Tarifkonflikt bei Boeing: In den Werken von Seattle droht Streik

Trotz eines Angebots von 25 Prozent mehr Lohn drohen beim US-Flugzeugbauer Boeing Streiks in den Werken in der Region Seattle. Der Ausstand könnte schon am Freitag beginnen. (Jennifer Buchanan)
Trotz eines Angebots von 25 Prozent mehr Lohn drohen beim US-Flugzeugbauer Boeing Streiks in den Werken in der Region Seattle. Der Ausstand könnte schon am Freitag beginnen. (Jennifer Buchanan) (Jennifer Buchanan/POOL/AFP)

Trotz eines Angebots von 25 Prozent mehr Lohn drohen beim US-Flugzeugbauer Boeing Streiks in den Werken in der Region Seattle. Im Laufe des Donnerstags sollten die rund 33.000 von der Gewerkschaft IAM vertretenen Arbeiter über den neuen Tarifvertrag abstimmen - es drohte aber ein Votum zum Streik, der dann schon in der Nacht zum Freitag beginnen könnte. In den betroffenen Fabriken werden die Maschinen 737 und 777 gefertigt.

Die Führung von Boeing und Vertreter der IAM verhandeln seit Monaten über einen neuen Tarifvertrag - der aktuelle ist bereits seit 16 Jahren in Kraft und läuft in der Nacht zum Freitag aus. Entsprechend hoch waren die Forderungen der Gewerkschaft, um die Verluste der vergangenen Jahre aufzuholen. Sie wollte 40 Prozent mehr Geld, außerdem forderten die Beschäftigten die Wiedereinführung von Pensionssystemen.

Vor einigen Tagen dann gelang eine Einigung auf 25 Prozent mehr Lohn gestreckt auf vier Jahre. Außerdem versprach Boeing hohe Investitionen in der Region: In und um Seattle soll ein neues Flugzeugmodell gebaut werden, was auf Jahre Arbeitsplätze sichern würde. Die Gewerkschaft empfahl die Annahme der Einigung.

"Wir haben alles erreicht, was wir konnten", versicherte Gewerkschafter Jon Holden. Es sei nicht ausgemacht, dass durch Streiks noch mehr herausgeholt werden könne. In den vergangenen Tagen mehrten sich dennoch die kritischen Kommentare, nachdem die IAM am Sonntag die Einigung auf ihrer Facebookseite veröffentlicht hatte. Vielen geht das Erreichte nicht weit genug.

Auch Boeing verteidigte die Einigung: Die Lohnerhöhung sei so hoch wie nie zuvor. "Wir haben das Maximum gegeben", schrieb Boeing-Managerin Stephanie Pope in einer Mitteilung an die Beschäftigten. Der neue Boeing-Chef Kelly Ortberg warnte, ein Streik könne die Erholung des Unternehmens gefährden, das gerade "eine schwierige Zeit durchmacht". Bei einem Streik könnte die Arbeit in den beiden betroffenen Werken für Wochen stillstehen.

Boeing schrieb zuletzt tiefrote Zahlen und ist mit 60 Milliarden Dollar verschuldet. Die Führung steht zudem wegen einer Reihe von technischen Problemen unter Druck. Besonders großen Wirbel verursachte ein Vorfall im Januar, bei dem einer 737 MAX 9 von Alaska Airlines während des Fluges eine Kabinentürabdeckung abgefallen war, die Maschine musste notlanden. Außerdem gab es Berichte von Informanten über Mängel bei der Produktion sowie der Qualitätskontrolle.

Für einen Streik ist ein Zwei-Drittel-Votum der Beschäftigten nötig. Wenn allerdings der neue Tarifvertrag mit einfacher Mehrheit abgelehnt wird und zugleich kein ausreichendes Votum für den Streik zustande kommt, gilt das Vertragswerk nach den Regeln der Gewerkschaft als angenommen.

hcy/pe