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Studienfahrt mit Kreuzfahrtschiff sorgt für heftige Debatten

Aida-Flotte: Die Abschlussfahrt von Schülern eines Frankfurter Gymnasiums mit einem Kreuzfahrtschiff sorgt für Diskussionen. Foto: Bernd Wüstneck
Aida-Flotte: Die Abschlussfahrt von Schülern eines Frankfurter Gymnasiums mit einem Kreuzfahrtschiff sorgt für Diskussionen. Foto: Bernd Wüstneck

Oberstufenschüler in Frankfurt wollen mit einem Kreuzfahrtschiff auf Studienreise gehen. Über die Jugendlichen und ihre Lehrer bricht eine Klimaschutz-Debatte herein. Doch der Leiter der Studienfahrt ärgert sich über die öffentliche Kritik und über «völlig falsche Daten».

In der Debatte über Klimaschutz hat die Studienreise von Schülern eines Frankfurter Gymnasiums mit einem Kreuzfahrtschiff für Aufregung gesorgt. 33 Oberstufenschüler der Carl-Schurz-Schule wollen ihre Abschlussfahrt auf einer fünftägigen Kreuzfahrt von Kiel über Oslo nach Kopenhagen verbringen.

Darüber hatte zunächst der Hessische Rundfunk berichtet. In sozialen Netzwerken gab es zahlreiche Kommentare zu den Kreuzfahrt-Plänen - auch unter dem Aspekt der Klimaschädlichkeit solcher Reisen. Zu einem Beitrag der «Frankfurter Neuen Presse» schrieb ein Leser: «Die Botschaft heißt: Wenn etwas günstig genug ist, darf einem das Klima auch mal vollkommen egal sein!»

Schulleiter spricht von «symbolischer Attacke»

Schulleiter Hans-Ulrich Wyneken reagierte mit Unverständnis. Er sprach am Dienstag von einer «symbolischen Attacke» und «emotionalen Reaktion» auf ein aufgeladenes Thema. Studienleiter Michael Winn sagte, Schüler und Lehrer fühlten sich «instrumentalisiert».

Winn, der die Fahrt zusammen mit drei weiteren Lehrern begleitet und selbst beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) aktiv ist, sagte: «Natürlich ist eine Kreuzfahrt problematisch.» Aber die Diskussion werde mit Daten geführt, die «völlig falsch» seien.

Klaus Vajen, Professor für Energietechnik an der Universität Kassel, hatte den Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid bei der Kreuzfahrt mit 1250 Kilogramm pro Kopf berechnet. Als Datengrundlage nannte er Publikationen der Klimaschutzorganisation Atmosfair.

Studienleiter Winn widersprach: Er komme bei eigenen Berechnungen mit etwa 600 Kilogramm auf nicht einmal die Hälfte. So fahre das Schiff nicht mit Schweröl, sondern mit «schwefelarmem Dieselkraftstoff», und verfüge über einen Landstromanschluss.

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Prof. Vajen sagte zudem, dass Reisen mit Bus und Bahn hinsichtlich der CO2-Emissionen etwa gleich einzuschätzen seien. Flüge fielen im Vergleich dazu mit Faktor vier, Kreuzfahrten mit Faktor neun ins Gewicht.

Diskussion in der Klasse

Über Umweltfragen haben die Schüler der beiden Leistungskurse Mathematik und Physik nach Winns Worten intensiv diskutiert. Sie hätten die Kreuzfahrt selbst vorgeschlagen. Denn neu ist die Idee nicht: Bereits vor zwei Jahren war ein Mathematik-Leistungskurs auf der gleichen Kreuzfahrt, wie Schulleiter Wyneken sagte. «Damals hat das nur niemanden interessiert.»

Schüler und Eltern hätten sich mit jeweils nur einer Gegenstimme je Kurs für die Kreuzfahrt ausgesprochen. Kosten soll der Aufenthalt 390 Euro pro Person, sagte Wyneken. Damit liege die Kreuzfahrt im Maximalbudget von 450 Euro pro Person für eine Abschlussfahrt.

Außerdem entspreche sie dem «Charakter einer Studienfahrt». So stehen laut Winn Museumsbesuche wie im Experimentarium in Kopenhagen auf dem Programm. Die Schüler würden zudem mit dem bordeigenen «Umweltoffizier» über Klimafragen diskutieren.

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