Technologien für die Zukunft

Das Weltwirtschaftsforum hat Pioniere aus verschiedenen Technologie-Branchen darum gebeten, über die Technologien der Zukunft zu sprechen.

Wie werden sich Technologien in Zukunft weiterentwickeln? (Symbolbild: Getty)
Wie werden sich Technologien in Zukunft weiterentwickeln? (Symbolbild: Getty)

Die Aussichten der Experten machen Hoffnung auf eine positive Entwicklung in vielen Bereichen. Von digitalen Entwicklungen bis hin zu neuen Gesundheitsfortschritten und Lösungsansätzen für die großen Themen des Planeten ist bei ihren Antworten alles dabei. Deutlich wird auch: In den verschiedensten Lebensbereichen wird künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle spielen.

5G, Online-Märkte und Datensicherheit

Vor allem in der künstlichen Intelligenz werden in den kommenden Jahren große Sprünge gemacht werden, sagt Anna-Katrina Shedletsky, CEO von Instrumental. Dabei könnten auch die aktuellen Reisebeschränkungen beitragen, die Weiterentwicklung von AI schneller voranzutreiben. Durch einen Cloud-basierten Datenstrom würden so Arbeits- und Produktionsprozesse optimiert. Das führe nicht nur zu besseren Produkten, sondern könnte als Nebeneffekt den entstehenden Abfall um bis zu 50 Prozent reduzieren, schätzt Shedletsky. Eine ähnliche Entwicklung im Bereich der Virtual Reality wurde ebenfalls durch die Corona-Pandemie noch einmal angeschoben, sagt Tugce Bulut, CEO von Streetbees. Die Kapazitäten, um auch globale Events live zu streamen und den Zuschauern eine echte emotionale Verbindung zu bieten, werden wachsen. Der Bedarf dafür über reine Kommunikation hinaus sei in der Corona-Krise offensichtlich geworden, findet Bulut.

Das mancherorts umstrittene 5G-Netz soll entscheidend zu einer noch schnelleren Lieferkette von Online-Produkten führen. Neue Märkte würden entstehen, die auch in bis jetzt schlechter angebundene Orte der Erde reichen, hofft Maha Achour, Gründer von Metawave. Die Verfügbarkeit und sichere Auslieferung durch selbstfahrende Roboter sei eine nahe Zukunftsvision. Doch nicht nur beim Online-Handel wird das 5G-Internet eine wichtige Rolle spielen. Achour glaubt auch, dass sich dadurch medizinische Versorgung bis hin zu Online-OPs weit verbreiten werden.

Bei den immer größeren Datenmengen, die täglich produziert werden und die mehr und detailliertere Informationen jedes Einzelnen enthalten, als jemals zuvor, wird auch der Schutz der Privatsphäre eine größere Rolle spielen. Ellison Anne Williams, die das Unternehmen Enveil gegründet hat, glaubt, dass Private Enhancing Technologies (PET) immer wichtiger werden. Bis 2025 werden diese Technologien zum Schutz der eigenen und der Kundendaten zum Standard-Repertoire jedes Internetnutzers gehören. Gerade weil die Expertin davon ausgeht, dass es auch in fünf Jahren noch keine global einheitlichen Datenschutz-Standards geben wird.

CO2-Reduktion

Dass sich die Technologie-Pioniere durchaus nicht nur mit digitalen Problemen beschäftigen, zeigen die folgenden Lösungsansätze für globale Probleme. An vorderster Front steht dabei die Klimakrise. Um ihr entgegenzuwirken, brauche es einen umfassenden Energiewandel, sagt Carbon-Engineering-CEO Steve Oldham. Nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Firmen und Länder würden in Zukunft versuchen, den Co2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Dazu bedarf es einer massiv wachsenden CO2-Management-Industrie, die in der Lage ist, Kohlenstoffdioxid einzufangen, zu verwenden oder abzubauen. In den nächsten Jahren werden zahlreiche neue Technologien entwickelt werden, die sich diesem Thema widmen, glaubt Oldham. Er hofft auf eine Welle, die mit der industriellen und digitalen Revolution der Vergangenheit mithalten kann. In die gleiche Kerbe schlägt auch Jan Wurzbacher, der die Firma Climeworks mitgegründet hat. Auf dem Weg zum Ziel, die globale Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu halten, sei eine CO2-Abschöpfung unabdinglich. Diese werde bald in den Gigatonnen-Bereich anwachsen, stellt Wurzbacher in Aussicht. Dies könne der Menschheit sogar die Möglichkeit geben, den Klimawandel umzukehren.

Der zweite Teil dieser neuen Klima-Technologien wird der Energiewandel hin zu erneuerbaren Energien sein, sagt Thomas Laurent, CEO von Akselos. Die Kosten für die Erzeugung erneuerbarer Energien werden geringer werden, als die fossiler Brennstoffe. Laurent glaubt an ein globales Innovations-Ökosystem, das gemeinsame Lösungen erarbeitet und Entwicklungen rapide vorantreiben kann. Vor allem Offshore-Windparks sollen den wachsenden Energiebedarf stillen, möglich gemacht durch eine stärkere Digitalisierung. Durch “digital twins”, also digitale Modelle physischer Maschinen, sollen Langlebigkeit und Sicherheit garantiert werden.

Ein weiteres großes Thema für die Menschheit ist die weltweite Armut. Um die Schere zwischen Arm und Reich nicht immer weiter auseinanderklaffen zu lassen, setzt Atish Davda, CEO von Equityzen, ebenfalls auf digitale Entwicklung. Künstliche Intelligenz könnte dabei helfen, niedrigschwellig auch Menschen mit wenig Geld die Möglichkeit zu geben, ihr Geld zu verwalten und sinnvoll zu investieren.

Digitale Quantensprünge in der Medizin

In der Corona-Pandemie hat sich der hohe Bedarf an schnellen und globalen medizinischen Entwicklungen noch einmal schmerzhaft gezeigt. Kein Wunder also, dass mehrere Experten in diesem Bereich noch großes Potenzial sehen. Das geht von der Digitalisierung des Gesundheitswesens bis zur AI-beeinflussten Konzeption von Ernährung und Nahrungsproduktion. Jim Flatt, CEO von Brightseed, glaubt jedenfalls, dass die Menschen nach Corona vermehrt auf ihre grundsätzliche Gesundheit achten werden. Dies könnte einen umfassenden Wandel in der Lebensmittelindustrie nach sich ziehen, bei dem eine gesunde Ernährung in den Mittelpunkt rückt.

Durch die Weiterentwicklung von Quantenprozessoren wird sich auch in der medizinischen Forschung einiges ändern, glaub Thomas Monz, CEO von Alpine Quantum Technologies. Denn die neuen Rechner sind in der Lage, chemische oder pharmazeutische Prozesse schneller und genauer zu berechnen. Dadurch könnten teure und langwierige Verfahren abgekürzt und beispielsweise die Entwicklungsphasen neuer Medikamente erheblich reduziert werden.

Künstliche Intelligenz wird auch in der individuellen Medizin ein Kernfaktor sein, denkt Rahul Dhanda. Der Gründer von Sherlock Biosciences glaubt an eine dezentralisierte Gesundheitsversorgung, die maschinelles Lernen, Bio-Engineering und die Sharing Economy vermengt. Als Resultat könnte so eine neue Form der digitalen Diagnostik entstehen, die niedrige Kosten habe und die Mortalitätsrate erheblich senken könnte. Die vielerorts überlasteten Gesundheitssysteme könnten sich so nicht nur in einer Pandemie um die schweren Fälle kümmern und eine deutlich bessere Versorgung garantieren. In den neuen Technologien sieht auch Sizhen Wang, CEO von Genetron Health, eine große Chance, wenn es um die Bekämpfung von Krebserkrankungen geht. Früherkennung und bessere digitale Diagnosemöglichkeiten könnten dazu führen, dass Krebs deutlich besser identifiziert und behandelt werden kann, hofft Wang.