. Mit 54 Prozent berichtet demnach mehr als jeder zweite Schwarze Mensch von Rassismuserfahrungen in der Öffentlichkeit. Gefordert werden deshalb bereits mehr Melde- und Beratungsstellen.
Fast jede fünfte Schwarze Frau - 19 Prozent - gab in der Studie an, immer wieder offene Bedrohungen oder Belästigungen zu erfahren, bei den Schwarzen Männern sind es 18 Prozent.
Noch häufiger als offene Diskriminierungen sind laut Studie aber subtile Diskriminierungen: 37 Prozent aller Schwarzen Männer gaben demnach an, dass ihnen regelmäßig mit Angst begegnet wird. Das ist damit viermal so häufig der Fall wie bei - nach Selbstidentifikation - nicht rassistisch markierten Männern.
Mit 20 Prozent berichtete auch jede fünfte Schwarze Frau, dass ihr immer wieder mit Angst begegnet wird. Bei den nicht rassistisch markierten Frau machten nur vier Prozent diese Erfahrung.
Asiatische und muslimische Menschen berichteten ebenfalls von Diskriminierungserfahrungen. Laut Studie waren zwölf Prozent der asiatischen Männer und 13 Prozent der asiatischen Frauen von offenen Diskriminierungen betroffen sowie jeweils 20 Prozent und zehn Prozent von subtilen Diskriminierungen.
Bei muslimischen Männern und Frauen liegen die Anteile bei 13 beziehungsweise 14 Prozent bei der offenen und 28 beziehungsweise 15 Prozent bei der subtilen Diskriminierung. Die Befragten erlebten Diskriminierung demnach sowohl bei der Polizei und Behörden als auch in der Öffentlichkeit und im Freizeitbereich.
"Die Intensität sowie die Konsequenzen erlebter Diskriminierung sind in Deutschland ungleich verteilt", erklärte die Direktorin des DeZIM-Instituts, Naika Foroutan. Am häufigsten treffe es Bevölkerungsgruppen, die rassistisch markiert seien und deren Zugehörigkeit zu Deutschland immer wieder Gegenstand der öffentlichen Debatten sei: Schwarze, asiatische und muslimische Menschen.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten von Juni bis November 2022 die Diskriminierungserfahrungen von Menschen in Deutschland. An der repräsentativen Befragung nahmen den Angaben zufolge mehr als 21.000 Menschen teil. Gefördert wird das DeZIM durch das Bundesfamilienministerium von Lisa Paus (Grüne).
Die Ministerin erklärte zur Studie: "Diskriminierung und Rassismus dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben, sind jedoch weit verbreitet." Um noch gezieltere und wirksamere Maßnahmen dagegen ergreifen zu können, seien mehr wissenschaftliche Erkenntnisse und regelmäßige Daten notwendig. Deshalb fördere das Familienministerium den Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor. Auf Basis der Ergebnisse könnten dann gezielter präventive Maßnahmen entwickelt und Betroffene besser unterstützt werden.
"Diskriminierung und Rassismus schaden dem Zusammenleben in unserer Demokratie", betonte die Antidiskriminierungsbeauftrage der Bundesregierung, Ferda Ataman. Diesen Zusammenhang lege die Studie "schonungslos offen". Deutschland müsse mehr gegen Rassismus tun, forderte Ataman. Nötig seien mehr unabhängige Meldestellen für Betroffene und ein Ausbau des Netzes an Antidiskriminierungs- und Opferberatungsstellen.
Eine "Antirassismus-Offensive" forderte die Antirassismus-Beauftrage des Bundes, Reem Alabali-Radovan. "Wer Rassismus erfährt, darf nicht allein gelassen werden und muss sich wehren können." Alabali-Radovan kündigte deshalb an, ein Antirassismus-Beratungsnetzwerk an bundesweit 32 Standorten zu starten.
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