Sturm auf das Kapitol: Viele hatten nicht einmal gewählt

Trump-Anhänger kurz vor dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar. (Bild: Brent Stirton/Getty Images)
Trump-Anhänger kurz vor dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar. (Bild: Brent Stirton/Getty Images)

Während der Gerichtsverfahren gegen die Teilnehmer der gewaltsamen Attacke auf das Kapitol in Washington kommen immer mehr teils kuriose Details über die Angreifer heraus.

Die Wut, die unter den Anhängern des abgewählten US-Präsidenten herrschte, hatte ein klares Motiv. Die Ursprungslegende der Ausschreitungen von Washington war von Donald Trump und seiner Administration sorgfältig verbreitet worden. Schon vor der Wahl im November hatte Trump wiederholt angekündigt, sollte er gegen Joe Biden verlieren, könne dies nur an Betrug gelegen haben. Und so ließ er nach der Niederlage keinen abstrusen Versuch aus, die Wahl anzufechten. Rechtlich über immer verzweifelter wirkende Auftritte seines juristischen Teams um Rudy Giuliani, aber eben auch ideologisch durch das Befeuern jeglicher absurden Theorie zum angeblichen Wahlbetrug. Und viele Anhänger glaubten ihm und kamen in Scharen nach Washington um den Regierungswechsel zu vereiteln. Dies scheiterte, doch der gewaltsame Sturm auf das Kapitol ließ die USA erschüttert zurück.

Nichtwähler protestieren gegen Wahldiebstahl

In den laufenden Gerichtsverfahren kommen jetzt weitere Hintergründe zu der explosiven Mischung an diesem 6. Januar in Washington zum Vorschein. Manches davon ist überraschend und entblößt das selbstgerechte Argument der Verteidigung der US-amerikanischen Demokratie, dass viele Demonstranten vor sich her trugen. Denn wie der Nachrichtensender CNN jetzt herausfand. Das Recherche-Team der Redaktion fand insgesamt bei zehn Prozent der angeklagten Angreifer Nachweise, dass sie selbst gar keine Stimme bei den Wahlen abgegeben hatten, deren “Diebstahl” sie nun so heftig lamentierten.

Viele von ihnen wurden auch deshalb entlarvt, weil sie freimütig Bilder von sich während der Ausschreitungen auf den Sozialen Medien posteten. Ein besonders offensichtliches Beispiel ist die Studentin Gracyn Courtright, die auf Instagram freudig schrieb: “Ich kann es nicht erwarten, meinen Enkeln zu erzählen, dass ich hier war.” Jetzt muss sie ihre Beteiligung allerdings erstmal einem Gericht erzählen, denn das nutzt die Social-Media-Posts in der offiziellen Anklageschrift.

Die entlarvenden Posts aus den Social Media Kanälen sind inzwischen gelöscht. (Quelle: Facebook)
Die entlarvenden Posts aus den Social Media Kanälen sind inzwischen gelöscht. (Quelle: Facebook)

Courtright hat ihre Social-Media-Kanäle mittlerweile gelöscht, doch die Screenshots zeigen deutlich, dass auch die Studentin der University of Kentucky selbst keine Stimme in der Präsidentschaftswahl abgegeben hatte. Unter anderem die Washington Post hatte Screenshots veröffentlicht. In dem Chat schrieb Courtright weiter: “Ich dachte es wäre cool.... Keine Ahnung, was Landesverrat ist.” Die Proteste seien aber “nicht so wie in den Medien” gewesen. Angeklagt wird sie nun wegen Hausfriedensbruch und Diebstahl von Regierungseigentum.

Insgesamt sind seit dem 6. Januar 400 Angreifer identifiziert worden, 135 wurden laut Angaben der Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit dem Sturm aufs Kapitol angeklagt und verhaftet. Immer noch sucht die Polizei nach weiteren Verdächtigen.

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