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Tausende protestieren in Istanbul: Türkische Oppositionelle Kaftancioglu muss für 5 Jahre in Haft

Am Wochenende haben sich Tausende zu Protesten in Istanbul versammelt und Gerechtigkeit für die Oppositionspolitikerin Canan Kaftancioglu gefordert. Die Proteste wurden von der Oppositionspartei CHP organisiert, deren Vorsitzende Kaftancioglu ist, und bei denen sie sich öffentlich zeigte.

Was wird der Oppositionspolitikerin vorgeworfen?

Ein türkisches Berufungsgericht hatte ihre Verurteilung in der vergangenen Woche bestätigt. Demnach muss Kaftancioglu in Kürze eine Haftstrafe von fünf Jahren absitzen und darf sich währenddessen nicht politisch engagieren. Sie war unter anderem wegen Terrorpropaganda und Präsidentenbeleidigung angeklagt. Als Beweis wurden Twitter-Nachrichten aus den Jahren 2012 bis 17 herangezogen.

Ihr Parteikollege Ekrem Imamoglu ist Bürgermeister von Istanbul. Er wird als möglicher Herausforderer von Staatschef Recep Tayyip Erdogan gehandelt.

Warum sind viele Leute unzufrieden?

Wir sind hier, um uns für die Einheit und den Zusammenhalt unseres Vaterlandes, aber vor allem für Gerechtigkeit einzusetzen.

Hausfrau Semahat Ogretmek war ebenfalls bei der Demonstration in Istanbul dabei. Die 59-Jährige sagte, "ich will Gerechtigkeit. Wir sind hier, um uns für die Einheit und den Zusammenhalt unseres Vaterlandes, aber vor allem für Gerechtigkeit einzusetzen."

Viele Menschen in der Türkei sind unzufrieden, weil das Land eine Wirtschaftskrise durchmacht. Die Lira ist im freien Fall. Der AKP werfen sie vor, autoritär zu regieren.

Die 52-jährige Anwältin Serife Arici Yildiz sagte, "das Ergebnis der AKP-Politik hat Auswirkungen auf die Geldbeutel der Menschen, auf Lebensmittel, die sie sich nicht mehr leisten können und somit auf ihre Bäuche. Die Menschen kämpfen nicht mehr gegen Armut, sondern gegen Hunger. Unsere Jugend hat keine Zukunft mehr. Millionen von ihnen ziehen jeden Tag, jeden Monat und jedes Jahr weg in ein anderes Land."

Diplomatische Spannungen

Die Proteste verliefen ohne Zwischenfälle. Der US-Botschafter in der Türkei, Jeff Flake, riet jedoch amerikanischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern, sich von Menschenansammlungen fernzuhalten. Sicherheitskräfte waren in der Vergangenheit immer wieder hart gegen Oppositionelle vorgegangen. Für diese Empfehlung wurde der Botschafter nun ins zuständige türkische Ministerium einbestellt.