Teilweise günstiger als der Durchschnitt - Energieeffiziente Wohnungen werden bald Pflicht: Hier kaufen Sie jetzt schon günstig
Wohnungen müssen im Zuge der Klimapolitik immer energieeffizienter werden. Damit steigt auch ihr Preis. Doch nicht überall sind die Mehrkosten für bereits sanierte Wohnungen hoch. Wir haben alle 400 Städte und Landkreise analysiert.
2922 Euro mussten Sie im vergangenen Jahr beim Kauf einer Eigentumswohnung in Deutschland pro Quadratmeter investieren. In diesem Durchschnittswert sind aber viele Parameter vermischt, die sich regional in Deutschland stark unterscheiden können. Eine Wohnung in München ist eben deutlich teurer als eine auf dem thüringischen Land.
Doch noch ein Faktor ist hier nicht berücksichtigt: Sanierte Wohnungen der Energieeffizienzklassen A bis D sind deutlich teurer als ihre Pendants mit den schlechteren Klassen E bis G. Die durchschnittliche Differenz lag im vergangenen Jahr bei 651 Euro pro Quadratmeter also rund 27 Prozent des Kaufpreises. Das ergibt eine Auswertung des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitutes für den Postbank Wohnatlas 2024. Auch gegenüber einer durchschnittlichen Wohnung müssen Sie dabei immer noch 347 Euro oder 12 Prozent extra pro Quadratmeter zahlen. Bei 100 Quadratmetern summiert sich das also schon auf rund 35.000 Euro plus Nebenkosten.
Aber: Auch diese Aufpreise für sanierte Wohnungen unterscheiden sich deutschlandweit stark. Am höchsten sind sie in der Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz. Hier kostet der sanierte Quadratmeter 3505 Euro. Das sind 1667 Euro mehr als der Quadratmeter in einer durchschnittlichen Wohnung in dieser Region und somit ein Aufschlag von wahnsinnigen 90,7 Prozent. Auf mehr als 70 Prozent Aufschlag kommen Pirmasens, ebenfalls in Rheinland-Pfalz (75,3 Prozent), Emden in Niedersachsen (73,5 Prozent) und der Landkreis Oberspreewald-Lausitz in Brandenburg (73,2 Prozent). In absoluten Zahlen schwanken die Aufpreise hier je nach generellem Preisniveau der Region zwischen 982 und 1313 Euro je Quadratmeter.
In 40 Regionen sind sanierte Wohnungen günstiger als der Schnitt
In insgesamt 42 der 400 deutschen Städte und Landkreise zahlen Sie für eine energieeffiziente Wohnung mindestens 25 Prozent extra. Darunter sind mit Bremerhaven (46,5 Prozent), Mülheim an der Ruhr in Nordrhein-Westfalen (28,4 Prozent), Oldenburg in Niedersachen (28,3 Prozent) und Bielefeld in Nordrhein-Westfalen (25,2 Prozent) auch vier Großstädte. In absoluten Zahlen ist der Aufpreis im bayrischen Landkreis Miesbach mit 1682 Euro am größten. Das macht hier aber nur 20,6 Prozent aus, weil der allgemeine Quadratmeterpreis im Landkreis rund um den Tegernsee mit 8166 Euro schon einer der höchsten Deutschlands ist.
Nicht überall müssen Sie für eine energieeffiziente Wohnung aber draufzahlen. In 40 Regionen sind sanierte Objekte sogar günstiger als der Durchschnitt. Am meisten sparen Sie relativ gesehen im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt, wo ein sanierte Quadratmeter 285 Euro oder 23,6 Prozent günstiger ist als der allgemeine Durchschnitt aller Wohnungen. Der Landkreis Prignitz in Brandenburg folgt mit 20,9 Prozent. Auf Platz liegt der niedersächsische Landkreis Aurich mit 18,9 Prozent, der wegen der dort hohen Immobilienpreise mit 1171 Euro pro Quadratmeter auch die absolut größte Ersparnis bietet – und das mit weitem Abstand.
Es gibt auch einige Großstädte, in denen Sie für sanierte Wohnungen weniger bezahlen als im Durchschnitt. Das sind Koblenz in Rheinland-Pfalz (-2,6 Prozent), Heidelberg in Baden-Württemberg (-5,7 Prozent), Rostock in Mecklenburg-Vorpommern (-3,2 Prozent) sowie Chemnitz (-4,2 Prozent) und Leipzig (-2,7 Prozent) in Sachsen.
Hierauf müssen Immobilienkäufer achten
Da es logisch erscheint, dass eine sanierte Wohnung teurer ist als eine unsanierte, weil Käufer eben auch die Sanierungskosten mitfinanzieren müssen, wirkt es merkwürdig, dass es in einigen Regionen genau umgekehrt ist. Dabei ist zu bedenken, dass die Energieeffizienz eben nur einer von vielen Faktoren ist, der den Preis einer Immobilie bestimmt. Ein wichtiger anderer Grund ist die Lage. Zum Landkreis Aurich gehören etwa die Ferieninseln Juist, Norderney und Baltrum sowie einige beliebte Küstenorte auf dem Festland. In diesen Hochburgen sind die Immobilienpreise viel höher als im Rest des Landkreises.
Sind nun also sanierte Wohnungen hier deutlich günstiger als unsanierte, legt das den Schluss nahe, dass es sich bei den sanierten Wohnungen mehrheitlich um jüngere Objekte in den nicht so guten Lagen des Landkreises handelt, weil die Inseln und Küstenbadeorte eben schon mit mehrheitlich noch unsanierten Wohnungen belegt sind – oder die dortigen Wohnungen schlicht nicht auf dem Markt landen. Der Postbank Wohnatlas analysiert schließlich nur die tatsächlichen Angebote von Verkäufern, nicht den Wert aller Immobilien. Selbiges trifft etwa auch auf Heidelberg zu, wo Wohnungen in der historischen Altstadt oder nahe des Flusses einen wesentlich höheren Wert haben als in Vororten – aber diese begehrten Lagen sind eben schon besetzt.
So sind denn auch die Aufpreise für sanierte Wohnungen in den größten Städten des Landes nicht überdurchschnittlich. Lediglich Hamburg (+14,3 Prozent) und Frankfurt (+14,2 Prozent) liegen über dem Mittelwert, Stuttgart (10,8 Prozent), Berlin (10,2 Prozent), München (10,1 Prozent), Köln (8,5 Prozent) und Düsseldorf (6,5 Prozent) darunter. Auch hier gilt, dass sanierte Wohnungen meist Neubauten sind und diese eben in solchen Städten nicht mehr in den Top-Lagen möglich sind, weil diese längst bebaut wurden.
Wie hoch der Aufpreis für eine sanierte Wohnung ist, ist für Immobilienkäufer wichtig, um abzuschätzen, ob sich der Kauf lohnt. Die Vorgaben der EU sehen bis 2035 eine allgemeine Reduktion des Energieverbrauchs je Wohnung um bis zu 22 Prozent vor. Wie jedes Land das erreichen möchte, bleibt ihm überlassen. In Deutschland ist das Gebäudeenergiegesetz bisher das wichtigste Instrument, welches den Einbau klimafreundlicher Heizungen in den meisten Fällen vorschreibt. Ob darüber hinaus noch weitere Maßnahmen erforderlich sind, muss die Bundesregierung in den kommenden Jahren je nach Entwicklung entscheiden.
Wer sich heute eine Wohnung kaufen will, muss also kalkulieren, ob sich am Wunsch-Standort der Aufpreis für eine bereits sanierte Wohnung lohnt oder ob es besser ist, günstiger ein unsaniertes Objekt zu kaufen und die Sanierung den eigenen Vorstellungen entsprechend selbst umzusetzen. Letzteres ist definitiv mit mehr Arbeit verbunden, kann langfristig aber Vorteile haben – zum einen finanziell, zum anderen aber auch dadurch, dass Sie sich dadurch vielleicht eine Wohnung in einer besseren Lage leisten können, in der sanierte Objekte derzeit nicht oder nur völlig überteuert angeboten werden.