Die Auferstehung des Cam Newton

Über Athleten, die sich vegan ernähren, gibt es so manche Mythen. So soll es ihnen unter anderem am nötigen Protein fehlen, um die Kraft in den Muskeln zu erhalten.

Einer, der damit ganz und gar kein Problem hat, ist Cam Newton. (Spielplan und Ergebnisse der NFL)

Der Quarterback der New England Patriots ernährt sich seit einiger Zeit vegan, gutes Essen schätzt er aber auch weiterhin. "Nur weil ich vegan lebe, heißt das nicht, dass ich in den Park gehe, Gras aufsammle und Ranch dazu essen", sagte der Spielmacher im Interview mit dem Boston Globe, und korrigierte sich sogleich bei der Wahl seines Dressings.

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Ranch, eine Mischung aus Zwiebeln, Kräutern, Gewürzen und Buttermilch würde wohl den Ansprüchen einer veganen Ernährung nicht ganz gerecht werden.

Zweifel nach Entlassung bei Panthers

Seine neue Lebensweise hat bei der fabelhaften Wandlung des 31-Jährigen sicherlich nicht die einzige Rolle gespielt, wohl aber ihren Teil beigetragen.

Noch vor wenigen Monaten schien die Erfolgsstory der einstigen Scoring Machine beendet zu sein. Im März wurde er von den Carolina Panthers entlassen. Immer mehr Teams gaben im Anschluss ihren Starting Quarterback für die nun laufende Spielzeit bekannt. Der Name Cameron Newton fiel dabei nicht.

Mehr und mehr verfestigte sich der Eindruck, der dreimalige Pro Bowler würde nach fast einem Jahrzehnt bei den Panthers kein zweites NFL-Team mehr finden. Doch dann kam alles anders. Am 28. Juni unterschrieb der NFL-MVP von 2015 einen Einjahresvertrag bei den New England Patriots, wo nach dem Abgang von Tom Brady eine Vakanz auf der wichtigsten Position eingetreten war.

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Newton bekommt wenig Geld

Doch die Zweifel an Newton blieben. Zuletzt hatten den 31-Jährigen immer wieder Probleme geplagt. Sein Körper wirkte, als wäre er den Anforderungen der besten Football-Liga der Welt nicht mehr gewachsen. Erst bremsten ihn Schulteroperationen, dann eine Fraktur des Mittelfußknochens.

Wohl auch deshalb bekam er bei den Pats nur einen vergleichsweise dürftig dotierten Vertrag. Lediglich 1,75 Millionen US-Dollar sind dem viermaligen Vater garantiert. Selbst bedeutungslose Spielmacher wie Matt Schaub, Jeff Driskel oder A.J. McCarron bekommen mehr.

Doch in nur zwei Spielen hat Newton gezeigt, warum er wieder jeden Dollar wert ist. Gleich beim Auftaktsieg gegen die Miami Dolphins glänzte er mit zwei Rushing Touchdowns und so vielen Rushing Yards wie noch nie zuvor von einem Spielmacher aus Foxboro.

Vier Touchdowns in zwei Spielen für die Patriots

Und Newton konnte sein Niveau halten. Am vergangenen Wochenende gelang gegen die Seahawks zwar kein Sieg, Newton erlief dennoch erneut zwei Touchdowns selbst und bediente zudem den deutschen Fullback Jakob Johnson mit einem Pass.

Die vier Touchdown-Läufe nach nur zwei Spielen kommen dabei nicht von ungefähr. Newton ist fit, beweglich und er versteht sich mit Head Coach Bill Belichick. Schon nach dem ersten Saisonspiel überschütteten sich beide mit Lobeshymnen. Belichick erklärte, dass Newton "ein selbstloser Spieler und großartiger Teamkollege sei, der hervorragende Arbeit leistet und gut spielt".

Und auch der Spielmacher selbst sparte nicht mit Lob. Demnach mache Belichick "die klügsten Spieler schlauer. Er ist der ultimative Lehrer und ich respektiere das. Ich wusste nicht, was mich erwartet, man hört Geschichten, aber ich bin umgehauen worden", schwärmte er.

Nach 20 Jahren angepasst an den passfreudigen Tom Brady hat Belichick das Patriots-Spiel für Newton umgestellt. Und dieser dankt es mit guten Leistungen.

Belichick lobt Newton

Da verwundert es nicht, dass bereits über eine Vertragsverlängerung in New England diskutiert wird, auch wenn Geld für die Scoring Machine keine Rolle zu spielen scheint. "Geld ist an diesem speziellen Punkt meiner Karriere nicht wichtig. Sind wir ehrlich: Ich habe Geld verdient, aber für alles, wofür ich dieses Spiel spiele, habe ich noch nichts erhalten. Darum spiele ich. Es geht also nicht um Geld, es geht um Respekt", sagte er in der The Greg Hill Show.

"Ich bewundere und liebe die Kultur der Patriots. Das hier ist für mich ein therapeutischer Ort. Ein Ort, der eine Herausforderung ist und der mich wachen lässt. Er macht mich besser. Und es ist ein Ort, der alle meine Bedürfnisse zu diesem speziellen Zeitpunkt in meinem Leben gestillt hat“, führte Newton weiter aus und äußerte einen nicht ganz ernst gemeinten Wunsch im Zuge der Vertragsverhandlungen: Als Anreiz für gute Leistungen würde der Paradiesvogel gerne einmal Belichick und das gesamte Trainerteam einkleiden.

Die Chemie für eine neue Erfolgsgeschichte scheint also zu stimmen.