Trump gewinnt klar - Bei einer Gruppe gelingt Trump die Mega-Wende: Was wir aus der Wahlnacht lernen
Donald Trump hat die US-Wahl 2024 gewonnen - für viele Beobachter überraschend klar. Der Republikaner konnte entscheidende Wählergruppen für sich gewinnen. Im Vergleich zu 2020 gibt es einige Überraschungen.
Gegen 5 Uhr in der Nacht hält die „New York Times “ Donald Trump erstmals für den wahrscheinlichen Sieger der US-Wahl 2024. Rund vier Stunden später - und damit relativ früh ist klar: Der Republikaner hat tatsächlich nach 2016 zum zweiten Mal gewonnen. Schon vor Auszählung aller Stimmen geben Hochrechnungen und Nachwahlbefragungen Einblicke in die Stimmungslage der amerikanischen Wählerinnen und Wähler. Die wichtigsten Trends und Erkenntnisse:
Erkenntnis 1: Trump schlägt sich besser als 2020 - überall im Land
Donald Trump verbessert seine Ergebnisse im Vergleich zu 2020 in einem Großteil der ausgezählten Countys. Die Verschiebung zugunsten Trumps betrifft sowohl republikanisch dominierte als auch eher demokratische und sogar einige eigentlich klar demokratische Countys.
Vor allem in Florida und in traditionell demokratischen Vororten wie den nördlichen Countys von Virginia verzeichnet Trump deutliche Zugewinne. In den „Blue Wall“-Staaten Michigan, Wisconsin und Pennsylvania ist die Veränderung zwar weniger ausgeprägt, zeigt aber dennoch einen leichten Vorteil für Trump von etwa einem Prozentpunkt in den fast vollständig ausgezählten Gebieten.
Trump liegt nicht nur nach Zahl der Wahlleute vorne - was letztlich entscheidend ist. Auch bei der Zahl der absoluten Stimmenzahl führt der Republikaner mehrere Millionen vor der Demokratin Kamala Harris. Bei Trumps erstem Sieg 2016 lag in dieser Kategorie noch seine Widersacherin Hillary Clinton vor ihm.
Erkenntnis 2: Die große Trump-Wende bei Latinos
Vor allem bei einer Wählerschicht konnte Trump den Demokraten Anteile abjagen: Den Latinos, insbesondere Latino-Männern. Im Jahr 2020 waren die Latinos noch ein entscheidender Grund für den Wahlsieg von Joe Biden, der einen Vorsprung von 34 Prozentpunkten unter den Latino-Wählern aufwies – 66 Prozent Biden, 32 Prozent Trump. Vor allem in den südwestlichen „Swing States“ Arizona und Nevada waren die Latinos wichtig. Auf nationaler Ebene sind zehn Prozent aller Wählerinnen und Wähler lateinamerikanischer Herkunft.
Der gewaltige Vorsprung ihres Parteigenossen Biden ist in den Händen von Harris stark zusammengeschmolzen, auf ungefähr zehn Prozentpunkte. Das zeigen die Nachwahlbefragungen großer US-Medien übereinstimmend. NBC News berichtet, dass Trump unter Latino-Männern landesweit sogar vor Harris liegt.
Dieser Trend bestätigt sich auch in Pennsylvania. Zwar erzielt Harris hier mit 58 Prozent ein gutes Ergebnis bei den Latinos - Trump kommt auf 41 Prozent -, aber im Vergleich zu 2020 schneidet sie deutlich schlechter ab als Biden, der rund 70 Prozent der Latino-Stimmen erhielt. Damals unterstützten nur rund 26 Prozent Donald Trump.
In Michigan gelingt Trump sogar der „Flip“: 60 Prozent der Latinos geben ihm dieses Jahr ihre Stimme. Harris kommt nur auf 35 Prozent. 2020 erhielt Biden noch 76 Prozent der Latino-Stimmen, Trump nur noch 22 Prozent.
Das vielleicht eindeutigste Indiz für ein geändertes Wahlverhalten unter den Latinos ist das Senats-Rennen in Texas. Dort gewann der siegreiche republikanische Amtsinhaber Ted Cruz den „Latino Vote“ mit sechs Prozentpunkten Vorsprung – 2020 verlor er ihn noch mit 29 Prozentpunkten Rückstand.
Erkenntnis 3: Demokratie und Wirtschaft sind den US-Wählern wichtig
Eine erste Nachwahlbefragung von CNN zeigt, welche Themen den US-Wählern bei dieser Wahl besonders am Herzen liegen. Für 33 Prozent der Befragten - und damit die größte Gruppe - steht das Thema „Demokratie“ an erster Stelle. Knapp dahinter liegt mit 30 Prozent das Thema „Wirtschaft“.
Mit deutlichem Abstand folgen die Themen „Abtreibung“ mit 15 Prozent und „Migration“ mit 12 Prozent. Die „Außenpolitik“ war dagegen nur für drei Prozent der Wähler das wichtigste Thema. Diese Prioritäten spiegeln die Themen wider, die das Land derzeit am meisten bewegen.
Ähnliche Ergebnisse zeigt eine Nachwahlbefragung der Nachrichtenagentur AP: Die Wähler gaben an, dass die Wirtschaft (39 Prozent) und die Einwanderung (20 Prozent) die wichtigsten Themen seien, mit denen sich das Land auseinandersetzen müsse.
Auf die Frage, was ihre Stimme am meisten beeinflusst habe, identifizierte auch hier etwa die Hälfte der Wähler die Zukunft der Demokratie als den wichtigsten Faktor.
Das Thema Demokratie könnte eher für Vizepräsidentin Kamala Harris als für Donald Trump sprechen, da es zentrales Thema ihrer Agenda und Wahlkampfstrategie ist.
Die Demokraten haben im Wahlkampf unter anderem wiederholt die Bedeutung des Schutzes der Demokratie betont. Harris positioniert sich als Bewahrerin demokratischer Prinzipien und spricht damit offenbar Wähler an, denen die Stabilität und Unabhängigkeit der Demokratie am Herzen liegen.
Allerdings hat Trump im Bereich Wirtschaft bei den Wählern einen leichten Vorsprung. Laut der AP-Umfrage wird ihm eher zugetraut, die Wirtschaft anzukurbeln. Auch die Steuerung der Einwanderung sehen die meisten Wähler bei Trump besser aufgehoben als bei Harris.
Erkenntnis 4: Trump heimst die „Independents“ ein, Harris die Jungen
Laut CNN schneidet Harris bei jungen Wählern etwas besser ab als Biden 2020. Der späte Wechsel im demokratischen Wahlkampf von Biden zu Harris scheint bei dieser Wählergruppe Wirkung zu zeigen.
Ersten Analysen zufolge konnte Harris bei den jungen Wählern besser punkten als Trump. Bei anderen wichtigen Wählergruppen schneidet sie jedoch schlechter ab als Biden.
Harris erhält laut CNN weniger Stimmen von weißen, bildungsfernen Wählern als Biden 2020. Auch bei den „Independents“, also Wählern, die sich weder als Republikaner noch als Demokraten registriert haben, liegt Trump vorn.
Mehr noch: In dieser Wählergruppe schneidet Trump nach ersten Analysen deutlich besser ab als 2020. Vor vier Jahren hatte Biden unter diesen Wählern noch klar gewonnen. Das ist eine sehr große und signifikante Entwicklung, die einen knappen Wahlausgang entscheidend beeinflussen könnte.
Erkenntnis 5: „Gender-Vote-Gap“ bleibt auffälliger Faktor
Das „Gender-Vote-Gap“ bleibt ein auffälliger Faktor im Präsidentschaftswahlkampf zwischen Kamala Harris und Donald Trump, wie Exit Polls zeigen. Die landesweiten Umfragen von CNN zeigen, dass Harris' Wählerschaft zu 54 Prozent aus Frauen und zu 44 Prozent aus Männern besteht, während Trumps Wählerschaft zu 54 Prozent aus Männern und zu 43 Prozent aus Frauen besteht.
Während Harris auf reproduktive Freiheit als zentrales Thema ihrer Kampagne setzte, fokussierte Trump darauf, männliche Wähler zur Wahl zu bewegen.
In nationalen Umfragen verzeichnet Harris bei Frauen einen Vorsprung von zehn Punkten, während Trump bei Männern ebenfalls zehn Punkte vorne liegt. Besonders deutlich ist der Unterschied bei jungen Wählern: Junge Frauen bevorzugen Harris mit 26 Punkten Vorsprung, während junge Männer fast gleichmäßig auf die beiden Kandidaten verteilt sind.
Georgia: Harris führt bei Frauen mit 7 Punkten, während Trump bei Männern 12 Punkte vorn liegt.
North Carolina: Frauen favorisieren Harris mit 13 Punkten Vorsprung, Männer Trump mit 15 Punkten, was auf einen stärkeren Geschlechterunterschied als 2020 hinweist.
Pennsylvania: Harris hat bei Frauen einen 12-Punkte-Vorsprung, Trump bei Männern einen von 14 Punkten, was den Gender-Gap im Vergleich zu 2020 vergrößert.
Arizona: Hier liegt Harris bei Frauen mit 3 Punkten vorne, Trump bei Männern mit 7 Punkten.
Michigan: Harris führt bei Frauen um 8 Punkte, Trump bei Männern um 11 Punkte.
Wisconsin: Harris hat bei Frauen einen Vorsprung von 11 Punkten, Trump bei Männern von 9 Punkten.
Nevada: Harris erreicht bei Frauen einen 10-Punkte-Vorsprung, während Trump bei Männern mit 14 Punkten führt.