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Tatort Hamburg: Ödes Wettrennen zwischen Gut und Böse

Verlieren die Hoheit im Staat: die Polizei, vertreten durch Thorsten Falke und Julia Grosz. (Foto: ARD/Sandra Hoever)
Verlieren die Hoheit im Staat: die Polizei, vertreten durch Thorsten Falke und Julia Grosz. (Foto: ARD/Sandra Hoever)

Kontrollverlust im Tatort: Wieder einmal kämpfen Kommissare in “Treibjagd” gegen selbst ernannte Sheriffs. In einer Hamburger Einbruchserie wird ein Täter erschossen, ein anderer ist auf der Flucht. Wer ihn zuerst findet, darf ihn behalten. Es entsteht: ein ödes Krimidrama.

Schon die ersten 30 Minuten regen zum Abschalten an, danach guckt nur weiter, wer wirklich über gar keine anderen Beschäftigungsideen oder alternative Sender verfügt. Ein Hamburger Stadtteil sieht sich einer Einbruchserie ausgesetzt. Die Polizei hat dafür extra eine Supersoko gegründet. “Alles nur PR”, sagen die Bewohner. Denn tatsächlich kommen die Ermittler nicht wirklich zurande. Auch diejenigen, die normalerweise Mordfälle aufklären, Komissare Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz), müssen deshalb mithelfen.

Beim nächsten Einbruch dann, wird einer der Täter erschossen. Es ist ein junger Mann, den die Polizei kurz zuvor hatte laufen lassen müssen, wegen fehlender Beweise. Der Schütze, Dieter Kranzbühler (gespielt von Jörg Pose), sitzt völlig geschockt in der Küche, sein Bruder Bernd (Andreas Lust) hat die Polizei gerufen.

Notwehr oder Totschlag?

Doch statt dem Kranzbühler seine Sorge zu nehmen, seinen Schock darüber, einen Menschen getötet zu haben – stattdessen macht der ständig aggressive Komissar Falke ihn auch noch zur Schnecke: “Da liegt ein Toter und das war nicht nötig.” Er hätte den Täter doch im Wohnzimmer einsperren können und auf die Polizei warten. So geistesgegenwärtig war Kranzbühler aber nicht. Diese wenig einfühlsame Art nervt.

Aus Kranzbühlers Sicht, war der Schuss nötig, schließlich hatte der Tote ihn zuvor mit einer Waffe bedroht. “Die war aber nicht echt”, sagt Falke schnippisch. Dafür sah sie aber echt aus. “Mein Bruder hat den Drecksack abgeknallt, um sein eigenes Leben zu retten, das ist doch nicht so schwer zu verstehen”, erklärt Bernd. Notwehr, lautet die Verteidigung.

Die Brüder Bernd (Andreas Lust) und Dieter (Jörg Pose) halten zusammen. Foto: ARD/Christine Schroeder
Die Brüder Bernd (Andreas Lust) und Dieter (Jörg Pose) halten zusammen. Foto: ARD/Christine Schroeder

Bernd nimmt seine Bruder Dieter mit nach Hause. “Spurensicherung dauert zwei bis drei Tage”, hatte dem die Kommissarin vorher unfreundlich erklärt. Also, die Polizei behandelt in den ersten 30 Minuten einen Mann, der in Notwehr einen Menschen tötete, nun von Schock erstarrt ist, wie einen Mörder. Als wüsste sie bereits, was nun folgt.

Rennen, rennen, rennen

Denn schnell stellt sich heraus, Dieter Kranzbühler hat seinem Opfer aufgelauert. Er saß in der oberen Etage als er unten Geräusche hörte. Der Einbrecher und sein Kumpane waren unbewaffnet, die unechte Pistole hat er ihm nachträglich in die Hand gelegt. Schade Schokolade, so werden die Polizisten nachträglich in ihrer unmöglichen Umgangsweise mit Kranzbühler bestätigt. Fragt sich nur: Wo ist die Partnerin des erschossenen Diebes (dabei handelt es sich auch um dessen Freundin)? Es beginnt eine “Treibjagd”. Denn die Komissare wollen sie ebenso finden, als Zeugin für den vorsätzlichen Mord von Dieter Kranzbühler, wie die beiden Brüder sie finden wollen, um sie “verschwinden zu lassen”.

Dabei darf der Zuschauer nun sehen, wie die Polizisten durch den Wald rennen, zu einem Rastplatz rennen, zum nächsten vermuteten Tatort rennen. Und das ist einfach langweilig. Die Idee des Drehbuchs (Buch: Benjamin Hessler, Florian Oeller, Regie: Samira Radsi) hätte durchaus interessant sein können, wenn man das Gerenne als eine Art Wettkampf Gut gegen Böse inszeniert hätte.

Hat man aber nicht. Und so kommt es erst eine Stunde später zum traurigen Höhepunkt, als Bernd Kranzbühler versucht, die gejagte Diebin zu erdrosseln, es aber nicht schafft und dann von ihr wiederum abgestochen wird. Tristes Ende eines tristen Fernsehabends.

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