Werbung

Talk bei Lanz: Gestatten, Manfred Weber, vielleicht bald EU-Kommissionspräsident

Die Journalistin Dagmar Rosenfeld wurde in erster Linie eingeladen, um Manfred Weber (2.v.l.), vielleicht zukünftiger EU-Kommissionspräsident, einzuordnen. (Foto: Screenshot / ZDF)
Die Journalistin Dagmar Rosenfeld wurde in erster Linie eingeladen, um Manfred Weber (2.v.l.), vielleicht zukünftiger EU-Kommissionspräsident, einzuordnen. (Foto: Screenshot / ZDF)

Die Runde am Mittwochabend bei Markus Lanz ist eine gemütliche. Erst stellt sich Manfred Weber vor, dann weiß Klaas Heufer-Umlauf nicht, worüber er reden soll, zuletzt gibt Ben Rhodes noch einige Anekdoten über Barack Obama zum Besten.

Die Gäste

Manfred Weber, der CSU-Politiker ist Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei EVP für die Europawahl im Mai. Die bezeichnet er als “Schicksalswahl”

Dagmar Rosenfeld, die Journalistin sagt: “Weber stand schon immer für all das, was nicht CSU ist”

Klaas Heufer-Umlauf, der Moderator sagt: “Es ist gerade jetzt an der Zeit, sich als Europäer zu fühlen”

Ben Rhodes, der Autor ist der ehemalige Redenschreiber und Berater von Barack Obama. Diese Woche erscheint sein Buch “Im Weißen Haus”

Weber for President

Zu Beginn redet Weber übers Reden – das müsse in erster Linie authentisch sein. Wenn er eine Rede halte zu Themen wie Digitalisierung, dann sei die geschrieben und abgelesen. Bei einer “Schwerpunktrede” aber, wie seiner Bewerbung als EVP-Spitzenkandidat, da verlasse er sich nur auf sich selbst. “Reden muss man leben und verkörpern. Die müssen dann aus mir selbst kommen“, sagt er. Es sind andere, vielversprechende Töne zu Beginn einer Politsendung, wenn der erste Gast darüber spricht, wie wichtig es als Politiker sei, authentisch zu sein.

Und nach einigen inhaltsärmeren, aber unterhaltsamen Minuten, weil Lanz mit seinen Fragen an Weber kurz ins Boulevard abrutscht, was er ja auch ganz gerne macht (“Nein, Söder ist nicht mein Freund, Freundschaft ist so ein großes Wort”, “Europa ist wichtiger als Bayern”, “Politik ist manchmal wie Showbusiness, man arbeitet mit Menschen, mit denen man nicht so gut kann”), dreht sich die Runde um Webers Profil und wofür er steht. Der bayerische Politiker kann nämlich, weitestgehend unbemerkt vom politischen Alltagsgeschäft in Deutschland, bald EU-Kommissionspräsident werden.

Sein oberstes Ziel ist dabei, Europa zu demokratisieren. Rosenfeld dazu: “Weber steht für einen moderaten Typus, der früher in der CSU belächelt wurde. Heute aber der moderne Politiker ist.”

Wer ist dieser Weber überhaupt?

Dazu kommen Aussagen Webers wie “Ich will keine europäische Arbeitslosenversicherung” und “Wir brauchen mehr Solidarität in der Flüchtlingsfrage” und “Wir müssen wieder mehr Konsens und Vertrauen aufbauen in Europa”, die einen ganz guten Eindruck von ihm vermitteln, vielleicht sogar einen authentischen. Ihm gehe es um “Programmatik” und “Ausgleich”. Beides erreiche er, indem er sowohl Lobbyisten von BMW, als auch von Greenpeace zuhöre und dann einen Mittelweg finde: “Das ist die Aufgabe der Politik.” Für ihn gebe es niemals “nur Klimaschutz” oder “nur Arbeitsplätze”.

Dietmar Bartsch bei Markus Lanz: Keiner darf in Armut leben

“Auf der anderen Seite ist sein gutes Verhältnis zu Viktor Orbán für ihn schwierig”, sagt Rosenfeld, die anscheinend eingeladen wurde, um den TÜV-Prüfer für Weber zu geben und ihn mal gründlich durchzuchecken. Bestanden, Plakette folgt.

“Viele Vorgänge in Ungarn sind inakzeptabel, ich streite mich dann mit Orbán. Bisher hat er in diesen Fragen immer einen Schritt zurückgemacht”, sagt Weber. Na, immerhin.

Klaas hat lustige Gelenke

Reihum, jetzt ist Klaas dran, der sich bislang weitestgehend zurückgehalten hat, außer einem Einwurf zu Weber: “Bei mir bleibt die Frage hängen, wo man als Politiker noch die eigene Meinung durchsetzt, vielleicht auch mal gegen den Willen eines weltumspannenden Konzerns, wenn man immer nur den Ausgleich sucht?” Da werde man doch sehr “einordenbar” und Klaas stellt zurecht infrage, ob das ein Profil sei, das man als Politiker haben möchte.

Tom Kaulitz bei Markus Lanz: So eroberte er Heidi Klum

“Ich möchte doch auch wissen, was ein Europapolitiker denkt. Wenn der aber nur salomonische Entscheidungen trifft, bekommt man das nicht mit. Die Frage ist doch, wie man als Wähler eine emotionale Verbindung zum europäischen Parlament herstellt. Vielleicht ist es da, neben all den Kompromissen, die sicher notwendig sind, auch mal gut zu wissen, wie Haltung und Meinung eines Politikers lauten.“

Klaas’ Gelenke sind hypermobil. Ja, ist auch ein Talent. Foto: Screenshot / ZDF
Klaas’ Gelenke sind hypermobil. Ja, ist auch ein Talent. Foto: Screenshot / ZDF

Da das der einzige politische Beitrag war, den Klaas leistet, ihn Lanz aber ganz offenbar zum Politik-Segment der Sendung dazugerechnet hatte, haben die beiden jetzt keine Gesprächsthemen mehr. Das klingt dann so:

Lanz: “Du hast doch lustige Gelenke, oder?”

Klaas: “Ich zeig’s mal. Die Reaktion ist dann immer: Ist ja ekelhaft. Mach’s nochmal.”

Dann darf er noch etwas Werbung für seine beiden Shows machen – die Reihe dreht sich auch schon weiter.

Darf ich vorstellen? Mein Freund, der mit den Nuklearcodes

Zu Rhodes. Der Redenschreiber Barack Obamas hat ein Buch über den ehemaligen Präsidenten geschrieben und tourt jetzt durch die Welt, im Gepäck viele Geschichten über die gemeinsame Zeit. Denn Rhodes lebte im Weißen Haus. Obama habe “guten Humor”, er sei ein “guter Freund”, was aber auch einfach sei, immerhin hatte der ja den Code zum Nuklearkoffer, so jemand habe man lieber als Freund.

Vor Veröffentlichung gab Rhodes Obama das Buch zu lesen, um es zu autorisieren. “In einem Teil habe ich geschrieben, Obama habe Probleme, mit jungen und coolen Menschen in Kontakt zu treten. Das sollte ich ändern, aber nicht die ganzen sensiblen Inhalte über andere Regierungschefs. Ich habe den Teil dann trotzdem dringelassen”, sagt Rhodes.

Anekdotisch plaudert sich Rhodes so durch die letzten acht Jahre mit Obama, da ist einiges Lustiges bei (“Ich dachte, die Air Force One sieht aus wie ein Raumschiff, die ist aber aus den Achtzigern”) und einiges Kritisches (“Ich war im Situation Room dabei, als sie live Osama bin Laden geschnappt haben”). Übrigens, Obamas berühmtes “Yes We Can” hat Rhodes etabliert. Kluger Schachzug, damals.

Das könnte Sie auch interessieren:

Im Video: Die Höhepunkte des ZDF-Talks “Markus Lanz”