Tausende Likes für Ärzte-Auftritt in den ARD-"Tagesthemen"
Das gab es noch nie: Die «Tagesthemen» werden mit Livemusik eröffnet. Die Ärzte waren zu Gast in der Nachrichtensendung, um auf die Existenznöte von Künstlern aufmerksam zu machen. Tausende im Netz finden das gut - Kritik an dem Auftritt gibt es aber auch.
(dpa) - «Hier ist das Ärzte Deutsche Fernsehen mit den Tagesthemen»: Ein Auftritt in der traditionsreichen ARD-Abendsendung hat der Berliner Rockband Die Ärzte im Netz viel Zuspruch beschert. Twitter-Nutzer sprachen von einer «coolen Aktion» und einer «tollen Idee», der Beitrag des Senders vom Freitag erhielt Tausende Likes.
Ich kannte die @tagesthemen schon bevor sie cool wurden.
— Martin Motzkau (@MartinMotzkau) October 24, 2020
Einen halben Tag nach der Veröffentlichung hatte das Video am Samstagvormittag auf Instagram über eine halbe Million Aufrufe. Auch hier kommentierten Hunderte Nutzer den Auftritt. Manche kritisierten allerdings auch, dass der Sender der Band dadurch kostenlose Werbung für ihr neues Album «Hell» ermögliche, das am Freitag erschienen war.
Wäre noch stärker gewesen, wenn man damit nicht das neue Album einer Band promoten würde und vllt. Kulturschaffende genommen hätte, denen es -im Gegensatz zu den Ärzten- wirklich dreckig geht...
— MitGehirn1974 (@gehirn1974) October 24, 2020
Die Band appellierte in der ARD-Sendung an die Politik, in der Corona-Krise die Kulturbranche nicht zu vergessen. Die Menschen, die in der Musikszene arbeiten, würden in Zeiten von Corona ignoriert, sagte Ärzte-Sänger Farin Urlaub. «Das Problem ist tatsächlich, wir nehmen Kultur als gegeben hin, Kultur ist einfach immer da.»
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Dabei falle zu wenig auf, dass Kultur nicht nur kommerziell erfolgreiche Bandmusiker wie sie selbst brauche, sondern einen ganzen Unterbau: Clubbetreiber, Roadies (also Technik- und Aufbauhelfer) sowie kleinere Bands, die noch keine Plattenverträge haben. Wenn das wegbreche, entstehe ein «langfristiger Schaden».
"Die Menschen, die in der Musikszene arbeiten, werden in Zeiten von Corona ignoriert", sagt Farin Urlaub von der Band "Die Ärzte" im Interview mit den #tagesthemen. (red) pic.twitter.com/CYPr5Tp1vH
— tagesthemen (@tagesthemen) October 23, 2020
Schlagzeuger Bela B. berichtete, dass wegen der fehlenden Auftrittsmöglichkeiten in der Krise viele Betroffene seit sieben Monaten keine Arbeit hätten. «Wir hoffen, die Politiker dazu zu bringen, diese Branche mit 1,4 Millionen Menschen auch zu sehen.»
Ich wollte schon immer mal eine coole Show-Band...🤘#Tagesthemen pic.twitter.com/UoLbmpnhuI
— Ingo Zamperoni (@Ingo_Zamperoni) October 23, 2020
Autokonzerte oder Stream-Auftritte spielten für die Band als Überbrückungsmöglichkeit in der Corona-Krise keine Rolle. «Das passt nicht zu uns. Unser Publikum muss sich aneinander reiben», sagt Bela B. Ihre geplante Tour hatten Die Ärzte auf das nächste Jahr verschoben.
Die Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner (Grüne) empfand den Auftritt als «befremdlich», wies aber zugleich darauf hin, dass die Band ein drängendes Thema der Corona-Krise angesprochen habe: «Die Not von Kulturschaffenden und Veranstaltungsbranche ist groß. Die Hilfsgelder müssen passgenau ausgestaltet werden, damit sie bei denen ankommen, die sie dringend brauchen.» Claas Rohmeyer, ein CDU-Abgeordneter der Bremischen Bürgerschaft, nannte den Auftritt indes «unerwartet» und «cool». Der Virologe Hendrik Streeck teilte den Beitrag auf Twitter.
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Viele Ärzte-Fans zeigten sich begeistert. Eine Nutzerin schrieb: «Manchmal kommt der heitere Moment des Tages vollkommen unverhofft.» Ein anderer User äußerte sich kritischer: Obwohl er die Band möge, finde er es «unglücklich», dass sie gerade in dieser Sendung aufgetreten sei. «Man fühlt sich unwohl, wenn man bedenkt, dass am selben Tage der Ausstrahlung das neue Album der Ärzte erschienen ist. Solche unglücklichen Zufälle kann man vermeiden.»
Geht doch! #Tagesthemen #DieAErzte pic.twitter.com/ANxh7kF1eE
— extra3 (@extra3) October 24, 2020
Mit Humor nahm es die Satiresendung «extra3»: «Corona-Skeptiker mit ARD versöhnt: endlich kamen in den Tagesthemen auch "alternative" Ärzte zu Wort.»