Talentscounts, Analyse, Navigation - So verändert Künstliche Intelligenz zunächst Olympia – und dann unseren Alltag
Die Olympischen Spiele in Paris begeistern derzeit ein Millionenpublikum. Auch wenn es die Zuschauer daheim nicht sehen, ist viel Künstliche Intelligenz im Einsatz. Die Programme laufen ähnlich wie die Sportler zu Spitzenleistungen an. FOCUS online ließ sich in Paris die Tech-Highlights von Olympia erklären.
Bei den Olympischen Sommerspielen geht es um die sportlichen Erfolge der Menschen. Der 100-Meter-Sprint ist seit Generationen der gleiche. Bis auf besser besohlte Schuhe hat sich am Laufen, an der reinen Bewegung des Menschen, nur wenig geändert. Doch an den Umständen hat sich besonders in den letzten Jahren etwas getan. Mehr Technik, um Bestzeiten zu analysieren. Mehr Technik, damit Schiedsrichter in brenzligen Situationen Entscheidungen treffen können. Mehr Technik, damit Sportler ihre eigenen Leistungen tracken können. An das alles hat in der Antike, wo die Olympischen Spiele ihren Ursprung fanden, niemand gedacht. Heute hingegen wäre es undenkbar, dass Sportler nicht auf modernste Technik zurückgreifen.
FOCUS online besuchte in Paris ein Showcase von Tech-Gigant Intel, der ein wichtiger Partner von Paris 2024 ist. „Künstliche Intelligenz ist das Thema der Stunde“, heißt es während der Präsentation. Und das merken auch die Olympia-Athleten, die alle mit Intel-Geräten ausgestattet wurden, um ihr Training genaustens analysieren zu können. Mit bestimmten Kameras und Programmen ist es möglich, dass Athletinnen und Athleten ihre Bewegungen filmen und anschließend durch die KI überprüfen lassen. Was lief gut? Bei welchen Bewegungsabläufen beispielsweise beim Start kann man noch mehr herauskitzeln? Künstliche Intelligenz soll helfen, den Sportler zu unterstützen und Trainingshinweise zu geben.
KI findet den richtigen Sport für Sie
Doch die KI von Intel kann sogar einen Schritt früher ansetzen und Sport-Talente finden. Bei der „Talent Detection“ werden junge Sportler gefilmt. Diese müssen sich noch nicht einmal sicher sein, welche Sportart für sie die geeignetste ist. Denn das kann die KI mittlerweile am besten herausfinden. Dazu wird ein Sportler bei einem bestimmten Testverfahren gefilmt. Die KI analysiert die aufgenommenen Bewegungsdaten und findet den für Sie idealen Leistungssport der dieses Jahr angeführten Sportarten.
„Die KI weiß, welcher Sportler in Ihnen steckt“, zeigt sich Mario Corma, Chef Information Technology Officer, begeistert. Dieser KI-Talentscout wurde auch im Vorfeld der Youth Olympics in Senegal 2026 eingesetzt. „Wir haben eine Art Vorgänger bereits in Tokio vor einigen Jahren genutzt“, so Jean-Faust Mukumbi, der an allen KI-Olympia-Projekten des Unternehmens beteiligt war, im Gespräch zu FOCUS online. „Damals ging es nur um den 100-Meter-Lauf. Die Analysen, die Menschen im Fernsehen sahen, basierten auch auf dieser Technologie.“
Indoor-Navigationssystem für Menschen mit Sehbehinderung könnte Alltag werden
Gerade in Zeiten, wo Menschen teilweise Ängste in Bezug auf KI haben, zeigt Intel, wie nützlich diese im Alltag sein kann. Das Olympia-Projekt „Universal Accessibility“ kann Menschen mit Sehbehinderung helfen, sich in Gebäuden zu bewegen. Es ist eine Art Navigationssystem in Gebäuden. Mit Hinblick auf Paris 2024 wurden Sportstätten von innen gefilmt und vermessen. Dann funktioniert es fast, wie ein herkömmliches Navi – nur eben in einem Gebäude oder einem Stadion, statt auf der Autobahn.
Gerade dieses Tool wird auch den Sprung von Olympia in den Alltag der Menschen schaffen. Mukumbi: „Es funktioniert über App. Wenn Sie in einer Location ist, die bereits eingespeist wurde, halten Sie ihr Smartphone hoch. Die App generiert den für Sie besten Weg und gibt Ihnen Wegbeschreibungen, denen Sie folgen können.“ In Paris wurde bereits ein Veranstaltungsort komplett kartografiert. Auch im deutschen Bonn kann man diese Technik erleben, nämlich im International Paralympic Committee.
„Diese App ist kein Experiment, sondern wird eine vollständige Entwicklung sein. Sie soll nach Olympia auch in viel mehr Orten nutzbar sein“, verspricht Mukumbi. Dafür müssen jedoch noch 3D-Scans vorgenommen werden. In der Zukunft könnte dies auch im größeren Stil nutzbar sein. Und nicht nur für Menschen mit Sehbehinderung, sondern für jeden. Allerdings: Da man in Gebäuden filmt, sei dies ein arbeitsintensiveres Projekt. Doch viel Arbeit und Fleiß in etwas zu stecken, entspricht ja auch dem olympischen Gedanken.