Tarek Al-Wazir: Der grüne Hoffnungsträger bei der Hessen-Wahl

Tarek Al-Wazir könnte mit den Grünen ein Rekordergebnis erzielen. (Bild: Michael Gottschalk/Photothek/Getty Images)
Tarek Al-Wazir könnte mit den Grünen ein Rekordergebnis erzielen. (Bild: Michael Gottschalk/Photothek/Getty Images)

Der politische Trend der Bayern-Wahl könnte sich auch am 28. Oktober bei den Landtagswahlen in Hessen fortsetzen. Für Union und SPD ist eine Schlappe prognostiziert, profitieren sollen davon in erster Linie die Grünen, denen Rekordwerte von rund 20 Prozent prophezeit werden. Damit könnten die Grünen, aktuell Juniorpartner in der Regierungskoalition mit der CDU, womöglich die führende Kraft eines neuen Bündnisses werden. Als möglicher Ministerpräsident wird dabei Grünen-Politiker Tarek Al-Wazir gehandelt.

Al-Wazir wurde 1971 in Offenbach als Sohn einer Deutschen und eines Jemeniten geboren. Al-Wazir besitzt die Pässe beider Länder – und lernte auch die Kultur des Jemens kennen: Nachdem er bei seiner Mutter in Offenbach aufwuchs, verbrachte er auch zwei Jahre bei seinem Vater in Sanaa. Dort besuchte er zwei Jahre lang eine internationale Schule. Er selbst bezeichnet diese Jahre als intensive Zeit, die ihm einen anderen Blickwinkel auf seine Heimat ermöglichte. Anschließend kehrte Al-Wazir wieder nach Deutschland zurück.

Der Mann neben Volker Bouffier

Bei den Grünen ist Al-Wazir, der Politologie studierte, seit 1989 Mitglied. Ab 1992 war er zwei Jahre lang Vorsitzender der Grünen Jugend Hessen. Er durchlief für die Partei zahlreiche Funktionen auf Kreis- und Landesebene. Von 2007 bis 2013 war Al-Wazir Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in Hessen. Seit 2014 ist er Stellvertreter des Ministerpräsidenten Volker Bouffier und hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung.

Die von Andrea Ypsilanti und Tarek Al-Wazir angestrebte rot-grüne Koalition scheiterte 2008. (Bild: AP Photo/Daniel Roland)
Die von Andrea Ypsilanti und Tarek Al-Wazir angestrebte rot-grüne Koalition scheiterte 2008. (Bild: AP Photo/Daniel Roland)

Al-Wazirs Vergangenheit bei den Grünen ist durchaus bewegt: So plante er 2008, seine Partei nach den hessischen Landtagswahlen in eine rot-grüne und von den Linken geduldete Koalition zu führen. Dieser Plan scheiterte schlussendlich aufgrund des Protests von einigen SPD-Politikern. Eine Neuwahl verhalf den Grünen damals zu einem Rekordergebnis, er selbst wurde bei der Wiederwahl aber nicht als Direktkandidat gewählt. Auch vier Jahre später unterlag er seinen Konkurrenten, zog aber über einen Listenplatz in den Landtag ein.

Grün-Rot-Rot wäre das absolute Novum

Al-Wazir gilt heute als beliebtester Politiker in Hessen. Bei der Landtagswahl 2008 sah das noch ganz anders aus – da plakatierte der spätere Koalitionspartner CDU (in Hessen koalieren CDU und Grüne seit 2014) noch “Ypsilanti, Al-Wazir und die Kommunisten stoppen!”.

Dass der anfängliche Widerstand gegen die Schwarz-Grün-Koalition gewichen sei, habe mit der Politik auf Bundesebene zu tun: “Weil die Leute das Jamaika-Gewürge gesehen haben und jetzt das GroKo-Gewürge. Und jetzt sagen: In Wiesbaden regieren offenbar welche, die an der Sache interessiert sind“, zitiert ihn der Spiegel.

Eine Weiterführung der schwarz-grünen Koalition könnte laut einer Umfrage des ARD-DeutschlandTrends knapp scheitern: Sie würde 55 Parlamentssitze erreichen, benötigt werden 56. Rechnerisch möglich wäre indes eine Grün-Rot-Rot-Regierung – ein absolutes Novum. Ebenfalls, zumindest rechnerisch, eine Option: eine Jamaika-Koalition. Eine Beteiligung der FDP sieht Al-Wazir selbst allerdings als eher unrealistisch an: Diese sei “immer noch unfassbar beleidigt, weil die CDU mit den Grünen regiert”, zitiert ihn “Spiegel Online”.

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